Erster evangelischer Gottesdienst war heute vor 100 Jahren

Die Joseph-von-Eichendorff-Schule im Jahr 1940: Im Obergeschoss des Gebäudes wurde bereits 1919 der erste evangelische Gottesdienst in Obertshausen gefeiert.
© HGV (repro)

Die Joseph-von-Eichendorff-Schule im Jahr 1940: Im Obergeschoss des Gebäudes wurde bereits 1919 der erste evangelische Gottesdienst in Obertshausen gefeiert.
© HGV (repro)

St. Josef, St. Pius in Hausen, Herz Jesu und St. Thomas Morus in Obertshausen – gleich vier katholische Gotteshäuser zählt die Stadt heute. Auch in ihrer Vergangenheit vor der Zusammenlegung waren die beiden Ortsteile stets katholisch geprägt.

Obertshausen – Daran habe auch die Einführung der Reformation und das Wirken Erasmus Alberus, ein enger Vertrauter Luthers und selbst Reformator, in der Region nichts ändern können, berichtet der Heimat- und Geschichtsverein (HGV) Obertshausen. Gerade einmal zwölf evangelische Einwohner hatte Hausen im Jahr 1900, in Obertshausen waren es zu diesem Zeitpunkt 45. Das hat sich inzwischen geändert, aus der einstigen Diaspora ist mit der Waldkirche inzwischen eine lebhafte Gemeinde an der Schönbornstraße gewachsen. Die erinnert an den ersten evangelischen Gottesdienst in Obertshausen, der heute genau vor 100 Jahren am 18. Mai 1919 stattgefunden hat – damals noch in den Räumen der heutigen Joseph-von-Eichendorff-Schule.
Fünf Jahre zuvor, im Herbst 1914, hatte sich mitten im Ersten Weltkrieg ein Sammelverein gebildet mit dem Ziel, für die Evangelischen Christen in Hausen und Obertshausen einen eigenen Gottesdienst einzurichten, berichtet HGV-Vorsitzender Armin Paul. Der hatte in Obertshausen 25, in Hausen 15 Mitglieder. „Unseres Wissens nach war dieser Sammelverein die erste gemeinsame Aktion von Evangelischen aus Hausen und Obertshausen“, erzählt er.

In der Kirchenchronik ist dazu vermerkt: „Am Kantate-Sonntag (18.05.1919) fand in Obertshausen unter großer Beteiligung und Begeisterung im linken oberen Saal der Neuen Schule der erste evangelische Gottesdienst statt: alle vier Wochen von da an.“ Dieses Ereignis werde vom Chronisten kurz nach Ende des Ersten Weltkrieges als „ein Lichtblick in dunklen Zeiten“ gewertet. Der Grundstein für eine evangelische Gemeinde in Obertshausen war damit gelegt.

Es sollte allerdings weitere dreißig Jahre dauern, bis erste Baupläne für eine eigene Kirche geschmiedet wurden, die 1953 zur Einweihung der heutigen Waldkirche führten. „Dies war nötig geworden, da nach dem zweiten Weltkrieg die Anzahl der Evangelischen stark anstieg“, erläutert Paul. „Die Waldkirche ist übrigens der erste Bau, der genau auf der Grenze zwischen den Orten Obertshausen und Hausen gesetzt wurde“, fügt er hinzu. „Man könnte dem damaligen Kirchenvorstand unter der Leitung von Pfarrer Schilling daher eine prophetische Voraussicht unterstellen, was das Zusammenwachsen der beiden Orte betrifft.“ Neben dem Pfarrhaus im Hasenwinkel entstand dort 1977 – dem Jahr, in dem aus den beiden Orten einer wurde – auch das Gemeindehaus.

So schreibt der ehemalige Pfarrer Volker Lotz in einem Zeitzeugenbericht, der in der neuen Stadtchronik erschienen ist: „Unsere Waldkirche steht im Zentrum der Stadt. Möge so auch Christus im Lebenszentrum vieler Menschen sein.“  

thh