23. Oktober 2018

Chronik-04: Das 19. Jahrhundert

Chronik der Stadt Obertshausen von 1993
Obertshausen und Hausen im Strom der Zeit

Das 19. Jahrhundert – Das Jahrhundert des Wandels

von Historiker Dr. Jörg Füllgrabe

 

Das 19. und frühe 20. Jahrhundert

Mit dem vergangenen Jahrhundert beginnt zwar nicht die „eigentliche Neuzeit“ es sind jedoch Entwicklungslinien erkennbar, die deutlicher noch, als es bei den vorausgegangenen Epochen der Fall ist, in unsere Gegenwart fortwirken. Aus diesem Grunde ist es vielleicht auch angebrachter, wenn der Zeitraum des vergangenen und des beginnenden zwanzigsten Jahrhunderts als „frühe Moderne“ bezeichnet würde. Andererseits, das wurde hier bei der Einführung jeder Epochenunterteilung angesprochen, gibt es immer Konstanten, die sich nicht nach historischen Unterteilungen richten und somit epochenübergreifend sind. Die „Stunde null“ lässt sich zumindest bei solcherlei Zäsurversuchen niemals festlegen. Was aber macht diese Epoche so „modern“?

Die im Zuge der französischen Revolution erfolgten gesellschaftlichen Veränderungen begannen sich eigentlich erst in dieser Zeit auszuwirken. Mit der Besetzung durch französische Truppen begann das vergangene Jahrhundert und es endete mit der nationalstaatlichen Einigung Deutschlands. Da diese erst so spät erfolgte, mag das überzogene nationale Selbstbewusstsein als eine Oberreaktion anzusehen sein, dass in den Ersten Weltkrieg führte und damit eine deutliche Krise des Abendlandes auslöste.

Umwälzend sind die revolutionären Ereignisse von 1848, das nationale Bundes-Parlament in der Frankfurter Paulskirche, die Versuche, Hessen unter einem Herrscherhaus zu einigen sowie die ähnlichen Bestrebungen zur deutschen Einigung. Dies alles und auch die Durchsetzung der antipreußischen Linie in Hessen und die damit verbundene politische Reaktion dürfte die Bewohner Hausens und Obertshausens nur in geringem Maße berührt haben, vor allem, wenn man bedenkt, dass 1866 nur circa 17,5 % der Bevölkerung lediglich in dem Sinne wahlberechtigt waren, dass sie aus 4% der Bevölkerung Wahlmänner wählen konnten, die ihrerseits aus 0,3% der Bevölkerung Abgeordnete wählen konnten1). Bedeutsamer war der Fortschritt auf technisch-wissenschaftlichem Gebiet, der sich auch im Bereich der Wirtschaft niederschlug.

Die Industrialisierung führte zunächst zum Wohlstand Weniger und zur Verarmung der Massen, bis sich vor allem aufgrund des politischen Kampfes der Arbeiterbewegung – sei es in Form der Gewerkschaften, sei es in Form der Sozialdemokratie – die Verhältnisse besserten. Mit der Industrialisierung war nicht nur die Möglichkeit zu ausgedehnter Produktionsweise und quasi sich selbst beflügelnder Innovationstätigkeit  gegeben, sondern gleichzeitig der – zunächst auf eine kleine Gruppe beschränkte – Beginn einer Mobilität des Einzelnen Individuums verbunden, den wir auch heute noch spüren können. Damit einhergehend wurden die letzten Rudimente des feudalen Systems die Leibeigenschaft – aufgehoben, was jedoch nicht zur vorbehaltlosen Selbstbestimmtheit der Einzelpersönichkeiten führte.

Dennoch ist diese Epoche durch die ihre innewohnende Dynamik sehr unmittelbar mit der Gegenwart verbunden, diese Verbindung ist weitgehender als es bei einer Bewertung dieser Zeit als bloße Grundlage für Entwicklungen zur Gegenwart der Fall wäre. Mit dem Ausbrechen aus der alten Weltordnung, das zwar auch in früheren Abschnitten menschlicher Geschichte immer wieder versucht, durch die explosive Entwicklung von Naturwissenschaft und Technik jedoch auf eine vollkommen neue Basis gestellt wurde, ging eine grundsätzliche Verunsicherung                            einher, deren Folgen bis heute anhalten und deren Ende noch nicht abzusehen ist. Daher ist es vielleicht auch wenig verwunderlich und möglicherweise -bei zynischer Betrachtung – adäquat, dass diese frühe Moderne durch die infolge der französischen Revolution erst möglichen napoleonischen Kriege eröffnet und durch den Ersten Weltkrieg beendet wurde.

