17. Oktober 2021

O18 – St. Thomas Morus

O18 St. Thomas-Morus-Kirche (Internet)

Durch die schnell wachsende Zivilgemeinde nach dem zweiten Weltkrieg, wird in Obertshausen die Gründung einer zweiten Pfarrei erforderlich. Im Dezember 1966 zählt man 5129 Katholiken und 2560 Evangelische Christen bei einer Einwohnerzahl Obertshausens von 8070.

Erste Planungen für die Bildung einer neuen Pfarrei gibt es aber schon ein paar Jahre früher. Denn bereits im Jahr 1953 sagt die politische Gemeinde Obertshausen der Pfarrei Herz Jesu zu, bei der Erschließung des Neubaugebietes etwa 7000 Quadratmeter für den Bau eines neuen katholischen Pfarrzentrums auszuweisen. Das starke Anwachsen der Zivilgemeinde macht auch den Bau weiterer Kindertagesstätten notwendig. So entsteht auf dem Gelände an der Franz-Liszt-Straße als erstes Gebäude die zweite katholische Kindertagesstätte in Obertshausen, die am 28. Oktober 1968 Ihrer Bestimmung übergeben wird. Der finanzielle Anteil der Pfarrei Herz Jesu dafür beträgt 74.400 DM.

Mit Wirkung vom 1. Juni 1968 wird das Gebiet der Pfarrei Herz Jesu geteilt und die Pfarrei St. Thomas Morus gegründet. In diesem Jahr wohnen in dem neuen Teil Obertshausens bereits rund 2900 Katholiken. Der seit dem 1. Mai 1967 in der Pfarrei Herz Jesu tätige Kaplan Hans Hix wird als Pfarrverwalter in der neuen Pfarrei eingesetzt. Er wird beauftragt, den Bau eines vorläufigen Gottesdienstraumes und eines Pfarrhauses in die Wege zu leiten.

Im April 1969 stimmt das Bischöfliche Ordinariat dem Bau eines Pfarrsaales und Pfarrhauses für St. Thomas Morus zu. Am 29.11.1969 nimmt Generalvikar Ludwig Haenlein die Einweihung des Pfarrsaales als Behelfskirche vor. Pfarrer Hans Hix kann das neue Pfarrhaus am 27.07.1970 beziehen.

Im Dezember 1971 beginnen konkrete Verhandlungen wegen des Neubaus einer Kirche. Im Oktober 1973 wird bei einem Architektenwettbewerb, an dem fünf Architekten beteiligt sind, der Entwurf von Kurt Kleefisch, Bonn einstimmig ausgewählt. Architekt Friedrich Kahl, Offenthal wird mit der Bauleitung beauftragt. Ein Jahr später, im Oktober 1974, beginnen dann die Bauarbeiten. Die Ausführung des Rohbaus wird von der Firma Hoch-Tief aus Aschaffenburg durchgeführt. Eine besondere Herausforderung ist dabei, dass das Dach der neuen Kirche innerhalb eines Tages gegossen werden musste.

Die feierliche Grundsteinlegung wird am 14. Juni 1975 durch Domdekan Ludwig Haenlein vollzogen. Eine Kopie der Urkunde für den Grundstein ist auf dieser Seite im Bildbereich zu finden. Bereits zwei Monate später, am 22. August 1975, kann das Richtfest der neuen Pfarrkirche St. Thomas Morus mit Hermann Kardinal Volk, Bischof zu Mainz gefeiert werden. Die Einweihung findet am 13. Juni 1976, ebenfalls durch Hermann Kardinal Volk statt.

Die neue Kirche entspricht in ihrer inneren Gestalt den Bauten nach dem zweiten Vatikanischen Konzil. Der Zelebrationsaltar ist hier näher an die Gemeinde gerückt, die Bankreihen im Halbkreis um den Altar angeordnet. Der Priester steht während der Messe nicht mehr mit dem Gesicht zum Altar, sondern ist nun der Gemeinde zugewandt. Auch die äußere Gestalt der Kirche hat sich dadurch verändert. Statt der alten, auf den Hochaltar in der Apsis am östlichen Ende des Kirchenschiffs ausgerichteten Form der Kirche, experimentiert man nun mit runden, quadratischen und elliptischen Formen. Das zweite Vatikanische Konzil hat für den Kirchenbau „Einfachheit“ und „Edle Schönheit“ gefordert. Viele Architekten setzten diese Vorgabe in Formen des zeitgenössischen „Minimalismus“ und „Funktionalismus“ um. (zitiert nach Wikipedia). Auch beim Bau der St. Thomas-Morus-Kirche folgte der Architekt diesen Vorgaben.

Architekt Kurt Kleefisch schreibt dazu in der Festschrift:

„Der Kirchenraum ist auf einer quadratischen Grundfläche errichtet, die von einem Balkenkreuz überdeckt ist. Unter dem durch dieses Balkenkreuz gebildeten kleineren Bereich liegt die Altarinsel, die durch das von oben einströmendem Tageslichte besonders hervorgehoben wird. Auch von außen hebt sich der Altarraum durch ein steil ansteigendes Pultdach ab, an dessen Stirnseite ein großes Fenster viel Licht in den Chorraum bringt.

