26. Oktober 2018

Chronik-11: Die Schulen

Chronik der Stadt Obertshausen von 1993
Obertshausen und Hausen im Strom der Zeit

Das Schul – und Bildungswesen

von Historiker Prof. Dr. Klaus Werner

 

Die ersten Schulen in Obertshausen

Der Begriff Schule leitet sich vom lateinischen „schola“ (Unterrichtsstätte, Muße, Ruhe) ab. Die Geschichte der europäischen Schulsysteme begann unter Karl dem Großen mit seinem Auftrag an Bischöfe und Klöster, Schulen zu gründen. Während die Antike außer Hochschulen nur privaten Unterricht gekannt hatte, entstand hier ein ·erstes zusammenhängendes und gleichsam öffentliches Schulwesen. Unterrichtsfächer waren vor allem Latein und die „Artes liberales“ – die “freien Künste:“ -, d.h. die Wissenschaften, die in der römischen Antike von den freien Bürgern gepflegt wurden (Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Arithmetik, Geometrie, Astronomie und Musik).

Aus diesen Dom- und Klosterschulen, in denen Mönche und Priester ausgebildet wurden, zu denen aber auch Laien zugelassen waren, sind einerseits die Lateinschulen und andererseits die Ordensschulen hervorgegangen, aus denen ab Mitte des 13. Jahrhunderts Universitäten wurden. Zugang zu den Schulen hatten zu dieser Zeit in erster Linie die Söhne und Töchter der Stadtbewohner, unter diesen wiederum nur die Begüterten.

Das allgemeine Schulwesen entwickelte sich jedoch erst nach der Reformation bzw. nach dem 30-jährigen Krieg. Um der „Verwilderung“ und dem „moralischen Tiefstand‘ entgegenzuwirken nahmen sich jetzt die Landesherren der Erziehung und des Unterrichts an. Nach Luthers Lehre muss sich der Mensch zudem um den Glauben mühen, indem er die Heilige Schrift liest. Auch der Kurfürst und Erzbischof von Mainz ließ überall bei den Pfarrkirchen Schulen errichten. Für Obertshausen und Hausen – damals Filialgemeinden – geschah dies an ihrem Pfarrort Lämmerspiel. [1]

Der Unterricht wurde in der Muttersprache erteilt; Religion, Lesen und Schreiben waren die Unterrichtsfächer; das Rechnen kam erst später hinzu. Die Unterrichtserfolge waren natürlich sehr mangelhaft, da ein vorgebildeter Lehrerstand fehlte. Kriegsveteranen oder sonstige Einwohner, denen der Pfarrer ein wenig Lesen und Schreiben beigebracht hatte, wurden als Lehrer eingesetzt. Meist unterrichteten sie in einem Zimmer ihres eigenen Wohnhauses; vielfach betrieben sie noch Landwirtschaft oder einen anderen Beruf nebenher. Zunächst wurde in den Volksschulen ohnehin nur zur Winterszeit unterrichtet, im Sommer mussten die Kinder und Jugendlichen in der Landwirtschaft helfen.

Auch die etwa 10 Kinder Obertshausens halfen zu Beginn des 17. Jahrhunderts (natürlich nicht erst von da an) auf den Feldern, ein ortsansässiger Schneider unterrichtete in seiner Privatwohnung. Er versuchte dort, die Kinder „….zur Kenntnis Gottes und seines Wortes zu bringen“.[2]

Bis zum Herbst 1632 besuchten die Obertshausener Kinder zweimal wöchentlich die Schule in Lämmerspiel. In diesem Jahr gelangte ein „Wanderlehrer“ namens Lucas Leiß nach Obertshausen, der von der Gemeinde mit der Unterrichtung vor Ort beauftragt wurde, Dieses Datum markiert den Beginn des eigentlichen örtlichen Schul- und Unterrichtswesens. Zunächst dürfte während des Krieges infolge der ständigen Gefahr durch plündernde Truppen ein geregelter Unterricht kaum möglich gewesen sein. Leiß war dadurch höchstwahrscheinlich ohne geregeltes Einkommen und somit oft auf Almosen aus der Bevölkerung angewiesen. Er unterrichte in seiner eigenen Wohnung, sprach aber offenbar den Kirchenvorstand mehrfach auf das leerstehende Hirtenhaus (ein Fachwerkhaus am Ortsende  nach Heusenstamm gegenüber der heutigen „Alexander“-Apotheke) an, welches als Schulhaus genutzt werden könne, da es ohnehin leer stünde. Ob er mit seinen Bemühungen Erfolg hatte, ist nicht überliefert.[3]

Auch nach dem Ende des Krieges wurden die Kinder durch die Mithilfe bei der Feldarbeit immer wieder am kontinuierlichen Lernen gehindert. Ferien kannten weder Schüler noch Lehrer. Auch die Sonn- und Feiertage brachten wenig freie Zeit, da die Kinder bei Hochzeiten und Beerdigungen singen mussten. Dem Schulmeister brachte dies aber ein „Liedgeld“ ein, das er zur Aufbesserung seines mit Sicherheit kargen Einkommens stets benötigte. Den Unterricht begann Leiß mit einem Psalm oder einem Gebet. Allerdings war er nicht – wie die Lehrer später – zu kirchlichen Diensten verpflichtet.

Obgleich Lucas Leiß zwischenzeitlich bzw. auch gleichzeitig in anderen Gemeinden tätig war, blieb er über 60 Jahre bis seinem Tode (1697) als Lehrer in Obertshausen. „Ludirector“ (Schullehrer) Johann Peter Appel wurde sein Nachfolger, im Sommer 1715 kam Johann Michael Wolff nach Obertshausen.

Da die Kinder immer noch auf den Feldern mitarbeiten mussten, setzte Wolff den Unterricht auf die frühen Morgenstunden zwischen 6 und 9 Uhr an. Da es keine allgemeine Schulpflicht gab, waren seine Bemühungen jedoch nicht von allzu großem Erfolg gekrönt.

Schulvisitationen wurden in den Jahren 1719, 1721 und 1724 durchgeführt, und zwar zu „Michaelis“ (21. September). Mit diesem Tag begann der Schulunterricht im Winter, der zwischen 9 und 13 Uhr stattfand; für die späteren Jahre wurde im Sommerhalbjahr eine tägliche Unterrichtsstunde zur Mittagszeit angeordnet. Der Pfarrer musste die Eltern jedoch im Gottesdienst  ermahnen, die Kinder “fleißig zur Schul zu schicken“.

Nicht selten stand in dieser Zeit der Sohn dem Vater als Lehrer-Gehilfe zur Seite, gewissermaßen als Lehrling oder Geselle. So entstanden regelrechte „Lehrer-Dynastien“, wie auch in Obertshausen ab etwa 1722 durch Johann Adam Lanio. Ein Sohn dieses Schulmeisters war Sebastian Lanio, der von 1769 an hier wirkte. Dessen Sohn, Jakob Lanio, hatte ebenfalls bereits seinem Vater zu Seite gestanden und unterrichtete zudem des Öfteren in Rembrücken. Nach 56-jähriger Tätigkeit als Schullehrer verließ er Obertshausen im Dezember 1825.

Die Lehrer dieser Zeit waren weiterhin bettelarm, Johann Adam Lanio beispielsweise musste zusätzlich das Amt des Schweinehirten übernehmen. Seinen Lebensunterhalt hatte er ferner durch Selbstversorgung aus dem „Garten nebst Acker beim Hauß“ zu bestreiten.

Auch wurden die Lehrer weiterhin – zumindest teilweise – in Naturalien entlohnt. Sebastian Lanios Einkünfte werden für das Jahr 1754 u.a. wie folgt angegeben: „Auf die drei Fest, nämlich Weihnachten, Ostern und Pfingsten drei Umgäng Brot, jedesmal 40 Laib (…) von einem Jeden, welcher Korn wachsen hat, einen Sichling‘ Korn[4] (…), aus der herrschaftlichen Kellerei zu Heusenstamm 32 Gulden (…), vier Wiesenstücker, worauf man  ein Wäglein Heu machen kann (…), inen Garten von 1/4 Morgen, worauf man auch  ein  wenig Gemüsepflanzen kann (…), etwas Holz aus dem Gemeindewald‘ .[5]

Der Schullehrer Lanio fungierte weiterhin als Kirchendiener und musste die Nachmittagsandachten, die Fasten, Mai- und Salve-Andachten an den Samstagen halten. Mit dem Amt des Kirchendieners war auch das Läuten der Kirchenglocken verbunden, dafür erhielt er den sogenannten „Läut-Laib“ (einen Laib Brot).

Der enorme soziale Aufstieg der Lehrer erfolgte erst sehr viel später. Heute genießt der Lehrerstand ein vergleichweise hohes Ansehen, wozu u.a. seine Funktion, gesellschaftliche Normen und Werte zu vermitteln und nicht zuletzt seine Monopolstellung bei der Erteilung von Zutrittsberechtigungen für Ausbildung und Studium beitragen. Das Gefälle des Sozialprestiges vom Gymnasiallehrer bis zum „Volksschullehrer“ steht dabei in Zusammenhang mit der traditionell höheren Bewertung wissenschaftlich orientierter Bildung gegenüber beruflicher und „volkstümlicher“, Bildung.