Oder – was nur auf den eisten Blick positiver aussähe: Zu Beginn der oben definierten Moderne ging die Epoche des ohnehin nur noch als machtlose Institution existierenden „Heiligen Römischen Reiches“ zu Ende, damit schien die deutsche Zersplitterung endgültig festgeschrieben zu sein. Zum Ausklang des vergangenen Jahrhunderts kam mit der deutschen Einigung – ein Wermutstropfen war der Eigenweg Österreichs – auch das Kaiserreich, dessen Ende mit der Niederlage im Ersten Weltkrieg kam. Die aber insbesondere in der Wilhelminischen Ära gepflegte Vorstellung deutscher Größe und entsprechenden Herrschaftsanspruchs schuf zusammen mit dem Trauma der Niederlage im Krieg – die mentalen Voraussetzungen für die Entstehung eines „Ersatzkaiserreiches“, das als sogenanntes „Drittes Reich“ seine Schreckensherrschaft antreten sollte.

 

Anmerkungen:

1) vgl. K. Demandt, Geschichte des Landes Hessen, S. 574f.

 

 

Obertshausen im 19. und frühen 20. Jahrhundert

Der Aufstieg Napoleons und die französische Expansion führten dazu, dass auch unsere engere Heimat in den Strudel der Ereignisse gerissen wurde. Die Beschießung Offenbachs im August 1800 stellte lediglich den Auftakt der französischen kriegerischen Aktivitäten dar, als deren Höhepunkt und gleichzeitigen Abschluss der Feldzug der „Großen Armee“ in das russische Zarenreich angesehen werden kann. Von dem Griff nach der Hegemonie über Europa war man allerdings zu dieser Zeit noch weit entfernt.

Zeitlich näher an den Ereignissen war allerdings die Gründung des sogenannten Rheinbundes, die 1806 erfolgte. Die im Rheinbund zusammengeschlossenen, frankreichfreundlichen Fürsten hatten durch ihren Verzicht auf linksrheinische Territorien einen Anspruch auf Entschädigung gewonnen, den sie zu Lasten schwächerer Territorialherren durchsetzten. Im Zuge dieser „Ausgleichsmaßnahmen“ kamen auch Obertshausen und Hausen unter die Herrschaft der Isenburger Fürsten1)

Mochte bei diesen vielleicht auch die Angst vor dem übermächtigen Nachbarn im Westen eine Rolle gespielt haben, mit dem es galt sich gutzustellen, wurde diese Erwartung insofern enttäuscht, als es trotzdem nicht gelang, sich der Beteiligung an den Kriegslasten des expansionslüsternen Herrschers zu entziehen. Davon betroffen war natürlich auch unsere Region und so kam es, dass mit der Ostbewegung der napoleonischen Heere Einquartierungen in Obertshausen fast an der Tagesordnung waren. Diese Einquartierungen waren mit hohem finanziellem Aufwand verbunden, für den die Obertshausener sogar Hypotheken aufnehmen mussten, an deren Abzahlung die Gemeinde noch etliche Jahre litt 2).

Die französische Armee brauchte und forderte die Lieferung von Nahrungsmitteln und Pferdefutter. Überdies mussten Pflichtleistungen wie Kriegsfuhren und andere Dienste geleistet werden. Der in Obertshausen geborene und lebhaft an Geschichte und Kirchengeschichte interessierte katholische Geistliche Dr. Bruder berichtete über seinen Vater, dass dieser mit seinem Ochsenwagen oft tagelang und unter widrigsten Witterungsbedingungen die Ausrüstung der französischen Soldaten befördert habe.

