H05 Marktplatzarktplatz
Hausen hat sich als Dorf entlang einer einzigen, langgezogenen Straße entwickelt. Von daher fehlte hier ein Platz in der historischen Ortsmitte, wie ihn viele andere Orte haben. Der heutige Marktplatz lag Anfang des 20. Jahrhundert noch dort, wo früher der Ort zu Ende war. Erst mit dem Bau der St. Josefskirche im Jahr 1899, der neuen Schule (Friedrich-Fröbel-Schule) im Jahr 1902 und der beginnenden Bebauung der Seligenstädter-, Fröbel- und Karlstraße, rückte der Marktplatz mehr ins Zentrum des Ortes. Den Namen Marktplatz hat dieser Ort vom Volksmund erhalten.
Woher der Name kommt bleibt also bis heute im Dunkeln, da es keine Nachweise über einen hier regelmäßig stattfindenden Markt gibt. Einer mündlich überlieferten Spur kann aber in Zukunft einmal nachgegangen werden. Der Volksmund berichtet, dass über den sogenannten Judenpfad, der hinter dem Friedhof an der Schwarzbachstraße endet, früher jüdische Händler aus Steinheim und Kleinauheim nach Hausen gekommen sind, um hier ihre Waren zu verkaufen. Dies könnte durchaus auf dem Marktplatz außerhalb des Ortes geschehen sein. Letzteres ist momentan noch Spekulation; den Judenpfad im Hausener Wald hat es aber tatsächlich gegeben.
Ähnlich wie am Dalles in Obertshausen, gab es am Marktplatz in Hausen bis nach dem Zweiten Weltkrieg eine „Gemeindewaage“.
Der Marktplatz mit Wiegehäuschen über das die Ortswaage bedient wurde
Auf der anderen Seite der Straße errichtete die Gemeinde Hausen im Jahr 1928 ein Kriegerdenkmal für die Gefallenen des ersten Weltkrieges.
Während der Zeit des Nationalsozialismus, wurde hier Aufmärsche und Kundgebungen, z.B. am 1. Mai abgehalten. 1958 wurde das Kriegerdenkmal abgetragen und auf dem Friedhof in Hausen eine neue Gedenkstätte für die Gefallenen des ersten und zweiten Weltkrieges errichtet. Während des zweiten Weltkrieges wurden auf dem Marktplatz Speisungen durch das Winterhilfswerk der Nationalsozialisten durchgeführt.
Bis in die 1950er Jahre fand auf dem Marktplatz auch das Kirchweihfest statt. Der zunehmende Verkehr hatte den Platz aber immer unattraktiver gemacht, so dass zukünftig die Feste an anderen Orten stattfanden Der Marktplatz war nun anscheinend nur noch für ein Buswartehäuschen und eine öffentliche Toilettenanlage zu gebrauchen – vor allem letztere war in der Bevölkerung Ziel von Spott und Kritik.
Auf dem Marktplatz steht nun ein Warte- und Toilettenhäuschen. Später wurde der Warteraum zu einem Ausstellungsraum für die Fa. Fliesen Fischer
Die Neugestaltung und damit verbundene Aufwertung des Hausener Marktplatzes im Mai 1992 stand ganz im Zeichen der Städtepartnerschaften. Geprägt wird der Platz fortan von den „Händen der Freundschaft und Verständigung“, Plastiken des Künstlers Louis Molinari aus Sainte-Geneviève-des-Bois.
Die drei Hände tragen die Wappen von Obertshausen und seinen beiden Partnerstädten Laakirchen und Sainte-Geneviève-des-Bois.
Am 9. Mai 1992 wurde das neue Schmuckstück des Stadtteils mit einem großen Fest eingeweiht. Jährlich veranstaltet das Deutsche Rote Kreuz Hausen hier am 1. Mai ein großes Fest.
Wegen der emporgereckten Hände, fühlten sich manche Bewohner an im Boden versinkende Menschen erinnert – und so bekam der Platz im Volksmund schnell einen eigenen Namen: „Das Hausener Moor“.Die jüngste Partnerstadt Obertshausens, das thüringische Meiningen, wurde auf dem Hausener Marktplatz noch nicht gewürdigt, weil die seit 1990 bestehende Freundschaft erst am 7. Dezember 2007 in eine offizielle Partnerschaft umgewandelt wurde.
Momentan gibt es nur einen Meininger Platz, der im Zuge des S-Bahn-Baus neben dem Bahnhof neu entstanden ist. Bleibt also zu hoffen, dass in baldiger Zukunft eine weitere Hand der Freundschaft und Verständigung das Meininger Wappen auf dem Marktplatz empor hält.