In Ermangelung eines gemeindeeigenen Schulhauses bewohnte Sebastian Lanio ein eigenes Haus (möglicherweise an der Ecke Kirchstraße/Hintergasse), in welchem er auch unterrichtete. Jakob Lanio erlebte noch den Bau des Schulhauses Wilhelmstraße/Bahnhofstraße (früher Häuserweg/Obergasse) um das Jahr 1809. Im Dachgeschoß des Gebäudes befand sich eine bescheidene Wohnung für den Lehrer, der Platz hinter dem kleinen Haus war der Schulhof.

Im September 1823 kam der erste, im Lehrer-Seminar zu Bensheim an der Bergstraße, ausgebildete Lehrer Johann Hindelang nach Obertshausen und wirkte hier 47 Jahre lang. Über ihn schrieb Dr. Peter Bruder später in der katholischen Pfarrchronik: „Als Organist musste der Lehrer auch an Sonn- und Feiertagen die Andacht halten, was er auch an Werktagen tat, wenn Abendandachten gehalten wurden. Das gute Beispiel, das er uns Kindern gab, die Eindrücke, die ich in seinem Unterricht empfing, sind mir noch in lebhafter Erinnerung. Noch heute bewahre ich ihm ein dankbares Herz“.

Zu Zeiten Hindelangs war die damals einklassige Schule mit 34 Schülern besetzt. Da die Bevölkerung Obertshausens stetig wuchs, reichte die vorhandene Schule schon bald nicht mehr aus. Zunächst wurde an die Stelle des alten Gebäudes in den Jahren 1837/1838 ein größeres Haus erbaut (heute: Bahnhofstraße 82)[6], 1875/1876 dann ein neues Schulhaus in der Waldstraße 1 (früher: Waldweg) erstellt, im Volksmund „Mäusesälchen“ genannt. Im ersten Stock dieses Hauses war eine Lehrer-Wohnung eingerichtet, die Hauptlehrer Quirin nutzen durfte, während der zweite Lehrer Beichert im Dachgeschoß des alten Schulhauses wohnte. Vier Schulklassen wurden jetzt unterrichtet. Jedoch abermals bereits nach wenigen Jahren war auch der nun vorhandene Schulraum zu klein geworden. Zunächst erfolgte die Aufstockung des Schulgebäudes, 1881 die Errichtung eines weiteren Schulgebäudes im Hinterhof Das zunächst eingeschossige Haus erhielt 1897 einen weiteren Stock und eine Mansarde.[7]

Während der Amtszeit Hindelangs mussten die Eltern der schulpflichtigen Kinder noch Schulgeld sowie Schulholzgeld zahlen. Die Beträge waren ohne Rücksicht darauf  zu entrichten, ob die Schüler regelmäßig zum Unterricht kamen oder nicht. Im Winter (von Allerheiligen bis Ostern fand der Unterricht morgens und nachmittags, im Sommer nur morgens statt. Ferien gab es etwa 14 Tage in der Erntezeit und während des Monats Oktober, daneben einzelne schulfreie Tage.

Um die Heizung des Schulzimmers war es schlecht bestellt. Da mussten im Winter sogar Bänke von den Wänden abgerückt werden, zumal die Kinder meist nur ärmlich und ungenügend warm gekleidet waren.

In besonders strengen Wintern brachten die Kinder täglich einen „schuel-scheit“ (ein Scheitholz) mit, um für einigermaßen ausreichende Wärme in den Unterrichtsräumen zu sorgen. Daraus erwuchs später die als „Schulholzgeld‘ bezeichnete Abgabe.

Die Rute fehlte in keiner Schulstube; sie war aus Birkenholz. Eine neue Rute erhielt den Namen des Schülers, der damit zuerst gezüchtigt worden war.

Vom 6. bis zum 12. Lebensjahr mussten die Kinder die öffentlichen Schulen besuchen, der Unterricht erstreckte sich auf die christliche Glaubenslehre, Lesen, Rechnen und Schreiben. Am Ende des Jahres wurde im Rathaus öffentlich eine Prüfung abgehalten und diejenigen Kinder, die das 12. Lebensjahr erreicht und sich „genügend‘ Kenntnisse erworben hatten, vom weiteren Schulbesuch freigesprochen. Nach der Schulentlassung mussten die Kinder noch zwei Jahre lang die Sonntagsschule besuchen. Bei der Auswahl eines Berufes sollte auf  Alter, Stärke, Fähigkeiten und vermutliches Vermögen Rücksicht genommen werden. Den Eltern war auferlegt, ihre Kinder dem herrschaftlichen Beamten vorzuführen und dessen Rat einzuholen.

Natürlich wurden die Leistungen von Lehrern und Schülern auch regelmäßig überprüft. So berichtete die „Herzogliche Kreis-Schul-Commission Offenbach“ am 24. März 1887: „Die Visitation der Schule zu Obertshausen (…) hat für die II. und I. Klasse ein günstiges, in mancher Beziehung nicht günstiges Resultat ergeben und gab Zeugniß von dem Fleiß und der Gewissenhaftigkeit der beiden Lehrer Quirin und Reichert (…) Dagegen konnten wir mit dem Resultat der Prüfung der III. Klasse nicht zufrieden sein; der Zustand dieser Klasse hat sich gegen früher wesentlich verschlechtert (…) Die Kinder (…) sind namentlich  im Lesen  und Schreiben ganz mangelhaft und ungenügend unterrichtet (….) 1. Klasse: Die Aufsätze sind sorgfältiger zu corrigieren. Die Mädchen haben seither nicht gezeichnet, was gegen den Lehrplan verstößt (…) Das Schullocal der 1. Klasse ist für die große Anzahl Schüler  viel zu klein …. “ [8]

Alles in allem kein gutes „Zeugnis“ für Lehrer, Schüler und Schulgebäude!

Um die Jahrhundertwende sah sich die Gemeinde Obertshausen erneut zu einem Bau eines neuen Schulgebäudes an der Schulstraße/Waldstraße gezwungen, um zumindest  bei einem der Mängel für Abhilfe zu sorgen. Mit der Einweihung des Hauses im Jahre 1908 konnten vier weitere Schulsäle genutzt werden, ebenso war ein kleines Lehrerzimmer und ein Lehr- und Lernmittelraum eingerichtet worden. In seiner ursprünglichen Form bestand das Gebäude bis zum Jahre 1952.[9]

Eine „Knabenfortbildungsschule“ mit insgesamt sechs Stunden Unterricht pro Woche entstand in Obertshausen auf Anweisung der Kreis-Schul-Kommission in Offenbach und gegen den Widerstand der örtlichen Bürgermeisterei im Jahre 1876. Vor dem ersten Weltkrieg lag ein Schultag noch auf dem Sonntag, nach 1918 wurde an zwei Werktagen jeweils am späten Nachmittag unterrichtet. Wohl aus finanziellen Gründen scheiterte 1907 zunächst die Einrichtung einer Fortbildungsschule für Mädchen, erst im Jahre 1923 konnte sie dann in Obertshausen wie auch in Hausen realisiert werden. [10]

Den Nationalsozialisten war in den zwölf Jahren ihrer Herrschaft die schulische Erziehung ein wesentliches Instrument zur Verwirklichung der von der Partei gesteckten politischen Ziele. Dies sollte auch durch die Symbole des neuen Staates jederzeit vor Augen gehalten werden. Bereits am 28. April 1933 erging eine ministeriale Anordnung:  „In sämtlichen Lehr- und Hörsälen sind möglichst an der Kopfseite in würdiger Größe und Einfassung die Bilder unseres allerverehrten Reichspräsidenten von Hindenburg und unseres großen Volkskanzlers Adolf Hitler anzubringen „.[11]

Im Jahre 1938 prangten dann auch längst die Bildnisse des inzwischen verstorbenen Reichspräsidenten Hindenburg und des Führers in der Obertshausener Schule, bemerkenswerterweise neben dem immer noch vorhandenen (!) Kruzifix. [12]

Auch auf das Schulgebet wurde Einfluss genommen. Zwar konnte man sich ein generelles Verbot noch nicht leisten, doch ergingen kurz nach der „Machtergreifung“ eine Auswahl von Gebeten nationalsozialistischen Charakters an die Schulleiter zur Auswahl. Eines davon lautete:

„Lieber Gott, ich bitte Dich

für Volk und Führer und für mich.

Arbeit gib uns, gib uns Brot!

Hilf uns aus der Knechtschaft Not!

Hindenburg und Hitler schütze,

unseres Volkes starke Stütze!

Will ein rechter Deutscher sein:

Mach michfromm und stark und rein!

Nach der Erde Freud und Leid

schenke mir Deine Seligkeit!