Neben solcher Art von Dienstleistungen mussten vor allem immer wieder Quartiere für die Armeen bereitgestellt werden, die erst in den Krieg mit den östlichen deutschen Staaten – darunter auch Preußen – und schließlich noch weiter zogen. Die „normale“ Abgabe von Verpflegung mag für die nicht gerade reichen Bewohner des Dorfes schon bedrückend genug gewesen sein, schlimmer waren jedoch gewiss die Requirierungen von Pferden, die, statt ihrer Bestimmung im Ackerbau nachzugehen, als Zugtiere für Panjewagen und Geschütze zweckentfremdet wurden.

Die „Requirierung“ von Menschen war aber mit Sicherheit die schlimmste Form der Anwesenheit der französischen Armee. Die Obertshausener Johannes Trumm und Adam Schmelz gerieten in die Mühlen des französischen Heeres und der ebenfalls aus Obertshausen stammende Matthias Perl erlebte unter der Trikolore geradezu eine Odyssee, die ihn nach Spanien, von dort nach Frankreich und schließlich in englische Kriegsgefangenschaft führte.3)

Die Tatsache, dass sich das Divisions-Hauptquartier der Franzosen im Jahre 1808 in Bürgel befand, rückte Obertshausen sicherlich stärker in den Mittelpunkt des militärischen Geschehens – zumindest auf der Planungsebene -als dies bei größerer Distanz der Fall gewesen. wäre und vermutlich wäre eine größere Distanz zu solch unmittelbarem Zugriff auch für die meisten Obertshausener die angenehmere gewesen. Denn die umliegenden Gemeinden wurden ganz besonders in die Pflicht genommen.4)

Die Gesamtsituation wurde auch dadurch nicht einfacher, dass die örtliche Infrastruktur nur wenig ausgeprägt war, mithin die Lebensbedingungen für die Dorfbevölkerung alles andere als idyllisch waren. Allein der Umstand, dass die Obertshausener Wasserversorgung jener Tage alles andere als den Ansprüchen gerecht wurde, lässt erahnen, wie sehr die Bevölkerung existentiellen Schwierigkeiten ausgesetzt war.

Weil die Wasserversorgung gerade in den Städten mangelhaft gewesen war, kam es immer wieder zu Ausbrüchen von Epidemien – am fürchterlichsten war die Pest, aber auch in ländlichen Regionen war die Gefahr, durch verschmutztes Trinkwasser zu erkranken, nicht gering. Auch in Obertshausen war dies nicht anders, die Wasserqualität der Brunnen war durch die oft in unmittelbarer Nachbarschaft befindlichen Pfuhlkauten mehr als bedenklich. Drei öffentlich zugängliche Brunnen befanden sich in Obertshausen, die jedoch für die Versorgung insbesondere in den Sommermonaten nicht ausreichten, da die Brunnen in den Höfen austrockneten, die Bauern mithin auf eine andere Möglichkeit der Wasserversorgung angewiesen waren. Aus diesem Grunde ließ die Gemeinde im Jahre 1857 einen Ziehbrunnen in der Hintergasse anlegen.5)

Neben den eigentlichen Brunnen gab es in Form des sogenannten Trinkborn, einer Quelle also, der sich ungefähr fünf Minuten vom Ort entfernt befand, die Möglichkeit sich mit dem lebensnotwendigen Naß zu versorgen. Offenbar wurde das Wasser aus dieser Quelle – im Gegensatz zum Wasser aus den übrigen Brunnen – nicht zur Viehtränke verwendet. Das Wasser wurde in Eimern an seinen Bestimmungsort transportiert, die, um die Arbeit des Tragens zu erleichtern, mit Hilfe eines Schulterjochs getragen wurden. Neben dem rein funktionalen Aspekt dürfte der Trinkborn auch als eine Art „Kommunikationszentrum“ gedient haben, an dem Neuigkeiten ausgetauscht wurden. übrigens waren die Obertshausener bis in die relativ junge Vergangenheit auf ihre vier Brunnen angewiesen. Erst mit dem Bau einer Wasserleitung  im Jahre 1935 kam das für uns heute selbstverständliche „fließend Wasser“ in die Häuser und Wohnungen.