Um den Altar schart sich die Gemeinde in die Bankblöcken. Diese Anordnung bringt die Gläubigen näher an den Altar. Der Raum fasst 360 Sitzplätze und die größte Entfernung der hintersten Sitzplätze zum Altar beträgt nur 15 Meter.

Den Laienraum überdeckt ein zum Altarraum hin abfallendes Dach. Durch diese Bewegung des Raumes – noch unterstützt durch die ebenfalls sich zum Chorraum absenkenden großen Balken des kreuzförmigen Tragegerüstes – wird die Gemeinde optisch zum Altar hingeführt.

Nach außen wird die innere Gliederung des Kirchenraumes dynamisch sichtbar durch die in einer Gegenbewegung ansteigenden Fläche der Pultdächer. Diese Dachform wiederholt sich auch auf der Werktagskapelle und dem Sakristeibau und gibt dem Kirchbau ein charakteristisches Gepräge.

Neben dem Kirchenraum liegt ein Kapellenraum für die Werktagsgottesdienste mit 48 Sitzplätzen. Diese Kapelle öffnet sich an einer Langseite zum Kirchenraum, so dass die Plätze hier an Sonn- und Feiertagen in den Gottesdienst des großen Raumes einbezogen werden können.

Ein niedriger beiderseits offener Gang trennt die Werktagskapelle vom Kirchenraum. Die Kapelle vermittelt so einer kleinen Gemeinde das Gefühl einer größeren Geborgenheit. Hier ist auch der Ort für das persönliche Gebet und für die Beichte.

Das Tageslicht fällt in den Kapellenraum von oben durch den mächtigen Holzbinder, der die ganze Öffnung zur Kirche überspannt.

Der Standort des Allerheiligsten ist zwischen Kirche und Werktagskapelle. Aus beiden Räumen schauen die Gläubigen auf das Sakrament und der in der Werktagskapelle Eintretende hat es sofort vor Augen.

Die künstlerische Ausstattung des Kirchenraumes mit Hauptaltar, Sakramentenstele, Sedilien, Abo, Nebenaltar und Apostelleuchter schuf der Kölner Bildhauer Hein Gernot. Er wählte als Stein den grau-grünen, italienischen Peperino, der einen schönen Kontrast zu den roten Ziegelausfachungen der Innenwände bildet. Den Tabernakel, die Sitze der Sedilien, die Apostelleuchter und die Weihwasserbecken schuf er aus gegossenem Aluminium.“

Durch großzügige Spenden konnte bereits das vollständige Geläut angeschafft werden. Die Glocken sind in der Glockengießerei Schilling, Heidelberg hergestellt worden und tragen die folgenden Namen:

Die Josefsglocke (1.100 kg) mit der Inschrift „Meine Zeit steht in deinen Händen“

Die Margarethenglocke (750 kg) trägt die Inschrift „Herz, lass uns Gnade finden vor deinem Angesicht.

Die Friedensglocke (650 kg) trägt die Inschrift „Meinen Frieden gebe ich euch“

Die Marienglocke (450 kg) trägt die Inschrift „Die Wille geschehe auf der Erde wie im Himmel“

1978 erfolgt der Einbau der Buntverglasung und ein Jahr später können die Orgel und der Kreuzweg folgen. Entwurf und Fertigung des Kreuzweges stammen von Marienbruder Paul Rothgerber. Sie sind in der Schönstätter Goldschmiedewerkstatt, Vallendar hergestellt worden. Die Stationen sind aus Beton und wurden handmodeliert.

Am 30 Juni 1981 verlässt Pfarrer Hans Hix die Pfarrei St. Thomas Morus und übernimmt die katholische Kirchengemeinde St. Johannes der Täufer in Bad König. Dort bleibt es bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand im Jahr 2003. Pfarrer Hans Hix verstirbt am 27. März 2023 in seiner Heimatgemeinde Groß-Zimmern und wird dort beigesetzt.

1978 erfolgt der Einbau der Buntverglasung und ein Jahr später können die Orgel und der Kreuzweg folgen. Entwurf und Fertigung des Kreuzweges stammen von Marienbruder Paul Rothgerber. Sie sind in der Schönstätter Goldschmiedewerkstatt, Vallendar hergestellt worden. Die Stationen sind aus Beton und wurden handmodeliert.

Am 30 Juni 1981 verlässt Pfarrer Hans Hix die Pfarrei St. Thomas Morus und übernimmt die katholische Kirchengemeinde St. Johannes der Täufer in Bad König. Dort bleibt es bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand im Jahr 2003. Pfarrer Hans Hix verstirbt am 27. März 2023 in seiner Heimatgemeinde Groß-Zimmern und wird dort beigesetzt.