Amen“ [13]

Eine äußerst bemerkenswertes Rundschreiben  verschickte  der  zu  diesem  Zeitpunkt  noch in Obertshausen ansässige Landrat im April 1945 an die Bürgermeister des Kreises Offenbach: „…. Die Einstellung von Lehrern auf der Bürgermeisterei als Hilfskraft ist nach Möglichkeit zu unterlassen. Da die Lehrer z. Zt. keine Schule halten  dürfen, und da die Lehrer vielfach im Parteibetrieb sich besonders hervorgetan haben, muss gerade in diesem Punkte besondere Vorsicht angewendet werden.. [14]

Im September 1945 erteilte die amerikanische Militärregierung die Erlaubnis zur Wiedereröffnung der Schule in Obertshausen. Schulraumnot, Lehrermangel und überfüllte Klassen bestimmten jedoch die Nachkriegsjahre, weiterhin veränderte der starke Flüchtlingsstrom die Struktur der Gemeinde wie auch der Schule bzw. des Lehrpersonals.[15] Zwei Säle der alten Schule in der Waldstraße 1 wurden zudem zeitweilig zur Unterbringung von Flüchtlingen genutzt.[16]

Bis zum Jahre 1952 erfolgte die Erweiterung der Schule an der Schulstraße/Waldstraße, der vorhandene Schulhausbau wurde renoviert. Zum Ende des Jahres 1962 konnte dann ein großzügig angelegter Neubau nebst Schulturnhalle (Mehrzweckhalle)  und Lehrschwimmbecken  seiner Bestimmung übergeben werden. [17]

Zu Beginn des Jahres 1963 gründeten Obertshausen und Hausen zum Zweck der Einrichtung einer gemeinsamen Förderstufe in Obertshausen und einer Realschule in Hausen einen Schulzweckverband. 1965 verließen die ersten Schüler die Förderstufe in Obertshausen, die Realschule nahm in der Waldschule Hausen ihre Arbeit für Obertshausen und Hausen auf Ein Jahr später entschlossen sich auch die Lämmerspieler, die Kinder des 7. – 9. Schuljahres als Gastschüler in die Waldschule zu schicken. Im Dezember 1969 stellte der Schulzweckverband seine Arbeit infolge des Übergangs der Schulträgerschaft an den Kreis Offenbach wieder ein.[18]

Der starke Bevölkerungszuwachs in den Jahren ab 1960 führte zu einer echten Schulraumnot in Obertshausen. Eine weitere Ausbaumöglichkeit der bis dahin einzigen Schule der Gemeinde war nicht gegeben, zeitweise mussten daher Ersatzräume im Feuerwehrgerätehaus und im Rathaus in Anspruch genommen werden. [19]

Um diesem Notstand Abhilfe zu schaffen, entschlossen sich die Gemeindevertreter Mitte der sechziger Jahre zum Bau einer zweiten örtlichen Schule. Die alte Schule erhielt daraufhin den Namen „Joseph von Eichendorff-Schule“.[20]

Mit der Errichtung eines Verkehrsgartens im März 1981 reagierten die Verantwortlichen der Eichendorff-Schule auf die bundesweit ständig wachsende Zahl . der im Straßenverkehr verletzten und getöteten Kinder. Verkehrsunterricht  konnte fortan sowohl    in der Theorie wie auch in der Praxis durchgeführt werden. [21]

„Schule einmal anders“ erlebten Schüler, Eltern und Lehrer im September 1986 gemeinsam im Obertshausener Sportzentrum. Dort verbrachten sie einen Tag unter dem Motto „Spiel ohne Grenzen“. Der im Wechsel mit dem Schulfest stattfindende Sporttag erhielt erstmals einen Spielcharakter. [22]

„Rock gegen Smog“, „Bluesgegen Ruß“, dazwischen die Meldung vom Hitzefrei – das war ein Stundenplan so ganz nach dem Geschmack der Schüler. Sämtliche ersten bis vierten Klassen im Stadtteil Obertshausen folgten im Mai 1993 der Theatergruppe „Blinklichter“ mit ihrer Umweltrevue in die Mehrzweckhalle. Das hessische Umweltministerium finanziert 39 Aufführungen  der  Gruppe,  Eichendorff-  und  Sonnentauschule  hatten  die  Vorstellung  per Losentscheidung gewonnen.[23]

Ein „Fest der Völkerverständigung“ feierten Schüler, Eltern und Lehrer der Eichendorff-Schule im Juni 1993 mit verschiedenen internationalen Musik- und Tanzdarbietungen der Schüler. Dabei wurden auch die Ergebnisse der vier Projekttage gezeigt, in denen das Zusammenleben mit Menschen in und aus verschiedenen Ländern im Mittelpunkt stand.[24]

Mit dem. Schuljahr 1993/1994 wird die Eichendorff-Schule ebenfalls eine „betreute Grundschule“ sein. Geplant ist die Beaufsichtigung, Versorgung und Betreuung der Schüler in der Zeit zwischen 7.30 Uhr und 15.30 Uhr.[25]

 

Die „Sonnentauschule“

Nach nur einjähriger Bauzeit konnte die durch den bereits erwähnten starken Bevölkerungsanstieg notwendig gewordene neue Obertshausener Schule mit Beginn des Schuljahres 1969/1970 – allerdings letztendlich erst im November des Jahres – ihrer Bestimmung übergeben werden. Der Name „Sonnentauschule“ wurde dabei erwählt, da noch bis zum Bau der Autobahn unweit der Schule die fleischfressende Pflanze namens Sonnentau gewachsen war.[26]

Es handelt sich bei der Schule um eine reine Grundschule, der zusätzlich eine Vorklasse, in welcher schulpflichtige – aber noch nicht schulfähige – Kinder unterrichtet werden, angeschlossen ist. Nach anfänglichen personellen Problemen wurde zu Beginn des Schuljahres  1974/1975 zusätzlich  ein Legastheniker-Kurs eingerichtet.

Auf Initiative von Eltern und Schülern erhielt die Sonnentauschule im Dezember 1976 einen Verkehrsübungsplatz, [27] unter aktiver Mitarbeit der Elternschaft konnte im Oktober 1980 durch  das  Aufstellen  von  Spielgeräten auf dem Schulhof ein Spielbereich verwirklicht werden. [28]

„Schulen sollen nicht allein für die abstrakt-geistige Ausbildung der Kinder sorgen“, betonte der Rektor der Schule im Oktober 1985. Von großer Bedeutung sei auch „die Ausbildung des Gemüts im musischen Bereich „. Dazu gehöre die Naturverbundenheit, die durch die Bearbeitung eines Schulgartens gefördert würde. Auch der Schulgarten war durch die aktive Mitarbeit  der Elternschaft  entstanden.[29]

Nachdem die Sonnentauschüler jahrelang fremde Sportstätten besuchen mussten, erhielt die Grundschule im Herbst 1986 eine eigene Sportanlage, die mit einem bunten Rahmenprogramm eingeweiht wurde.[30]

Den zwanzigsten Geburtstag feierte die Schule im November 1989 mit einem großen Konzert ihres Kinderchores und rund 500 Gästen.[31] Der Kinderchor – unterdessen auch Stammgast auf der Weihnachtsmarkt-Bühne  – [32] und die Schüler-Theatergruppe reisten vor Weihnachten 1990 mit dem Stück „Kalif Storch“ kreuz und quer durch Obertshausen und begeisterten überall die Zuschauer.[33]

Bei der neuerlichen Umgestaltung des Schulhofes in der zweiten Hälfte des Schuljahres 1991/1992 engagierten sich neben den Lehrkräften erneut die Eltern der Schüler sehr stark.

Zwar konnten nicht alle Ideen verwirklicht werden, dennoch wurde viel getan, um den Schulhof mit farblichen Akzenten zu versehen. [34]

Auch an der Sonnentauschule versteht man zu feiern! Im Juni 1988 beispielsweise stand das Schulfest unter dem Motto „Groß für Klein „. Erwachsene verkleideten sich und fanden sich in den Rollen ihrer Sprösslinge wieder. Auf ihren „Stundenplan“ standen die Fächer „Rollenspiel“, „Singen und Tanzen“ sowie  „Schulfest  organisieren“.[35]  Unter  dem  Motto „Du + Ich = Wir“ stand das Schulfest im September 1992, zu dem sich auch viele ehemaligen Schüler einfanden.[36]

Im Juni 1992 gründeten engagierte Eltern einen „Verein zur Betreuung von Grundschülern“, später „Jona-Kids“ genannt. Von 7.30 bis 13.30 werden Kinder von der ersten bis zur vierten Klasse der Sonnentau-Schule – sofern ihre Klasse unterrichtsfrei ist – im benachbarten Altenwohnheim „Haus Jona“ von zwei Pädagoginnen betreut, eine Hilfe vor allem für Alleinerziehende. Die Stadt Obertshausen half bei der Einrichtung der Räumlichkeiten und trägt die Hälfte der- anfallenden Kosten.[37] Nicht nur für Alleinerziehende ist eine derartige Institution ein Gewinn, auch die Stadt Obertshausen selbst profitiert davon, entlastet doch die Betreuung in der Schule die knappen Hortplätze.[38]

 

Die Hausener  Schulen

Bis zum Jahre 1733 besuchten auch die Hausener Kinder die der Pfarrkirche in Lämmerspiel angeschlossene Schule, erst in diesem Jahr erhielt die Gemeinde Hausen – der Ort war inzwischen in den Besitz der Herren von Schönborn übergegangen – die Genehmigung zur Einrichtung einer „eigenen“ Schule. Unterrichtsstätte war ein großes Zimmer im ersten Stock des Privathauses des ersten Hausener Lehrers Johann Ott. Ott war verantwortlich dafür, dass die Schüler „lesen und schreiben lernen, im Katechismus und in der Christenlehre unterrichtet werden und dass sie sich in der Schule, in der Kirche und auf der Straße ordentlich benehmen“.[39] ·

Das Gebäude, in welchem der Unterricht stattfand, stand an der Nordostecke der „Alten Schule“ in der heutigen Erzbergerstraße. Dort wurden die Kinder von 1733 bis 1817 unterrichtet.

