Gut besuchte Ausstellung im Museum Obertshausen

„Patchwork und Spitze“ begeistert das Publikum“

Am 10. Januar wurde die aktuelle Ausstellung der Deutschen Spitzengilde e.V. im Werkstatt-Museum „Karl-Mayer-Haus“ in Obertshausen eröffnet. Seitdem haben sich zahlreiche Besucherinnen und Besucher im Museum eingefunden und die ausgestellten Werke bewundert.

„Patchwork und Spitze, das ist wie Käse und Wein oder Whiskey mit Schokolade. Jedes für sich ist wunderbar, im Duett stoßen sie die Tür zu einer neuen Dimension auf.“ So beschrieb eine Besucherin die Ausstellung.

Initiiert von der Deutschen Spitzengilde e.V. werden Quilts gezeigt, die – ganz in Weiß – Spitzen aus Großmutters Schublade hervorgeholt und sie aus ihrem Dornröschenschlaf erweckt haben. Beim genauen Betrachten sieht man eingearbeiteten Spitzendeckchen, Spitzentaschentücher oder Gestricktes, Geklöppeltes, Teneriffa-Spitze, Occhi und andere Spitzenarten. Dreidimensionale Objekte aus Stoff oder Garn verschmelzen gemeinsam mit kunstvollen Quiltlinien zu Bildern. Die Weißstickerei alter Bettbezüge, ein Babyhäubchen und ein Schlabberlätzchen leben ihr zweites Leben als Blickfang im Quilt. Weiß und sehr aufwändig gequiltet waren und sind meistens auch die traditionelle Amish Quilts.

In der Ausstellung sind neben Weißquilts aber auch viele bunte Quilt-Werke sind zu sehen, teilweise in sehr aufwändiger Verarbeitung. So z. B. der Quilt „Schönheit und Gefahr des Wassers“, der mit überzeugender Farbkonzeption und unterschiedlichen Spitzendetails entwickelt wurde; auch eingearbeitete Perlchen und Glitzerelemente zeigen hier eine beeindruckende Kombination von alter Technik und modernem Design.

Ein Quilt besteht aus drei Lagen. Die Oberseite, auch Top genannt, ist typischerweise eine Patchworkarbeit, also eine aus Stoffstückchen zusammengesetzt Fläche. Es könnte aber auch ein gemusterter Stoff sein, dessen Muster dann mit Stichen nachgezeichnet wird oder ein einfarbiger Stoff, der mit kunstvollen Quiltnähten verziert wird. Als zweite Lage dient ein wärmendes Vlies oder auch eine alte Decke. Danach folgt die Rückseite. Die drei Lagen werden mit winzigen Stichen zusammengenäht. Die Steppnähte können sowohl mit der Hand als auch mit der Maschine genäht werden. Als Ergebnis erhält man eine robuste Steppdecke.

Patchwork- und Quiltarbeiten bieten die Möglichkeit, kleine Stoffreste zu verwerten und wunderbar Neues daraus entstehen zu lassen. Egal, ob zum praktischen Nutzen als wärmende Decke oder als Dekorationselement an der Wand. Besonders bei der japanischen Boro-Technik wurde dieses Upcycling angewendet: alte, schadhafte Kimonos wurden geflickt, konnten als Arbeitskimonos noch getragen werden und endeten in letzter Konsequenz als Putzlappen. Nachhaltigkeit in Perfektion.

Bereits lange vor unserer Zeitrechnung wurde schon gequiltet. Ob der Ursprung dieser Technik in China oder im Vorderen Orient liegt – darüber sind Experten sich jedoch nicht einig. Die ältesten erhaltenen Patchwork-Quilts findet man in einem Museum in Kairo. Sie sind rund 3000 Jahre alt.

Patchwork verbreitete sich im Laufe der Zeit bis nach Europa; europäische Auswanderer nahmen Anfang des 17. Jahrhunderts diese Handarbeitstechnik mit nach Amerika. Dort wurde Patchwork und Quilten zu einer Volkskunst. In den wilden Tagen der Pionierzeit saß man zusammen und arbeitete gemeinsam an einem Quilt. Die soziale Einrichtung dieser Tage nannte sich Quilting-Bees, bienenfleißige Handarbeiterinnen. Erst in den vergangenen Jahrzehnten strebt Patchwork und Quilten in Handarbeitskreisen zu neuer Blüte auf.

Die Ausstellung wirkt inspirierend und ist für vielseitig interessierte Kreative sehr zu empfehlen.

Sie ist noch bis zum 13. April zu sehen. Das Werkstatt-Museum „Karl-Mayer-Haus“ ist jeden 2. und 4. Sonntag im Monat jeweils von 14 bis 17 Uhr geöffnet.

Interessierte können sich bei Anne Urban melden unter 0170 2627229.

Impressionen von der Ausstellung