In einem feierlichen Hochamt wird der in Klausberg/Oberschlesien geborene Pfarrer Herbert Schega am 1. August 1981 von Dekan Dieter Ludwig aus Heusenstamm in sein neues Amt in der Pfarrei St. Thomas Morus eingeführt. Vier Jahre später übernimmt Pfarrer Herbert Schega, bedingt durch Pfarrer Emil Neidigs Versetzung in den Ruhestand auch die Pfarrei Herz Jesu. In Pfarrer Schegas Zeit in Obertshausen fällt der Neubau und die Einweihung des Pfarrsaals der Pfarrei Herz Jesu und der Umbau und Neugestaltung des Pfarrsaals von St. Thomas Morus im Jahr 1987. Im selben Jahr verlässt Pfarrer Herbert Schega Obertshausen und wechselt zur Pfarrei St. Michael in Viernheim.

Am 29. November 1987 wird Pfarrer Norbert Hofmann der dritte Pfarrer von St. Thomas Morus und hat dieses Amt bis heute inne.

In der Zeit ihres Bestehens hat die Kirche etliche Veränderungen und Ergänzungen erfahren. 1993 wird der Zelebrationsaltar auf Empfehlung des Mainzer Bischofs Kardinal Lehmanns gedreht. 1997 erhält die Kirche ein in Lorsch geschnitzten Holzkreuz. Es stammt vom Atelier für Holzkunst und Bildhauerei, Adam Huba. 1998 wird ein neuer Taufstein von dem Obertshausener Künstler Christoph Schindler aus Peperinogestein aus Orvieto/Bolsena in der Nähe von Rom geschaffen. Zu seinem 60. Geburtstag im Jahr 2016 schenkt Pfarrer Norbert Hofmann seiner Gemeinde ein großes Caravaca-Kreuz, dass die Besucher von nun an vor der Kirche begrüßt.

Seit 2014 beherbergt die Kirche eine Blutreliquie von Papst Johannes Paul II., der am 27. April 2014 von Papst Franziskus heiliggesprochen wurde, und darf sich somit nun auch Pilgerkirche nennen. Neben der Statue des Patrons der Kirche, St. Thomas Morus, wird im Jahr 2016 eine Statue von Johannes Paul II. aufgestellt. Es ist die größte Statue dieses Papstes in einer deutschen Kirche und wurde vollständig durch Spendengelder finanziert.

Eine Reliquie (von lateinisch reliquiae, „Zurückgelassenes“, „Überbleibsel“) ist als Gegenstand kultischer religiöser Verehrung ein irdischer Überrest der Körper oder Körperteile von Heiligen oder ein Überbleibsel des jeweiligen persönlichen Besitzes. Die Verehrung von Reliquien in der katholischen und den orthodoxen Kirchen gilt als Ausdruck der Heiligenverehrung, die die Bildnisse der Heiligen und deren Reliquien, gemäß der Überlieferung, in Ehren hält. (Quelle: Wikipedia)

In einem Pressebericht des Bistums Mainz zur Blutreliquie heißt es dazu:

„Mit einem Festgottesdienst hat die Gemeinde Obertshausen-St. Thomas Morus die Ankunft einer Blutreliquie des heiligen Johannes Paul II. gefeiert. Hauptzelebrant des Gottesdienstes am Montag, 28. Juli 2014 war der Mainzer Generalvikar, Prälat Dietmar Giebelmann.

Wörtlich sagte er: „Eine Pfarrei unseres Bistums und damit das gesamte Bistum Mainz empfangen heute diese Reliquie und mit ihr die Botschaft, dass wir aus dem Beispiel, das uns Papst Johannes Paul II. gegeben hat, leben dürfen. Mit der Reliquie zeigen wir, dass wir als Kirche in Gemeinschaft mit dem Heiligen Vater leben und Weltkirche sind.“ Bei der Reliquie handelt es sich um einen Blutstropfen des früheren Papstes auf weißem Leinenstoff. Das Blut stammt aus einer Eigenblutspende von Johannes Paul II. Die Reliquie wird künftig in einem Reliquiar im Chorraum der Kirche für die Gläubigen sichtbar sein.

Der Obertshausener Pfarrer Norbert Hofmann hatte 2013 nach einer Pilgerreise der Kolpingsfamilie „Auf den Spuren von Johannes Paul II.“ in Polen bei Kardinal Stanislaw Dziwisz, dem früheren Privatsekretär des Papstes und heutigen Erzbischof von Krakau, eine Blutreliquie erbeten. Vermittelt wurde die Reliquie durch den Jesuitenpater Adam Zak aus Krakau, der seit Jahrzehnten Urlaubsvertretungen in Viernheim übernimmt. Bislang gibt es nach Angaben von Pfarrer Hofmann in Deutschland Blutreliquien von Johannes Paul II. nur in Berlin, Hamburg, Köln, Würzburg, Aschaffenburg und Leutkirch.“