Im Jahre 1759 starb Hausens erster Schulmeister im Alter von 68 Jahren, Nachfolger wurde sein Sohn Johann Peter Ott. Wie_ zuvor sein Vater erhielt er von jeder Familie im Laufe des Jahres zwei Laib Brot und von den Eltern eines jeden schulpflichtigen Kindes 40 Kreuzer Schulgeld. Jeder Bauer, der ein Gespann besaß, musste für ihn jedes Jahr wenigstens eine Fuhre im Gemarkungsgebiet kostenlos leisten.,

Aus einer Stiftung der Gräfin Maria Theresia von Schönborn erhielt der Hausener Schulmeister jährlich 20 Gulden. Da er gleichzeitig noch als Küster und Organist fungierte, erhielt er für jede Messe zusätzlich 4 Kreuzer.

Gegenüber der übrigen Bevölkerung genoss er weitere Vergünstigungen: Er war von allen Frondiensten befreit, musste keine Botengänge verrichten und hatte weder Kopfgeld noch andere Abgaben zu zahlen. Sein Vieh war „bringfrei“, d.h. es wurde kostenlos mit  auf die Weide genommen.

Nach 58 Dienstjahren starb Johann Peter Ott im Jahre 1817. Sein Nachfolger Georg Franz Metz war der erste beruflich vorgebildete Lehrer in Hausen. Er konnte seine Tätigkeit jedoch nicht sogleich aufnehmen, da der Gemeinde kein eigenes Schulgebäude zur Verfügung stand. Von 1819 bis 1820 erfolgte der Unterricht daher zunächst im Obergeschoß des Gasthauses „Zur Sonne“, dann erwarb die Gemeinde durch Kauf und Tausch das Gebäude der früheren Lehrerfamilie Ott und das halbe Hirtenhaus.

Viele Dokumente belegen die große Armut der Lehrer dieser Zeit. In den Jahren 1830/1835 war Franz Metz gleichzeitig Ortseinnehmer, um sich so ein wenig zu seinem Lebens unterhalt hinzuzuverdienen.[40] Mit Vertrag vom 9. September 1838 wurde ihm dann seine Vergütung nur noch in Geld anstatt wie bisher auch in Naturalien ausgezahlt.[41]

Da die Schülerzahl ständig wuchs, wurde im Jahre 1839 hinter der bisherigen Schule ein neues Gebäude errichtet, das 1875 der erneut angewachsenen Kinderzahl wegen aufgestockt werden musste. In Hausen gab es nun zwei Klassen und zwei Lehrer.

Im Jahre 1867 sollte der Turnunterricht an den Schulen eingeführt werden. Elternschaft und Schulvorstand in Hausen wehrten sich jedoch heftig dagegen mit der Begründung, sowohl Kinder wie auch Lehrer würde dann nicht mehr genügend Zeit für die Feldarbeit zur Verfügung stehen.

Der Handfertigkeitsunterricht für Mädchen wurde 1878 eingeführt, vier Jahre später eine Knabenfortbildungsschule. In den Wintermonaten mussten die Jungen, die tagsüber in Offenbach arbeiteten, dreimal abends ab 20 Uhr ein bis zwei Stunden am Unterricht teilnehmen. Weil die Schüler aber offenbar häufig einschliefen, wurde der Unterricht 1887 auf Sonntagnachmittag und später auf Sonntagvormittag nach dem Gottesdienst verlegt.

Von 1733 bis 1858, also über einen Zeitraum von 125 Jahren, waren an der Schule in Hausen nur drei Lehrkräfte tätig gewesen, in den folgenden 42 Jahren bis zur Jahrhundertwende ihrer vierzehn. Außer einem blieb keiner längere Zeit in Hausen, die Lehrer kamen und gingen. Dies musste sich natürlich nachteilig für die Schule bzw. auf die Erziehung und Bildung der Kinder auswirken. Dazu kam, dass die meisten Lehrer, die im vorigen Jahrhundert nach Hausen kamen, hierher strafversetzt wurden.

In den Jahren 1870/1871 erfolgten beispielsweise mehrere Beschwerden der Eltern, der Lehrer lasse die Kinder während der Pausen und in der schulfreien Zeit arbeiten. Der Schulvorstand monierte, der Lehrer benutze das neue Schulhaus zum Aufbewahren von Holz, Stroh, Futterstoffen, landwirtschaftlichen Geräten usw. Vom Kirchenvorstand wiederum wurde angeführt, der Lehrer nähme sich keine Zeit für die Andachten, er leiere und beeile sich, um wieder fortzukommen. Ein Lehrer solle sich jedoch würdig verhalten. Der Bürgermeister schließlich meldete, der Lehrer sei mit allen Einwohnern verfeindet und übe keinen guten Einfluss mehr aus. Zwei Jahre später wurde dieser „Pädagoge“ dann endlich versetzt.

Über seinen Nachfolger hieß es, er sei „friedliebend, Behandlung der Kinder lässt zu wünschen übrig, wie auch seine Lehrgabe“. Auch er hielt sich nicht lange in Hausen. Der Nächste lag ebenfalls mit dem Pfarrer und fast der gesamten Einwohnerschaft Hausens in Fehde. Da ihm eine Messe offenbar zu lange gedauert hatte, beendete der Lehrer kurzerhand geräuschvoll das Orgelspiel und verließ die Kirche, mit ihm die· Schulkinder und die Messdiener.

Auch Beschwerden wegen Misshandlung der Kinder waren nicht selten.[42]

Dies waren aber offensichtlich nicht die einzigen Missstände. Im Jahre 1899 regte das Großherzogliche Kreisamt in Offenbach eine Polizeiverordnung an um zu verhindern, dass „schulpflichtige Knaben zum Kegelschieben “ eingesetzt und sich darauf „Missstände wie Zerstreutheit der Schüler“ und „verspätetes Eintreffen in der Schule“ ergeben würden.[43]

Infolge der abermals gestiegenen Anzahl der Schulkinder reichte der in der alten Schule in der Erzbergerstraße vorhandene Raum um die Jahrhundertwende nicht mehr aus. Im Jahre 1902 wurde daher die neue Schule in der Schulstraße erbaut, bereits 1908 erweitert und 1913 umgebaut  (aus einer Lehrerwohnung  entstand ein zusätzliches Klassenzimmer).

Im Jahre 1924 nahm die seit 1921 gesetzlich vorgeschriebene Mädchenfortbildungsschule den Unterricht auf, gleichzeitig stellte die Gemeinde erstmals einen Schuldiener ein. Zuvor hatten zeitweilig ältere Schulkinder die Reinigung, ein Lehrer die Heizung der Schulräume besorgt.

Über die politische Einstellung der Hausener Lehrer Mitte der Zwanziger Jahre findet sich eine bemerkenswerte Notiz im „Offenbacher Abendblatt“: „Auch hier muss es einmal erwähnt werden, wie unsere Lehrerschaft in Hausen zu der Republik steht. Nicht ein einziger Lehrer hat seine Namensunterschrift für das Volksbegehren abgegeben. Dass diese Herrschaften auch in der Schule ihrem monarchistischen Gedanken einmal Luft machen müssen, lässt sich leicht denken“ .[44]

Den Einfluss der Kirche auf Lehrer und Schüler kommentierte das sozialdemokratische Organ 1930 folgendermaßen: „Habt Erbarmen, denn sie wissen nicht, was sie tun! Es ist geradezu unerträglich, wie die hiesigen Schulen unter dem Druck der  katholischen Geistlichkeit stehen. Lehrer oder Lehrerin, die hier eine Stelle antraten oder eine solche erhalten, müssen sich ohne weiteres den Wünschen des Geistlichen unterordnen. Nicht minder geht es den Schulkindern während des Religionsunterrichts, aber auch außerhalb desselben. Anscheinend fallen dem Pfarrer Schwahn die nackten Kinderarme auf die Nerven. Bei der Fronleichnamsprozession in der vergangenen Woche hat sich folgendes abgespielt: Zwei Mädchen im Alter von 10 Jahren waren in ärmellosen Kleidern erschienen. Bevor der Zug sich in Bewegung setzte, hielt der Geistliche seinen Kleiderappell ab. Beim Anblick der beiden Mädchen nannte er sie ‚Ihr Dreckfinken‘ [45]

Ein Saal der alten Schule – der infolge der sinkenden Schülerzahl ab 1929 nicht mehr benötigt und daher für kommunale Zwecke genutzt worden war – diente ab 1933 vorübergehend als Amtsraum für die Bürgermeisterei.