Damit ist allerdings dem Lauf der Geschichte zu weit vorausgeeilt. Die Bedingungen unter napoleonischer Herrschaft waren nicht dazu angetan, für ein Auskommen oder gar Wohlstand zu sorgen. Hinzu kamen infolge der schlechten Bodenqualität Missernten, die sich in oft bitterer Not niederschlugen. Ein schlimmes Jahr war 1817, als viele Bauernburschen sich als schlechtbezahlte – Tagelöhner verdingen müssten, um Oberhaupt einen kläglichen Lebensunterhalt zu erwerben. Nicht vergessen werden darf in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass die Fronden weiterhin eine nicht unwesentliche Rolle spielten. Zwar waren die Naturalfronden durch Geldzahlungen abgelöst worden, doch auch dieses Geld musste erst erwirtschaftet werden. Dies gilt natürlich auch für die Ablösung der Leibeigenschaft, für die die Gemeinde Obertshausen im Jahre 1828 die Summe von 533 Gulden und 26 Kreuzern aufzubringen hatt.6)

Es ist sicherlich damit zu rechnen, dass die Ideen der revolutionären Aktionen der Jahre um 1848 auch in die hiesige Region drangen, Frankfurt und damit die Paulskirche waren ja in greifbarer Nähe. Allerdings scheint dieses Ideengut keine erkennbaren Folgen gezeitigt zu haben, vermutlich hatten die Obertshausener so viel mit der Bestreitung ihres Lebensunterhaltes zu tun, dass Fragen nach der Form des politischen Systems eher nebensächlich waren.

Die Landwirtschaft wurde um neue Sorten bereichert, man baute Kartoffeln, Hafer, Gerste, Bohnen, Erbsen, Rüben sowie Kohlrabi und Futterkräuter an. Daneben wurde, wenn auch in geringem Umfang, Weizen angebaut, aus dem sich Feinmehl gewinnen ließ. Interessant ist allerdings, dass es neben dem Anbau von Raps, Flachs, Buchweizen, Hirse, Runkelrüben und Lupinen auch zu Tabakpflanzungen kam. Es erscheint zwar mehr als fraglich, ob sich dieses einheimische Kraut mit Virginia- oder Orienttabaken messen konnte, immerhin aber konnte der Tabak „Marke Obertshausen“ verkauft werden, womit wenigstens etwas Geld in die bäuerlichen Kassen floß.7)

Lupinen hingegen waren kaum für den menschlichen Verzehr vorgesehen, wenngleich neuere Publikationen zum Thema Ernährung darauf verweisen, dass Lupinen nicht nur für den menschlichen Verzehr geeignet, sondern sogar überaus nahrhaft seien. Vermutlich wurden die Obertshausener Lupinenbestände als natürlicher Dünger einfach untergepflügt, um bei der nächsten, „vernünftigen“ Bebauung als Dünger zu dienen. Konventionellerer Nutzung wurden Raps und Flachs zugeführt. Raps diente als Ölpflanze, und wurde in den Ölmühlen Weiskirchens und Jügesheims verarbeitet, Flachs wurde für die Leinenherstellung verwendet. Der Flachs wurde von den Obertshausenerinnen selbst verarbeitet und viele Märchen haben bis in unsere Tage die Szenen überliefert, in denen an Winterabenden gemeinschaftlich Flachs gesponnen wurde, wobei sich einerseits die Zeit mit dem Erzählen von Märchen vertrieben wurde, andererseits zarte Bande zwischen den jungen Spinnerinnen und der männlichen Dorfjugend „gesponnen“ wurden.

Die eher bescheidene Situation Obertshausens ist auch dadurch gekennzeichnet, dass der Stand der Kleinbauern vorherrschte. Größeren Landbesitz hatten lediglich die beiden Bäckermeister Johann Kämmerer und Wilhelm Bauer. Die Maschinenparks der heutigen Bauern standen – auch in ihren Vorläufern- natürlich erst recht noch nicht zur Verfügung. Daher waren die Bauern auf einfache Geräte wie Harke, Schaufel, Mistgabel, Sense, Sichel, Dreschflegel und Hächselbank angewiesen. Daneben gab es natürlich Pflug und Egge, die von Pferden gezogen werden mussten. Das Verbot von Kinderarbeit gab es seinerzeit noch nicht, schon gar nicht in der Landwirtschaft, in der auch Kinder für die anfallenden Arbeiten herangezogen wurden und aufgrund der schlechten Lage wohl auch werden mussten. Die Folgen für deren „Kindheit“ im Allgemeinen und die Schulbildung im Besonderen sind leicht vorstellbar.

