Irgendwann gehen die Wolken auf
Ausstellung im Karl-Mayer-Haus zeigt Werke des Illustrators Robert Scheffner
Offenbach Post vom 15. April 2024 – von Steffen Gerth
„Irgendwann, irgendwann gehen die Wol- ken auf. Und du bist frei. Irgendwann, irgendwann geht für dich alles auf, auf.“ Wenn das keine optimisti- schen Zeilen sind, die Maite Kelly singt in „Flieg mit mir“, dem „Püttchen-Song“, dem Soundtrack zur Kinderbuch- reihe über das Engelchen „Püttchen“ von Kelly als Autorin sowie den Illustratoren Joëlle Tourlonias – und Robert Scheffner aus Obertshausen.
Kein „gelernter“ Künstler, sondern Zahntechniker
Wer zum ersten Mal Scheffners Arbeiten sieht, egal, ob als Bilder oder als Puppen etwa in seinem Trickfilm „Mortimer und die verschwundenen Dinge“, bekommt ein wohliges Gefühl von kitschfreier Romantik. Scheffner erschafft eine Märchenwelt, in der selbst das Böse gut aussieht – und die einfach eine Fantasiegeschichte erzählt, ohne zu belehren. Ein bisschen erinnern diese Figuren obendrein an die liebevollen „Sandmännchen“-Puppen aus dem DDR-Fernsehen.
Am Freitag wurde im Karl-Mayer-Haus eine Ausstellung mit den Werken Scheffners eröffnet. Es war eine gute Idee, bereits ab Nachmittag Kinder hereinzubitten, damit diese selbst zeichnen und malen können. Denn das ist ja die Anhängerschaft des Meis- ters. Wobei für ihn wohl zutrifft: „Ein gutes Kinderbuch muss die Qualität haben, dass es ein Erwachsener mit Genuss und Einsicht liest“, wie es Hans-Joachim Gelberg gesagt hat, ein Freund des Kinderbuchautoren Janosch.
Scheffner selbst war bis kurz vor Ausstellungseröffnung bei der 61. Internatio- nalen Kinderbuchmesse in Bologna, und dort war der Obertshausener offenbar ein gefragter Mann. Zu Halloween 2023 kam sein Buch „Rufus ist sauer“ erfolgreich auf den Markt. Es geht um einen Kürbis, der so lieb ist, dass er einfach nicht dem Anspruch eines Gruselfests entspricht. Die Geschichte ist so erfolgreich, dass sie nun in die zweite Auflage geht, berichtet Scheffner. Das Nachfolgewerk für Halloween 2024 heißt: „Hornbert ist süß“ und erzählt vom gleichnamigen Einhorn, das Schluckauf hat – und mit jedem Hickser etwas Gruseliges in etwas Süßes verwandelt.
„Die Geschichten schreibe ich zuerst für mich. Wenn sie dann noch anderen gefallen, ist das umso besser“, sagt Scheffner. Das klingt kokett. aber vielleicht muss man so denken als Märchenerzähler, erst einmal gedanklich in ei- ne andere Welt fliehen, das Kommerzielle entsteht von alleine. Bestenfalls.
Dabei ist Scheffner kein „gelernter“ Künstler – sondern Zahntechniker. Vor dem Studium. Dadurch habe er das Fingerspitzengefühl erworben, um Puppen aus Materialien wie der Modellier- masse Fimo und Draht zu basteln, hat er einmal gesagt.
Die Ausstellung im Werkstattmuseum „Karl-Mayer-Haus“ war vom 14. April bis zum 14. Juli 2024 zu sehen.
Bilder von der Vernissage am 12. April 2024
Bilder von der Ausstellung