Ausstellung des Heimat- und Geschichtsvereins Obertshausen über Kunst auf Ostereiern im Karl-Mayer-Haus
Offenbach Post vom 15. Februar 2024, von Michael Prochnow
Kaum prangt das Aschekreuz auf der Stirn, sind die Ostereier schon verteilt und im Karl-Mayer-Haus müssen Besucherinnen und Besucher auch nicht lange nach den verzierten Symbolen des Auferstehungsfestes suchen: Die wahren Kunstwerke liegen im hellen Schein der Vitrinen im Erdgeschoss des Werkstattmuseums. Dort hat der Heimat- und Geschichtsverein gerade die Ausstellung von Hildegard Flechsenhar eröffnet.
Die Seligenstädter Handarbeitskünstlerin zeigt mit selbst gefertigten und gesammelten Exponaten, wie vielfältig, kunstvoll und schier unerschöpflich die Gestaltung des Objektes Ei, genau genommen, dessen Schale ist. Die Leiterin der Klöppelgruppe präsentiert Motive in Böhmerwäldler Kratz-Technik, Biedermeier-Eier und in Exemplare mit aufgeklebten Collagen.
Zur Auswahl gehören Klosterarbeiten von Nonnen, die eigene Techniken entwickelt haben, um die Altarräume der Kirchen zu dekorieren. Diese Tätigkeit wurde den Ordensleuten nach einem Konzil jedoch verboten, sie wurde in den Bauernstuben fort- geführt. Adlige versuchten, mit barocken Stickereien und Schleifchen auf den Schalen „ihre Macht zu demonstrieren“, erläutert die Ausstellerin.
Es entstanden Formen auf dem zerbrechlichen Grund wie die Bleistiftzeichnung einer Taube. Hildegard Flechsenhar gestaltete den Symbol-Vogel nach einem Vorbild eines iranischen Malers und Kalligrafen zu arabischen Schriftzeichen, die das Wort „Frieden“ wiedergeben. Für die Kratzbilder wird als Grundstruktur ein Gittermuster aufgetragen, auf dem mit feinen Stiften Figuren eingekratzt werden.
Zu den bunten Leihgaben gehört auch ein Hasengärtchen mit einem Zaun aus Rüben. Für die Pappeier aus dem Erzgebirge werden Papierschnipsel in Kleister übereinander auf eine Holzeiform gelegt, deutet die Expertin auf die Exemplare, die in dieser Technik gefertigt wurden. Andere Hühner-Produkte sind mit geklöppelten Hasen im Biedermeier-Stil verkleidet. Aus dieser Epoche stammen auch die Eier mit Kurbel: Mit ihr lässt sich ein schmales Band mit einer geheimen Liebes-Botschaft an die Angebetete in Sütterlinschrift aus der Schale drehen.
Ein anderes Exemplar ist mit einer Collage aus Briefmarken verhüllt, die zur Meisterschaft von Borussia Dortmund 1996 herausgegeben wurden. Hinter Glas ist auch ein aufgebrochenes Ei zu sehen, aus dem ein Bissen Brot ragt: „So haben die Deut- schen früher getunkt, um Eigelb und Eiweiß zu essen“, sagt die Kunstschaffende.
Die Sonderausstellung „Rund ums Oster-Ei und Oster-Hasen“ der Künstlerin Hildegard Flechsenhar war vom 14. Februar bis 29. März im Werkstattmuseum „Karl-Mayer-Haus“ zu sehen. Am 25. Februar wurde zusätzlich ein kleiner Ostermarkt angeboten, der sich ebenfalls großer Beliebtheit erfreute.