Neben dem landwirtschaftlichen Ackerbau und der Viehzucht gab es in Obertshausen auch andere Berufsgruppen. Um die Mitte des vergangenen Jahrhunderts gab es am Ort zwei Maurer, zwei Zimmerleute, drei Schuster, zwei Metzger, drei Wirte, zwei Bäcker, zwei Schneider, zwei Schmiede, zwei Inhaber von sogenannten Kolonialwarengeschäften, einen Lumpensammler, einen Schäfer, einen Gänsehirten, einen Kuh- und Schweinehirten sowie einen Wildbrethändler. Die bescheidene Aufzählung macht den geringen Grad an Wohlstand in der Gemeinde deutlich.8)

Dies wird auch anhand der finanziellen Verhältnisse in der Gemeinde erkennbar. Einerseits erhielt der Ort bzw. die Gemeindeverwaltung durch das Schul- und Schulholzgeld sowie Pachterträge aus gemeindeeigenen Äckern, Wiesen und Wäldern Einnahmen, andererseits war manche Ausgabe zu tätigen. Darunter fielen Kosten für Reparaturen und Anschaffungen – auch für Kirche und Schule – Handwerkerrechnungen aus diesen Zeiten geben einen Anhaltspunkt, welche Arbeiten anfielen und von der Gemeinde·an Handwerker vergeben wurden. Darüber hinaus musste die – anteilsmäßige – Bezahlung von Pfarrer und Dorflehrer aber auch Ausgaben für karitative Zwecke, etwa die Unterstützung von Armen und in Not Geratenen aus dem Gemeindessäckel bestritten werden.

Die Not der Bewohner wird auch anhand der Auswanderungen einzelner Obertshausener deutlich. So wanderte der Schneider Peter Stadtmüller 1853 mit behördlicher Genehmigung nach Ungarn aus, kehrt aber bereits ein Jahr später wieder zurück. Johann Ott siedelte 1853 mit seiner sechsköpfigen Familie nach Amerika aus, 1854 folgten weitere Auswanderungen, die letzten beiden Obertshausener, die ihr Glück in den USA versuchten waren zwei Portefeuiller.9)

Die Infrastruktur des Dorfes war sehr eingeschränkt, was sich auch in für uns heute so selbstverständlichen Dingen wie künstlicher Beleuchtung erkennen lässt. An elektrisches Licht war natürlich im 19. Jahrhundert nicht zu denken, aber auch Gasbeleuchtung war unbekannt. Die Menschen mussten sich mit Öllampen behelfen, die allerdings kaum mit Petroleum betrieben wurden, sondern für die Rübenöl als Brennstoff herhalten musste – die Rußentwicklung ist sich unschwer vorzustellen. Zwar war die Stearinkerze schon in Gebrauch und – in der Stadt – zu erwerben, allerdings waren Kerzen aus diesem Material für die Landbevölkerung kaum erschwinglich. Erst recht gilt dies für Kerzen aus Bienenwachs, die ja auch heute noch recht teuer sind. Die Armut der meisten Obertshausener war sogar so groß, dass sie sich nicht einmal das für den Betrieb der Lampen notwendige Rübenöl leisten konnten. Diese Menschen mussten sich mit Kienspänen harzigem Kiefernholz – begnügen, das mehr schlecht als recht leuchtete. Es wird deutlich, dass die Aktivitäten nach Sonnenuntergang – zumal in der Winterzeit hierdurch sehr eingeschränkt waren.10)

Entsprechend bescheiden waren auch die Zerstreuungen der Obertshausener Bevölkerung. Zur Kerb, dem Kirchweihfest, und an zwei weiteren Festtagen konnte man sich eine Musikkapelle leisten, die drei Wirtshäuser Zum grünen Baum (das älteste Obertshausener Wirtshaus), Zur goldenen Krone und Zum Löwen beherbergten lediglich an Wochenenden regen Besuch, an Werktagen konnte sich kaum ein Obertshausener den Besuch einer Wirtschaft leisten. Den engen „ungeschriebenen Gesetzen“ entsprechend setzte sich die Klientel dieser Gaststätten nur aus Männern zusammen, für Frauen und Mädchen hätte sich der Besuch einer solchen Wirtschaft nicht geziemt. Ausgeschenkt wurden Branntwein, Bier und das „Nationalgetränk“ der Rhein-Main-Region, Apfelwein. Da in vielen Gärten Apfelbäume standen und mutmaßlich auch viel privat gekeltert wurde, konnten sich die potentiellen Kneipengänger gewiss über  die werktägliche „Durststrecke“ hinwegretten.