Auch in Hausen wurde die Schule ganz in den Dienst des nationalsozialistischen Staates genommen. Es erfolgte zudem die hinlänglich bekannte Zusammenarbeit mit der HJ, um die Kinder und Jugendlichen aller Altersstufen ideologisch auszurichten. Die Schüler mussten nicht nur an allen möglichen Sammlungen teilnehmen, sondern auch u.a. am „Tag von Potsdam“ und an der „Feier zur siegreichen Niederschlagung des Putsches Röhm-Schleicher“.[46]

Bei der Sitzung des Schulvorstandes vom 19. September 1935 hieß  es: „…insbesondere die Führer der Hitlerjugend werden gebeten, alle Mittel und Wege zu suchen, um die Kinder der Hitlerjugend zuzuführen und dieselben in dieser Bewegung zu halten. Zu diesem Zweck ist eine Aufklärung der Elternschaft sowie eine gute Führung der Hitlerjugend in Hausen ganz besonders angebracht. Nach den Ferien sollen Elternabende abgehalten werden, wobei die Elternschaft aufgeklärt werden soll“.[47]

Die Lehrberichte der Jahre 1941/42 sowie 1944/45 weisen sodann für den Geschichtsunterricht u.a. Themen wie „Aus Hitlers Jugendzeit“, „Gründung der NSDAP“, „Kriegsschauplätze“ und “ Unser Führer“ aus.[48]

Während des 2. Weltkrieges und danach wurde die alte Schule zunächst als Notwohnraum für Evakuierte und Vertriebene genutzt, später zu einem Wohnhaus umgebaut. Damit standen der Schule nur noch drei Klassenräume zur Verfügung, die Kinderzahl aber war durch den Zuzug erheblich gestiegen. Im Jahre 1948 mussten 317 Schülerinnen und Schüler in sieben Klassen von sieben Lehrkräften in zwei Schichten unterrichtet werden. Die Lehrmittel waren durch Kriegseinwirkungen fast völlig zerstört worden, die noch vorhandenen Einrichtungsgegenstände stammten zum Teil noch aus dem vorigen Jahrhundert. Kurzum: Die Schulverhältnisse waren katastrophal.

Jedoch schon wenige Jahre danach – 1949/1950 – wurde die Schule in der Schulstraße großzügig umgebaut und erweitert, die Schulkinder während der Bauzeit in den Räumen des heutigen katholischen Jugendheimes, in der Turnhalle des TV Hausen 1873  und zeitweise sogar im Saal des Gasthauses „Zum Goldenen Engel“ unterrichtet. Der unvermindert anhaltende Zuzug von Menschen erforderte jedoch schon bald eine Fortsetzung der Bautätigkeit, im Jahre 1958 entstanden die Turnhalle und die Pausenhalle.

Fast gleichzeitig mit den zuletzt geschilderten Maßnahmen war mit dem Bau einer neuen Schule in Hausen begonnen worden. 1959 konnte der erste Teil dieser Unterrichtsanstalt, die wegen ihrer schönen Lage am Wald den Namen „Waldschule“ erhalten hatte, eingeweiht werden. Vier Jahre später entstanden zusätzlich eine Turnhalle, 1964 im zweiten Bauabschnitt zwölf weitere Klassenräume sowie ein Physikraum und eine Aula. Während der Sommerferien 1971 wurden auf dem Gelände vor der Turnhalle vier Pavillons errichtet, 1981 die Schule erneut erweitert.

Im Januar 1968 erfolgte die Aufteilung der Volks- und Realschule Hausen in zwei selbstständige Schulen. Die Schule in der Schulstraße wurde zur Grundschule und erhielt den Namen „Friedrich-Fröbel-Schule, Grundschule Hausen“; die. Schule in der Brückenstraße trug fortan die Bezeichnung  „Waldschule Hausen, Haupt- und Realschule“.

Am 1. Januar 1970 ging die Schulträgerschaft, welche bis dato die Gemeinde innehatte, auf den Kreis Offenbach über. Die Förderstufe lief in der Waldschule ein Jahr später an und wurde zunächst von den Kindern Hausens und Lämmerspiels besucht. Nach einem zweijährigen Intermezzo in der neuerrichteten Gesamtschule kehrte die Förderstufe im Jahre 1975 an die Waldschule zurück, während die Realschüler dort verblieben. [49]

Zum Schuljahr 1987/1988 wurden die Schulgrenzen in Hausen neu festgelegt. Im Bereich der Fröbelschule lebten zu diesem Zeitpunkt wesentlich mehr Schüler als im Gebiet der Waldschule, eine bauliche Erweiterung der Fröbel-Schule war nicht möglich. Beide Hausener Schulen sollten daher nunmehr gleichmäßig ausgelastet werden. [50]

Ein Schulfest wurde erstmals im Jahre 1977 an der Waldschule Hausen organisiert, heute finden Schulfeste und Weihnachtsmärkte in jährlich wechselndem Turnus statt und erfreuen sich großer Beliebtheit bei „alt“ und “jung“. Dabei sind auch internationale Spezialitäten und folkloristische Darbietungen – Ausdruck der Präsenz und der Integration ausländischer Kinder – nicht mehr vom Schulhof  wegzudenken.

Ein Schulfest ganz besonderer Art fand schließlich im Juni 1992 unter dem Motto „Minuszehn Prozent runter mit den Unfallzahlen“ statt. Die Waldschule präsentierte sich als Gastgeberin einer umfangreichen Verkehrssicherheits-Aktion, die von der Stadt Obertshausen, dem Kreis Offenbach und dem Land Hessen mitgetragen wurde. Die Veranstaltung sah u.a; einen „Crash-Test“  auf der Adenauer-Straße hinter der Schule sowie eine

Bremswegdemonstration vor. Darbietungen einheimischer Folkloregruppen, eine Zaubershow, ein Flohmarkt sowie diverse Spiele rundeten das attraktive Programm ab.[51]

Per 1. August 1993 soll an der Waldschule in Hausen eine „Sprachheilklasse“ eingerichtet, eine Sprachheillehrerin bzw. ein Sprachheillehrer eingestellt werden. Nach den Vorstellungen der Verantwortlichen soll damit eine „wohnortnahe Betreuung und Förderung sprachauffälliger Schüler und Schülerinnen im Raum Obertshausen gewährleistet werden“. Insgesamt  seinen elf Sprachheilklassen  an zentralen  Stellen im Kreis Offenbach vorgesehen. [52]

Auch die Fröbel-Schule organisiert bereits seit 1971 regelmäßig jedes zweite Jahr ihr Schulfest, an welchem auch stets interessierte Bürgerinnen und Bürger sowie viele „Ehemalige“ teilnahmen. Die pädagogische und soziale Funktion solcher Veranstaltungen ist gar nicht hoch genug einzuschätzen, sie sollten keineswegs als reines „Freizeitvergnügen“ abgewertet werden. Seit viele Jahrtausenden feiert die Menschheit schließlich Feste verschiedenster Art, vor allem, um den Zusammenhalt einzelner Gruppen zu fördern, Streitigkeiten zu schlichten und neue Verbindungen zu knüpfen, kurz: das weitere „friedliche“ Zusammenleben zu gewährleisten.

Das Schulfest des Jahres 1983 beispielsweise wurde „zu einem nicht erträumten Erfolg“ dank Modenschau, Puppenspiel, Tanzvorführung und vieler Spiele. An den verschiedenen Aktivitäten und Verkaufsständen waren dabei nicht nur Lehrerinnen und Lehrer sowie Schülerinnen und Schüler, sondern auch zahlreiche Mütter und Väter der „Kleinen“ beteiligt. Bei Waffeln, Kuchen, Eis und vor allem ausländischen Spezialitäten konnten sich die Besucher  zudem  stärken.[53]

„Ein Schulhof der viel Spaß macht“, kommentierte die Presse bereits im März 1980 das Ergebnis der Aktion einer Elterninitiative, den Schulhof der Fröbel-Schule neu zu gestalten, „um den Kindern eine gewisse, wenn auch begrenzte Spielmöglichkeit zu schaffen“. Bänke und Balancierbalken wurden montiert, eine Murmelecke eingerichtet sowie Wände und Böden – unter tätiger Mitwirkung  der Kinder  – phantasievoll  bemalt. [54]

Dass die „große Politik“ keineswegs an der Klassentür halt  macht,  mussten  im  Januar 1989 auch die Schülerinnen und Schüler der Klasse 3c der  Fröbel-Schule  erfahren.  Trotz  massiver Proteste aus allen Gruppen und Schichten der Obertshausener Bevölkerung wurde die Familie Abedin nach Bangladesh abgeschoben, mit ihr die 9jährige – in Deutschland geborene – Tochter Erika. Dank des besonderen Engagements einiger Kommunalpolitiker, der „Asylhilfe Abedin“ und der Organisation „Terre des Hommes“ gelang es schließlich im Juni 1989, die Familie – welche aus Furcht vor politischer Verfolgung in Bangladesh hatte untertauchen müssen – zurückzuholen. Die Freude darüber löste beim neuerlichen Schulfest der Schule „auf dem Schulhof Beifall aus“.[55]

