26. September 2023

O16 Die Kapelle am Rembrücker Weg

O16 Die Kapelle am Rembrücker Weg (Internet)

Dr. Peter Bruder schreibt in seiner Chronik von 1907 über die Kapelle folgendes:

„Im Jahr 1858 ließ die „Base Evel“, die Stiefschwester meines Vaters und die Frau des Bürgermeisters Wilhem Bauer, die Mutter-Gottes-Kapelle bauen, außerhalb des Ortes, wo der Heusenstammer und Rembrücker Weg in die Ortsstraße münden. Die Kapelle wurde an Sonntag-Nachmittagen fleißig besucht. Drei Tage vor ihrem Tod besuchte meine schon fast sterbende Mutter nochmals diesen Ort des Trostes, betete darin drei Stunden lang und das am 25. November 1861, ging dann heim, legte sich wieder zu Bett und starb am 27. November.“ (Seite 62)

„Als Bischof Wilhelm Emmanuel Freiherrn von Ketteler (wenn ich nicht irre) im Jahr 1851 zum ersten Mal nach Obertshausen kam, durfte ihm mein Vater durch eine kurze Ansprache in der Kirche begrüßen. Die Schule besuchte er regelmäßig. … Empfangen wurde er am „neuen Born“, da wo jetzt das Mutter-Gottes-Kapellchen steht.“ (Seite 63)

In der Kapelle selbst befindet sich ein Altar mit einer Pietà, also einer künstlerischen Darstellung Marias als Mater Dolorosa (Schmerzensmutter) mit dem Leichnam des vom Kreuz abgenommenen Jesus.

Weiterhin befindet dort ein Gnadenbild mit dem Titel „S. Maria de Perpetuo Succursu“, auf deutsch „Unserer Lieben Frau von der immerwährenden Hilfe“. Es ist eine Darstellung der Mutter Gottes mit Jesus auf dem Arm. Die Gottesmutter ist auf Goldgrund dargestellt. Sie trägt ein rotes Unter- und ein dunkelblaues glänzendes Obergewand mit einem Stern auf dem Kopfschleier; diesen umgibt der Heiligenschein. Die griechischen Abbreviaturen „MP“ und „ΘY“ für die Wörter „Mutter“ und „Gottes“ auf beiden Seiten kennzeichnen sie als „Mutter Gottes“ (Μήτηρ Θεού). Auf dem linken Arm trägt sie das in Grün und Gold gekleidete Jesuskind. Das Haupt des Kindes ist mit einem Kreuznimbus umgeben, rechts daneben steht die Abbreviatur „IC-XC“ für den Namen „Jesus Christus“ (Ἰησοῦς Xριστός).

Das Kind wird von der linken Hand der Mutter gehalten und greift mit beiden Händen nach ihrer rechten. Sein Kopf ist jedoch abgewandt, und der Blick geht zu dem Kreuz hinüber, das der Erzengel Gabriel trägt. Wie durch eine Bewegung vorahnenden Erschreckens hat sich von dem einen Fuß die Sandale gelöst und fällt zu Boden.

Beidseitig des Marienhauptes schweben Engel, die in verhüllten Händen die Leidenswerkzeuge Christi tragen. Auch sie sind durch griechische Buchstaben als die Erzengel Michael und Gabriel gekennzeichnet.

Das Ikonengemälde in griechisch-orthodoxer Darstellung stammt aus dem 14. Jahrhundert. Nach wechselnden Stationen wurde das Original 1867 von Papst Pius IX dem Redemptoristenorden für seine römische Kirche St. Alfonso anvertraut, wo es seither den Hochaltar schmückt.

In Deutschland wurde dieses Gnadenbild u. a. durch Wilhelm Emmanuel von Ketteler bekannt gemacht, der es vom Ersten Vatikanischen Konzil aus Rom mitbrachte und als Kopie auf seinem Grab in Mainz aufstellen ließ. In vielen Kirchen aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert finden sich Kopien des Bildes, als Druck wurde und wird es vervielfältigt und für die häusliche Andacht verwendet. (Quelle Wikipedia)

An Christi Himmelfahrt 1994 wurden zwei Reliefs links und rechts des Eingangs angebracht. Links ist St. Thomas Morus und rechts St. Nikolaus zu sehen, die Patrone der beiden katholischen Kirchen im Stadtteil Obertshausen.

Im Heimatboten konnte man dazu den folgenden Artikel lesen:

„Eine weitere Aufwertung erfuhr die Kapelle in der Ortsmitte des Stadtteils Obertshausen an Christi Himmelfahrt. Bei der Prozession zwischen beiden Pfarrkirchen weihte Pfarrer Norbert Hofmann zwei neue Reliefs am Eingang des Kirchleins. Sie zeigen die Patrone der beiden Gemeinden, den heiligen Nikolaus und den heiligen Thomas Morus.

Niemand konnte sich erinnern, wie einst der Raum zwischen den Sockeln und den kleinen Dächern links und rechts des Portals ausgefüllt war, Die Innen- und Außenrenovierung rückte das Kleinod an zentralem Platz wieder in das Blickfeld der Passanten. Umso mehr fiel die Leere an der Vorderseite auf.

Auch Obertshausens Stadtverordnetenvorsteherin Hildegard Bühl schlug vor, die freie Fläche angemessen auszufüllen und sann nach entsprechenden Möglichkeiten. An Ideen mangelte es schließlich nicht, jedoch an Mitteln zur Finanzierung eines Vorhabens.

Die Bezirkssparkasse Langen-Seligenstadt entledigte die Stadt jetzt von dieser Hürde. Der Obertshausener Niederlassungsleiter Wolfgang Seidel sagte die Übernahme der kompletten Kosten für die Erstellung von zwei Sandsteinbildern zu, die der Künstler Detlef Miseer entwarf.

Der Bildhauer aus Klingenberg-Röllfeld schuf aus dem gleichen Material bereits den Brunnen am Einkaufspark, der in der Bevölkerung auf große Beachtung stieß. Die Kommune verschönerte zuvor die Anlage an der Ecke Heusenstammer Straße / Rembrücker Weg mit neuen Blumenbeeten.

Künftig werde es an der Straßenkreuzung noch etwas ruhiger werden, versprach Bürgermeister Josef Seib. Plakatwände sollen dann nicht mehr dem Gotteshaus zur Seite gestellt werden. Pfarrer Hofmann wies auf die beiden Heiligenfiguren hin, die jeweils der anderen Gemeinde zugewandt angebracht wurden.

Daraus könnte man schließen, dass beide Pfarreien noch enger zusammenarbeiten mögen, meinte Hofmann. Auf den Namen des einen Bischofs von Myra in Kleinasien, Nikolaus, wurde die erste Kirche Obertshausens geweiht, die später von Herz Jesu einverleibt wurde.“

Offen bleibt momentan noch, warum bzw. aus welchem Anlass die Kapelle im Jahr 1858 gebaut wurde. Da sie den Namen „Mutter-Gottes-Kapelle“ erhielt, könnte es etwas mit dem Umstand zu tun haben, dass im Jahre 1854 von Papst Pius IX das Dogma über die unbefleckte Empfängnis Mariens in Kraft gesetzt hat. Dies könnte dann zum Bau der Kapelle als besonderen Ort für die Marien-Verehrung geführt haben.