Das Ortsbild Obertshausens war in dieser Zeit durch ungepflasterte Straßen und Fachwerkbauten geprägt. Der lehmreiche Boden bot sich geradezu als Rohstoffquelle an und auch Sand gab es genug, der aus der sogenannten Sandkaute am Rembrücker Weg gefördert wurde. Erst ab dem Jahre 1850 wurden Backsteinbauten eingeführt, das erste Gebäude in dieser Bauart war übrigens das alte Schulhaus.

Zur dörflichen Infrastruktur gehörte auch das Dorfhirtenhaus, das am südlichen Ortsende errichtet worden war. In einer Zeit vor Einbauküche und Mikrowellenherd war es beileibe keine Selbstverständlichkeit, einen eigenen Backofen zu besitzen. Aus diesem Grunde gab es auch in Obertshausen einen Gemeindebackofen, den sogenannten Backes, der sich als Vorbau an einem Gebäude gegenüber dem alten Schulhaus befand. Hier wurde von den Frauen des Dorfes über zwei Jahrhunderte lang Brot gebacken und der Backes, ähnlich wie das auch beim Trinkborn der Fall war, als kommunikativer Treffpunkt genutzt.

Auch die medizinische Versorgung lag im Argen, ein Arzt war nicht am Ort und bei Notfällen wurde dementsprechend auch wertvolle Zeit verloren, bis fachliche Hilfe eintraf, die überdies- auch das muss sich vergegenwärtigt werden – für den Normalobertshausener nicht oder doch nur kaum zu bezahlen war. Gleiches gilt für die eventuell verordneten Medikamente, die lediglich nach einer kleinen Reise in Offenbach erhältlich waren.11)

Diese trostlose Situation auf dem Dorf dürfte mit dazu beigetragen haben, dass ab den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts die Attraktivität der Offenbacher Industrie ihre Wirkung auch auf die Obertshausener ausübte. Die verschiedenen Offenbacher Industriezweige wie Hut-, Schuh-, Filz- und auch Zuckerfabriken sowie Schriftgießereien und vor allem die Lederwarenindustrie förderten nicht nur das Wachstum Offenbachs, sondern schienen vielen Obertshausener Bauernsöhnen eine Perspektive zur Bestreitung ihres Lebensunterhaltes zu bieten. Mitausschlaggebend hierfür war die geringe Fruchtbarkeit der Böden, deren Ertragsmöglichkeiten durch die Erbteilungen noch weiter eingeschränkt wurden, so dass die Landwirtschaft nicht mehr das Lebensnotwendige hergab. Der Rückgang der Landwirtschaft in Obertshausen zwischen den Jahren 1870 und 1890 war deutlich.12)

Die schlechte wirtschaftliche Situation führte auch zum vermehrten Aufkommen von nebenerwerblieh betriebener Korb- und Stuhlflechterei. Das Flechtmaterial waren Weidenruten und Schilf, die in den Gewannen der südlichen Gemarkung gesammelt werden konnten. Dabei war das Flechtergewerbe keineswegs einträglich, der Lohn für die harte Arbeit eher karg.

Angesichts dieser schlechten Verdienstmöglichkeiten schien die Arbeit in den Offenbacher Fabriken doch lohnender, wenngleich sie gefährlicher und auch mühseliger war. Ein weiteres Problem, das in den heutigen Zeiten, in denen fast jeder Haushalt über mindestens ein Auto verfügt, kaum mehr fassbar ist, war der Weg zum Arbeitsplatz. Der weitaus größte Teil der Obertshausener, die nach Offenbach zur Arbeit gingen, taten dies im wörtlichen Sinne und brachten die ungefähr zwanzig Kilometer messende Strecke zur Arbeitsstelle und wieder zurück zu Fuß hinter sich.