Eine Hausaufgabenhilfe speziell für ausländische Kinder existiert bereits seit 1972 an der Schule. Mit der Durchführung von Anfang an Gabriela Leupold beauftragt. Die argentinische Lehrerin hatte es in der ersten Zeit oft mit Kindern zu tun, die kein Wort Deutsch sprachen. Inzwischen sind die meisten Schüler bereits hier geboren. Die Hausaufgabenhilfe bleibe jedoch notwendig, weil die Sprachkenntnisse häufig nicht ausreichten, um die gestellten Aufgaben richtig zu erledigen. Seit Jahren nehmen auch Schüler der Waldschule dieses Angebot wahr.[56] Auch die 1967 eingerichtete Vorklasse für Kinder, die zwar schulpflichtig – aber noch nicht schulfähig – sind, wird überproportional von Ausländern besucht. Die Gründe hierfür sind jedoch weder intellektueller noch sprachlicher Natur, vielmehr besuchen ausländische Kinder seltener einen Kindergarten und erfahren daher vor der Einschulung im Allgemeinen eine geringere Förderung ihrer Möglichkeiten und Begabungen.[57]

Aus Anlass des 25-jährigen Bestehens als eigenständige Schule feierte man im Juli 1993 ein großes Fest. Die gute Atmosphäre zwischen den Generationen und untereinander spiegelte bereits die Eröffnung wieder. „Kleine Europäer rücken immer näher aufeinander zu“ , sang die versammelte Schulgemeinde auf den Hof und erinnerte damit an das gute Zusammenleben der Kinder verschiedener Nationen, das an der Fröbel-Schule von Anfang an gefördert wurde. Wie viel Spaß Schule bereiten kann, ließ sich an vielen Darbietungen erkennen. [58]

Bürgermeister Josef Seib wartet mit einem ausgefallenen Geschenk auf Die Stadt ließ einen rollenden Balancierbalken und ein Hangelgerät im Vorgarten aufstellen.

 

Die „Hermann-Hesse-Schule“

Als Ausdruck der Forderung nach einer Institution „mit einer Vielzahl von Bildungsmöglichkeiten“ fand im Januar 1968 in Obertshausen eine Podiumsdiskussion über die Einrichtung einer Gesamtschule für Hausen, Obertshausen und Lämmerspiel statt. Nach langen Verhandlungen, die aber vom Willen aller Parteien nach Verwirklichung eines derartigen Projektes geprägt waren, schufen die Betroffenen Gemeinden wie auch der Kreis Offenbach – an den die. Schulträgerschaft zu Beginn des Jahres 1970 übergangen war – die Voraussetzungen für den Bau der Schule in unmittelbarer Nachbarschaft der Georg­ Kerschensteiner-Berufsfachschule.[59]

Mit der offiziellen Inbetriebnahme der additiven Gesamtschule zu Beginn des Schuljahres 1974/1975 änderten sich die Schulverhältnisse in Hausen und Obertshausen erheblich. Alle siebten bis zehnten Klassen (Hauptschule und Realschule) wurden von diesem Tag an in der neuen Schule unterrichtet, ein gymnasialer Zweig begann zunächst mit der siebten Klasse. ·

Die Schüler der Eichendorff-Schule, welche die Förderstufe besuchten, verblieben im Gebäude. Die Förderstufenschüler der Waldschule kehrten nach Hausen zurück. Die betroffenen Klassen waren bereits zwei Jahre vor der offiziellen Eröffnung der Schule im Obergeschoß des Gebäudes unterrichtet worden.

Die bis dahin namenlose Gesamtschule erhielt dann im Dezember 1979 im Rahmen eines Festaktes die Bezeichnung „Hermann-Hesse-Schule“. [60] Die Einrichtung einer fünften Gymnasialklasse erfolgte mit Beginn des Schuljahres 1987/1988, was schon bald eine  sinkende Frequentierung der beiden örtlichen Förderstufen nach sich zog.[61]

Hessische, Deutsche, Europa- und Weltmeister sorgten für den würdigen Rahmen bei der Einweihung der Großsporthalle der Hermann-Hesse-Schule im September 1986, zuvor musste die Turnhalle an der Badstraße mit den Schülern der Georg-Kerschensteiner-Schule geteilt werden. [62] Für einen Tag verwandelten die Schüler dann im Mai 1991 ihre Lehrstätte in ein Freizeit-Center, das keine Wünsche offen ließ, höchstens den nach verlängerten Öffnungszeiten. Ein Hauch des vergnügten Festes aber blieb den Jugendlichen erhalten: die neueröffnete Außensportanlage, welche sie sich mit den Nachbarn der Georg-Kerschensteiner­ Schule teilen.[63]

Wer sich im Dezember 1981 entschlossen hatte, die Einladung der Hermann-Hesse­ Schule zu einer Theaterveranstaltung nachzukommen, brauchte sein Kommen nicht zu bereuen. Die im Jahr zuvor gegründete Theater-AG begeisterte ihr Publikum mit der Aufführung von vier Einaktern des israelischen Autor Ephraim Kishon.[64] Einern brandaktuellen Thema nahm sich die AG dann mit „Voll auf der Rolle“ – einem Stück gegen Ausländerhass und Vorurteile – im Dezember 1987 an.[65]

Eine vierstündige Show bot die Schülervertretung der Gesamtschule im April 1984 an. Der Saal des Bürgerhauses war überfüllt, keine Stehplätze an den Wänden mehr frei. Das abwechselungsreiche Programm war aus den vielfältigen Interessen der Jugendlichen gewachsen, die sie an der Schule in zahlreichen Arbeitsgemeinschaften verwirklichen können.[66] Vor Weihnachten 1990 gab der Chor der Hermann-Hesse-Schule sein Debut, mit seinem ersten Kirchenkonzert ein Jahr später begeisterte er seine Zuhörer erneut und bewies, dass die musische Ausbildung – entgegen der weit verbreiteten Meinung – zumindest an der Gesamtschule Obertshausen (wie auch an der Sonnentauschule) nicht zu kurz kommt.[67] Bereits seit dem Jahre 1976 finden auch an der Hermann-Hesse-Schule regelmäßig Schulfeste statt, die jeweils zu einem großen Erfolg wurden. Zahlreiche Meisterschaften, die Schülerinnen und Schüler in Geschichts- und Mathematik- sowie verschiedenen sportlichen Wettbewerben erringen, sprechen weiterhin eine sehr deutliche Sprache. Ein regelmäßiger Schüleraustausch vor allem mit französischen Schulen dient weiterhin der Vertiefung von Toleranz und Freundschaft.

Durch die von der Schule organisierten Betriebspraktika erhalten die Schülerinnen und Schüler aller drei Schulzweige wichtige Einblicke in das Arbeits- und Berufsleben. Mit Beginn des Schuljahres 1992/1993 steht an der Schule zudem ein Beratungsbüro für die Betriebspraktika zur Verfügung.

Kinder aus dem ehemaligen jugoslawischen Staatsgebiet, die infolge der Kriegsereignisse oft ohne ihre Eltern nach Deutschland kommen und hier der Schulpflicht unterliegen, der deutschen Sprache jedoch nicht mächtig sind, werden an der Hermann-Hesse­ Schule von einem eigens dafür angestellten Pädagogen gesondert betreut.[68]

Die Kinder ausländischer Bürger erhalten an den Obertshausener und Hausener Schulen über die reguläre Schulpflicht hinaus noch den sogenannten „muttersprachlichen Unterricht“. Voraussetzung dafür ist die entsprechende Staatsangehörigkeit ihrer Eltern. Unterrichtet werden augenblicklich die Sprachen Spanisch (Eichendorff-Schule/Fröbelschule), Türkisch (Eichendorff-Schule/Waldschule), Kroatisch bzw. Serbokroatisch (Eichendorff­Schule/Waldschule), Italienisch (Sonnentauschule), Portugiesisch (Fröbelschule) und Griechisch (Hermann-Hesse-Schule).

 

Örtliche Berufsschulen

Bruchstückhaft erhalten sind weiterhin Zeugnisse über in Hausen wie m Obertshausen ansässige Berufsschulen. Eine „Statistik der Pflichtberufsschule“ aus den Jahren 1929 – 1934 erwähnt für Hausen zwei Klassen, in denen zwischen 40 und 60 Mädchen aus „ungelernten Berufen“ einen dreijährigen Unterricht durchliefen. [69]

Auch in Obertshausen existierte bereits in den 30er Jahren dieses Jahrhunderts eine – allerdings nicht nur für Mädchen vorgesehene – Berufsschule, die der hiesigen Volksschule angeschlossen war.[70] Im Jahre 1948 war der Unterricht bereits wieder in vollem Gange und fand sowohl im Dachraum der Neuen Schule wie auch in einem Saal der Alten Schule statt. Noch existierte keine zentrale Kreisberufsschule, in Obertshausen befand sich lediglich eine ihrer „Filialen“.[71]

In den Jahren 1954/1955 waren dann – wohl infolge des immer knapper werdenden Raumes – Bestrebungen im Gange, in Obertshausen eine eigene Berufsschule für das Sattler­ und Feintäschner-Gewerbe aufzubauen. Der Kreis Offenbach entschied sich jedoch aus finanziellen Gründen dafür, die bis dato in Obertshausen zur Schule gehenden Feintäschnerlehrlinge aus dem Kreisgebiet in Offenbach unterrichten zu lassen.[72]

 

Die „Georg-Kerschensteiner-Schule“

Auf dem Hintergrund des berufsbildenden Schulwesens entstand 1963/1964 – als Zusammenschluss der über den Kreis Offenbach verteilten „Filialen“ – an der Gemarkungsgrenze zwischen Hausen und Obertshausen eine Kreisberufs- und Berufsschule mit dem Namen „Georg-Kerschensteiner-Schule“. Diese Einrichtung vereinigt verschiedene Schularten unter einem Dach und stellt somit einen Schultyp besonderer Prägung dar.[73]

Die Teilzeitberufsschule besuchen Auszubildende der Berufe Bank-, Büro-, Einzelhandels- und Industriekaufmann, Bürogehilfe und Verkäufer.

