Närrische Regenten in ObertsHausen
Ob Prinz und Prinzessin oder Comtesse und Baron – närrische Regenten haben in der Stadtgeschichte Obertshausens ihre Spuren hinterlassen. Stammten die närrischen Regenten des zwanzigsten Jahrhunderts aus den Reihen von Chören, Sportvereinen und Pfarreien führte ab 2015 der ObertsHäuser Karnevalsverein „Die Elf Babbscher“ die Tradition nach fast 50 Jahre währender Pause weiter. Bezugnehmend auf den Vereinsnamen mit Verbindungen zum lederverarbeitenden Handwerk fiel die Entscheidung mit den Titeln Comtesse und Lederbaron die Verbindung zur Stadtgeschichte in den Bezeichnungen der Regenten aufzugreifen. Als neutraler Überbegriff für die teilweise verwirrende Vielfalt an Bezeichnungen und Titel hat sich der Begriff „Tollität(en)“ eingebürgert.
Der 2022 eingeweihte Fastnachtsbrunnen und die Gedenksäule an der Nahtstelle der beiden Stadtteile würdigt das ehrenamtliche Engagement der närrischen Regenten Obertshausens und Hausen.
Prinzenpaare in Obertshausen
Bereits in den frühen 1950er Jahren gab es zwei Prinzenpaare in Obertshausen. Gestellt wurden die närrischen Regenten vom Volkschor Germania, der 1952 Hugo Flügel und Helene Reitz sowie 1953 Heinz Hindelang und Elisabeth (Elli) Winter als närrische Herrscher ausrief.
Den Anfang machten ‚Hugo von Reptilien‘ und ‚Helena von Maihegien‘, die während ihrer Regentschaft von zwei Pagen begleitet wurden. Auf Hugo und Helene folgten 1953 Elisabeth (Elli) Winter und Heinz Hindelang. Im Stadtteil Obertshausen gab es nur 1953 ein Kinderprinzenpaar: Prinz Jacki von Dalmatien (Elke Delmoitiez) und Prinzessin Dorothea von Spritzenhausien (Doris Kämmerer).
Die Ära der Teutonen: Prinzenpaare Hausens 1955 – 1958
Nach den ersten beiden Prinzenpaaren in Obertshausen (1952/53) übernahm 1955 die Hausener Narrenschar das Zepter. Willi Sattler und Inge Schmitt wurden in ‚Rings Schützenhof‘ an der Kapellenstraße als erste närrische Regenten Hausens von Hofmarschall und Landesverweser Erich Wallner präsentiert. Süßigkeiten verteilend zog der närrische Tross zu Marschmusik des TGS-Musikzuges mit dem Prinzenpaar in buntgeschmückter Staatskarosse durch die Straßen. Vorgestellt und inthronisiert wurden die Prinzenpaare 1956 bis 1958 im „Goldenen Engel“, der damaligen Vereinsgaststätte der Teutonia. Die Teutonia-Prinzenpaare wurden in der Regel von zwei männlichen Zeremonienmeistern begleitet, die jedes Jahr wechseln konnten und vom Prinzenpaar ausgesucht wurden. Außerdem stand als Begleitung die Prinzengarde der Teutonia zur Verfügung.
Für 1955 bis 1957 amtierten in Hausen zudem Kinderprinzenpaare – ebenfalls unter der Regie der Teutonia. Den Anfrang machen Prinzessin Vernande (Virgils) und Prinz Monika (Virgils). Hannelore Paul stieg 1956 als Prinz Hannerl zu St. Paul vom Geschlecht Alberto des Ersten in den närrischen Adel auf. An seiner Seite saß Prinzessin Elke von Döbertburg und Lederanien (Elke Döbert). 1957 folgte mit Prinz Christel Döbert und Prinzessin Roswitha Eschler ein letztes Kinderprinzenpaar aus der Dynastie der Teutonen.
Erst 1981 sollte es wieder ein Kinderprinzenpaar geben – dann jedoch für die gesamte Stadt Obertshausen
Die Hausener Prinzenpaare der 1960er Jahre
Nach den vier Prinzenpaaren der Teutonia (1955-1958) folgte erst 1962 wieder ein Prinzenpaar, dann jedoch unter der Regie des Katholischen Kirchenchores in Hausen. Sitzungspräsident Hans Vetter übernahm in Sachen Prinzenpaare zusammen mit Ingeborg Kopp das Ruder. An der Seite von Prinzessin Inge Kopp stand Günter Sattler als Prinz. Vier Jahre später fand sich erneut ein Prinzenpaar. Peter Zahn, ein Neffe des Sitzungspräsidenten Hans Vetter regierte 1966 zusammen mit seiner späteren Frau Rita Zahn die Hausener Narren.
Die Kinderprinzenpaare der Katholischen Jugend Hausens
Nachdem nach 1966 keine Prinzenpaare mehr gekürt worden waren entwickelte sich der Kinderfastnacht der Katholischen Jugend Hausen eine über zwanzig Jahre währende Tradition an Kinderprinzenpaaren. Mangels erwachsener Tollitäten firmierten sie oft auch unter dem Titel Prinz und Prinzessin – es sei ja schließlich keine Regel bekannt, die ein Mindestalter für närrische Regenten vorschreibe. Die Kür der Tollitäten fand Fastnachtsamstag unter der Regie von Michael Prochnow während des „Prinzenballs“ der Hausener Minis im Rahmen eines Wettbewerbes statt.
Comtesse und Lederbaron – die Tollitäten der Elf Babbscher
Mit seinem Gastgeschenk, einer kleinen Krone aus Lammnappaleder, übertrug Bürgermeister Bernd Roth 11.11.2012 dem noch jungen Karnevalsverein der Stadt Obertshausen den Auftrag, das närrische Brauchtum durch die Ausrufung einer närrischen Regentin zu bereichern. Zunächst sollte mit der „Comtesse“ eine weibliche Repräsentation auserkoren werden, die Entscheidung fiel letztlich zugunsten der in der Region verbreiteten Paarvariante. Die Titel griffen die Lederwarentradition der Stadt auf und sollten damit auch zum Vereinsnamen der Elf Babbscher passen. Dies führte zu den Titeln Comtesse und Lederbaron. Vorgestellt werden die jeweils neuen Tollitäten im Rahmen des Sessionsauftaktes um den 11. November. Die Amtseinführung findet unter dem Titel ‚Hofempfang‘ als winterliches Freiluftevent am ersten oder zweiten Samstag nach Neujahr unter der Pergola der TGS statt. Mitte Januar übernehmen Comtesse und Lederbaron offiziell das Sagen in der Stadt, wenn sie im Rahmen des Rathaussturmes den amtierenden Bürgermeister bis Aschermittwoch verbannen.
Erste Regenten unter Babbscherregie waren Comtesse Christine (Bayer) und Lederbaron Michael (Schmitt). Nähere Informationen zu den mittlerweile zahlreichen Tollitäten aus den Reihen der Elf Babbscher finden sich in der Tollitätengalerie des Vereins.