Das Berufsgrundbildungsjahr und das Berufsvorbereitungsjahr gilt für Jugendliche, die nach 9 Schuljahren weder eine weiterführende Schule besuchen, noch eine Berufsausbildung beginnen.

Die Berufsfachschulen für Wirtschaft und Verwaltung (früher: Handelsschule bzw. Höhere Handelsschule) sowie Ernährung und Hauswirtschaft setzen keine Berufsausbildung oder berufliche Tätigkeit voraus. Sie vermitteln eine berufliche Grundbildung in Fachtheorie und Praxis, des weiteren wird die Allgemeinbildung erweitert. Der erfolgreiche Besuch der

Berufsfachschule hat eine Verkürzung der Lehrzeit um ein Jahr zur Folge, wenn der gewählte Beruf zu dem in der Berufsfachschule besuchten Berufsfeld gehört.

Das Berufliche Gymnasium Schwerpunkt Wirtschaft (früher: Wirtschaftsgymnasium) umfasst die Jahrgangsstufen 11, 12 und 13. Die Verbindung von allgemeinem und beruflichem Lernen führt zur Allgemeinen Hochschulreife (Abitur).

Der Rückgang der Schülerzahlen in der sozialpädagogischen Berufsschule ließ es ratsam erscheinen, diese Schulform mit dem Schuljahr 1980/1981 auslaufen zu lassen.

Einmal im Jahr und das traditionell seit 1990 im Januar – öffnet die Georg­ Kerschensteiner-Schule ihre Türen für Besucher. Dabei gibt es außer den Lehrräumen noch viel mehr zu sehen. Die Schülerinnen und Schüler der verschiedenen Schulzweige präsentieren auf vielfältige Weise, was sie gelernt haben und laden durch Aktionen zum Verweilen ein.[74]

 

Das Volksbildungswerk Obertshausen

Im Sommer des Jahres 1967 riefen die beiden Obertshausener Pädagogen Dr. Erwin Büge und Kurt Formhals zusammen mit dem damaligen Bürgermeister Robert Flügel in Obertshausen eine örtliche Volkshochschule ins Leben, welche sich besonders um die Belange der Erwachsenenbildung kümmern sollte. Ein weiteres Motiv sei – so wurde bereits damals kolportiert – die bevorstehende Gebietsreform in Hessen gewesen. Gemeinden, so hieß es, die eine besondere Mittelpunktfunktion hätten und sich durch eine gute Infrastruktur von den Nachbargemeinden unterschieden, liefen weniger Gefahr, mit anderen zusammengelegt zu werden.[75]

Der „Vorläufige Vorstand‘ des Volksbildungswerkes verschickte zunächst Fragebogen an die Haushalte in Obertshausen, um die Wünsche der Einwohner bezüglich des Volkshochschulprogramms festzustellen. Dabei wurde von den Obertshausenern angeregt, außer Sprach- und Bastelkursen auch gesellschaftspolitische Veranstaltungen einzuplanen, ebenso philosophische, psychologische und medizinische Themen aufzugreifen. Das erste Herbst-Trimester der neuen Volkshochschule begann dann mit elf Kursen und einer Reihe von Einzelvorträgen, 241 Personen schrieben sich als Hörer ein. Vier der Kurse veranstaltete der „Zentralverein für Bürowirtschaft, Kurzschrift und Maschinenschreiben“.

Am 3. November 1967 trat die Mitgliederversammlung des VBW zusammen, um einen ersten ordentlichen Vorstand zu wählen und somit das Ziel zu verwirklichen, ein eingetragener Verein zu werden. Da die Gemeinde als wichtigster Geldgeber des VBW angesehen wurde, sollten auf Vorschlag der Sozialdemokraten auch die Parlamentarier angemessen in den Aufsichtsgremien des neuen Vereins vertreten sein. Schließlich einigte sich die Versammlung auf ein Gremium von neun Vorstandsmitgliedern. Zum Vorsitzenden wurde Dr. Erwin Büge gewählt, zum stellvertretenden Vorsitzenden Kurt Formhals.

Aus den ebenfalls . angebotenen Lichtbildervorträgen entwickelte sich im Laufe der Monate dann der Wunsch, die entsprechenden Orte auch zu besuchen. So fanden im Jahre 1968 die ersten Halbtags- und Tagesausflüge in die nähere Umgebung statt. Da vornehmlich ältere Bürger diese Fahrten frequentierten, übertrug die Gemeinde einen Teil ihrer Seniorenbetreuung dem VBW: Fahrten und Vorträge zu Reisezielen in nah und fern. Heute finden jährlich etwa zwei Dutzend Ausflüge dieser Art statt, die Zahl der Lichtbilder- und Filmvorträge liegt bei fast 100.

Nach zwei Jahren Anlaufzeit wuchs das Kursangebot des Obertshausener Volksbildungswerkes steil an, ebenso die Zahl der Hörer. Zu Beginn der 70er Jahre wurden die ersten Mehr-Tages-Reisen ins Programm aufgenommen. Zuerst als Theater- und Konzertreisen konzipiert, folgten schon bald echte Studienreisen und touristische Exkursionen. Waren zunächst Ziele im europäischen Ausland gefragt, so erweiterte sich das Angebot später auch auf den gesamten Mittelmeerraum, Asien und Übersee.

So wuchs das Programm der Oberthausener Volkshochschule Schritt für Schritt. Eingerichtet wurden u.a. eine Hausaufgabenhilfe sowie „unterrichtsbegleitende Maßnahmen für lernschwache Kinder lind sprachunkundige Ausländerkinder“ an den Grundschulen. Später folgten an der Waldschule Kurse zum Erreichen des Hauptschulabschlusses. Zahlreiche Ausstellungen wurden durchgeführt, um die Öffentlichkeit über die Arbeit des VBW zu informieren, aber auch Künstler präsentierten sich in Vorträgen und Ausstellungen.

Als im Jahre 1977 die Gebietsreform im Kreis Offenbach erfolgte, wurde zwar Obertshausen mit Hausen zusammengelegt, die leistungsfähigen  kleinen  Volkshochschulen blieben jedoch als dezentral organisierte  Einrichtungen  der  Erwachsenenbildung  vor  Ort erhalten. Das VBW Obertshausen konnte damals immerhin auf eine bereits zehnjährige erfolgreiche Arbeit zurückblicken. Durch Bürgernähe und Kenntnis lokaler Besonderheiten ist es den örtlichen Volkshochschulen eher möglich, rasch auf Veränderungen zu reagieren und Probleme meist im Gespräch vor Ort zu klären.

Heute zählt das Volksbildungswerk Obertshausen 328 Kurse mit 4.470 Teilnehmern und weist damit die höchste Weiterbildungsdichte im Kreis Offenbach auf (errechnet aus der Zahl der Einwohner im Verhältnis zu den gehaltenen Kursen). Seit mehr als 23 Jahren fungiert Georg Köppler als Vorsitzender, Kurt  Formhals als stellvertretender Vorsitzender seit 25 Jahren, eben so lang ist Geschäftsführer Walter Kretschmer im Amt.

Aufgaben und Ziele des VBW Obertshausen definiert der Vorsitzende folgendermaßen: „Die Kreativität beim einzelnen Teilnehmern in den verschiedenartigen Angeboten zu fördern, so die erforderlichen Innovationen für die weitere Entwicklung unseres Gemeinwesens zu schaffen“ und dadurch „zu  einer Verwirklichung des  lebenslangen Lernens“ beizutragen. So vollziehe sich die Bildungsaufgabe in einem „Spannungsfeld zwischen Person und Gesellschaft, zwischen Tradition und Zukunft“.

Die im November 1988 gegründete Musikschule im VBW Obertshausen ist in der kurzen Zeit ihres Bestehens bereits zu einem festen Bestandteil im Leben der Stadt geworden. Mit inzwischen 925 Schülern, die von 40 Lehrkräften in den unterschiedlichsten Fächern einzeln oder in Gruppen unterrichtet werden, ist sie die größte Musikschule im Kreis Offenbach. Das breitgefächerte Angebot richtet sich nicht nur an Kinder vom Vorschulalter an, sondern ebenso an Erwachsene, die Kenntnisse neu erwerben oder auffrischen möchten. Die Musikschule steht in Kontakt mit den örtlichen Schulen, Vereinen und Kirchengemeinden, geleitet wird sie von Ditmar Schrod.[76]

Mit einer akademischen Feier, Ausstellungen im Bürgerhaus Hausen sowie verschiedenen Veranstaltungen (Vorführungen, Konzerte, Verlosungen etc.) beging das VBW Obertshausen vom 29. bis zum 31. Januar 1993 sein „silbernes Jubiläum“. Im Rahmen der Festlichkeiten zeichnete Bürgermeister Seih den langjährigen Leiter des VBW – Georg Köppler – mit der silbernen Verdienstmedaille der Stadt aus. „Wie war das doch“, plauderte Köppler dabei über seine erste Studienfahrt, „als die Reisegesellschaft die billige Butter und den Fisch von Helgoland aus dem Laderaum des Busses holen ·wollte? Das Streichfett war in der großen Hitze zerlaufen und hatte sich mit dem Geruch der Meerestiere vereint“ .[77]

Nach über 23 Jahren gab der ehemalige Schulrat dann im April 1993 den Vorsitz des VBW Obertshausen ab, zu seinem Nachfolger wurde Ex-Bürgermeister Robert Roth gewählt. Die Versammlung ernannte Georg Köppler anschließend zum Ehrenvorsitzenden. [78]

Bereits im Jahre 1958 war in Hausen ein Volksbildungswerk – ebenfalls auf der Basis eines eingetragenen Vereins – entstanden, finanzielle Gründe lagen dann 1963 dem Übergang des VBW Hausen in den „Kulturkreis Hausen“ zugrunde. Laut Satzung vom 30. August 1963 war dieser Kulturkreis eine „öffentliche Einrichtung der Gemeinde Hausen“. Er sollte „das kulturelle Leben in der Gemeinde fördern; gestalten und weiter ausbauen. Er dient der Jugend- und Erwachsenenbildung. Die weitere Aufgabe ist insbesondere, seine Hörer zur Selbstbildung und zur Mitarbeit am demokratischen Staatsleben anzuregen und ihnen (….) Kenntnisse für Leben und Beruf zu vermitteln. Das Theater- und Konzertwesen ist zu pflegen. Bücherei und Literaturwesen  ist zufördern. [79]

Somit legte der Kulturkreis Hausen neben allgemein-kulturellen Aktivitäten besonderen Wert auf die Erwachsenenbildung und übte damit ebenfalls die Funktion einer Volkshochschule aus. Er war wie auch andere VHS dem Hessischen Landesverband für Erwachsenenbildung angeschlossen.

Trotz eines umfangreichen Angebots ging der Besuch der Veranstaltungen des Kulturkreises Hausen in den Folgejahren immer mehr zurück, sowohl auf dem kulturellen  wie auch auf dem bildenden Sektor. Für das Jahr 1977 liegt uns nochmals ein – vor allem auf die Betreuung von Senioren zugeschnittenes – Programm vor, danach verliert sich die Spur dieser Institution.[80]

 

[1] Dazu und zum Folgenden J. Seuffert, Unser Hausen, S. 45ff.

[2] Zitiert nach H. Kahl, Obertshausen zwischen einst und jetzt,  S. 44.

[3] Dazu und zum Folgenden H. Kahl, Schulwesen, S. 16ff; H. Kahl, Obertshausen, S. 44ff

[4] Die Menge, welche mit einem Sichelschlag geerntet werden kann.

[5] Zitiert nach H. Kahl, Schulwesen, S. 28f

[6] StAOH, XJ.V/9/-/2 und 3.

[7] StAOH, XJ.V/9/-/4-10; Gemeinderatsprotokoll vom 27.07.1897; H. Kahl, Obertshausen zwischen einst und jetzt, S. 49.ff; O. Lechens, Planung, S. 9f.

[8] StAOH, XlV/3/-/3.

[9] H. Kahl, Obertshausen zwischen einst und jetzt, S. 51ff.

[10] StAOH; XlV/10/-/1; P. Roth-Weikl.  S. 15f.

[11] StAOH, XlV/42/27

[12] StAOH, XlV/6/-/4

[13] StAH, XJV/8/5.

[14] Stadtarchiv Hausen, V/4/8.

[15] StAOH; XJ.V/2-/4; Gemeinderatsprotokoll  vom 25.09.1945;  H. Kahl, Obertshausen zwischen einst und jetzt,  S. 55.

[16] StAOH, XJ.V/9/-/25.

[17] H. Kahl, Obertshausen zwischen einst und jetzt,  S. 56.

[18] HB 09.01.1970.

[19] HB 10.12.1965, 10.05.1968, 22.08.1969; OP 17.09.1967.

[20] HB 09.01.1970.

[21] OP 22.05.1981.

[22] OP 09.09.1986

[23] OP 27.05.1993.

[24] OP 07.06.1993, 10.06.1993; HB 09.06.1993, OP 27.05.1993.

[25] OP 25.06.1992, 01.10.1992, 05.12.1992; HB 10.12.1992.

[26] Dazu und zum Folgenden Chronik der Sonnentauschule; HB 28.11.1969, 05.12.1969, 09.01.1970

[27] GPH 02.12.1976; HB 03.12.1976.

[28] Chronik der Sonnentauschule

[29] OP 26.10.1985.

[30] HP 02.10.1986; OP 02.10.1986.

[31] OP 25.11.1989; HB 30.11.1989.

[32] HB 20.12.1990.

[33] HB 06.12.1990

[34] Chronik der Sonnentauschule.

[35] HB 16.06.1992.

[36] OP 15.09.1992.

[37] OP 15.06.1992, 08.07.1992,  16.07.1992, 01.08.1992 und  11.08.1992; HB 02.07.1992.

[38] HB 26.06.1991.

[39] Dazu und zum Folgenden J. Seuffert, Unser Hausen, S. 45ff; J. Seuffert: Die Entwicklung des Schulwesens in Hausen, unveröffentlichtes Manuskript; GPH 09.08.1967, 24.01.1968, 15.01.1969, 02.04.1969, 30.07.1969, 29.12.1970, 12.01.1972.

[40] StAH, XJ.V/7/28.

[41] StAH, XJV/6/35.

[42] Siehe dazu auch StAH, XIV/7/33. Es handelt sich um eine bemerkenswert umfangreiche  Akte!

[43] StAH, XIV/39/8.

[44] OA 17.03.1926.

[45] OA 25.06.1930.

[46] StAH, XIV/13/9.

[47] StAH, XIV/5/6.

[48] StAH, XIV/12/9.

[49] OP 23.06.1984.

[50] Unsere Schule hat Geburtstag; OP 25.06.1993.

[51] OP 10.06.1992.

[52] OP 15.05.1993.

[53] HB 23.06.1983; OP 24.06.1983.

[54] OP 27.03.1980, 29.05.1980.

[55] HB 26.01.1989,  09.02.1989; OP 19.01.1989, 21.01.1989,  04.02.1989, 16.02.1989, 23.02.1989,

12.04.1989, 29.06.1989,  03.07.1989,  05.07.1989, 06.07.1989

[56] Unsere Schule hat Geburtstag; OP 25.06.1993.

[57] Auskünfte durch Gabriele Faulhaber.

[58] Dazu und zum Folgenden OP 05.07.1993,  08.07.1993.

[59] Dazu und zum Folgenden HB 12.01.1968, 26.03.1971, 17.05.1972, 16.05.1975, 27.12.1979;

GPH 20.05.1968, 05.06.1968, 25.02.1970, 28.07.1971, 23.08.1972,  12.12.1973

[60] HB 22.02.1979, 27.12.1979, 03.01.1980; OP 28.12.1979.

[61] OP 05.08.1987.

[62] HB 04.09.1986; OP 13.02.1986.

[63] OP 27.05.1991; HB 30.05.1991.

[64] OP 30.12.1981.

[65] OP 09.12.1987.

[66] OP 05.04.1984; HB 05.04.1984.

[67] OP 22.12.1990; HB 27.12.1991

[68] OP 06.03.1993.

[69] StAH, XJ.V/51/2.

[70] H. Kahl, Obertshausen zwischen einst und jetzt, S. 52ff

[71] StAOH, XJ.V/3/-/5.

[72] StAOH, XJ.V/10/-/5; OP 20.01.1955 und  21.01.1955.

[73] Dazu und zum Folgenden Festschrift der Georg-Kerschensteiner-Schule 1984; GPH 07.02.1968, 24.04.1974;  HB  16.08.1974, 26.05.1978, 26.01.1989.

[74] OP 25.01.1993; HB 28.01.1993.

[75] Dazu und zum Folgenden 25 Jahre Volksbildungswerk.

[76] Vgl. dazu auch HB 26.01.1989.

[77] OP 27.01.1993, 28.01.993, 29.01.1993, 01.02.1993, 02.02.1993, 04.02.1993, HB 28.01.1993, 04.02.1993.

[78] OP 03.04.1993, 08.04.1993.

[79] Dazu und zum Folgenden J. Seuffert, Unser Hausen, S. 50; GPH  18.10.1967, 31.12.1968

[80] HB 19.08.1977.