Wer die Möglichkeit besaß, auf einem der Bauernwagen, in denen die dörflichen Erzeugnisse nach Offenbach transportiert wurden, in die Stadt zu fahren, hatte es gut getroffen. Theoretisch gab es zwar die Möglichkeit mit der – um 1885 etwa jedoch nur dreimal in Obertshausen Station machenden – Postkutsche zu fahren, die am Gasthaus Zur Post hielt, allerdings war dieser Luxus für die Lohnarbeiter kaum erschwinglich, schon gar nicht für den alltäglichen Weg zur Arbeit. Aufgrund dieser schlechten Anbindung an das industrielle Offenbach kam es dazu, dass – vor allem im Bereich Lederwaren – die Heimarbeit in Obertshausen an Beliebtheit gewann und schließlich eine entsprechende Industrie am Ort aufblühte. Ähnliches gilt natürlich auch für den Nachbarort Hausen.13)

Mit dem Bau einer Eisenbahnlinie wurden die Probleme bei der Bewältigung des Arbeitsweges gelöst. In den Jahren 1895 und 1896 wurde die Bahnlinie durch Obertshausen gelegt und das Bahnhofsgebäude errichtet.

War mit der Anbindung Obertshausens an die Bahnlinie das damalige Verkehrsdilemma gelöst, war diese Entwicklung nach der Durchsetzung des auf dem Individualverkehr beruhenden Verkehrskonzeptes abgeschnitten, die ungünstigen Abfahrtzeiten der Gegenwart sprechen eine  deutliche Sprache.

 

Anmerkungen:

1)         vgl. H. Kahl, Zwischen Einst und Jetzt, S. 61

2)         vgl. dazu und zu Folgendem H. Kahl, Zwischen Einst und Jetzt, S. 61f.

3)         vgl. H. Kahl, Beiträge zur Geschichte und Kultur von Hausen und Obertshausen,
Bd. 2, S. 34

4)         Die Werkpost Mayer, Nr. 22, S. 24f.

5)         vgl. H. Kahl, Zwischen Einst und Jetzt, S. 64

6)         StAH, XXI/2/8/18

7)         vgl. H. Kahl, Zwischen Einst und Jetzt, S. 66

8)         vgl. H. Kahl, Zwischen Einst und Jetzt, S. 118

9)         StAH, XI/-/4/10

10)       vgl. dazu und zu Folgendem H. Kahl,  Zwischen Einst und Jetzt, S. 69 f.

11)       GPH, 26.8.1970

12)       GPH, 24.1.1969

13)       vgl. hierzu und zu Folgendem H. Kahl, Zwischen Einst und Jetzt, S. 75ff.

 

 

Hausen im 19. und frühen 20. Jahrhundert

Die Französische Revolution dürfte zunächst kaum Auswirkungen auf das Dorfleben von Hausen gehabt haben. Erst die infolge der nachrevolutionären Wirren und durch eine offensive – also kriegerische – französische Außenpolitik ermöglichte Karriere Napoleons hatte spürbare Folgen auch für unsere Region. Noch unter dem Konsulat des nachmaligen französischen Kaisers kam es zu kriegerischen Auseinandersetzungen, in deren Folge 1800 Offenbach von französischen Truppen beschossen wurde. Späterhin kam es – wie in Obertshausen auch – zu Einquartierungen französischer Truppen, die allerdings nicht mehr den Werten der Revolution sondern dem vom Korporal zum französischen Kaiser aufgestiegenen Napoleon verpflichtet waren. Infolge des französischen Aufstiegs zur Hegemonialmacht in Kontinentaleuropa kam es zu Veränderungen innerhalb der Konstellation der deutschen Fürstentümer, die auch für unsere Region weitreichende Konsequenzen hatte.

Mit der Gründung des Rheinbundes im Jahre 1806  waren nicht nur die Auflösung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation sondern auch territoriale Änderungen verbunden, die sich in unserer Gegend in der Zuordnung des Amtes Heusenstamm zur Herrschaft der Grafen von Isenburg niederschlugen.1) Im Zuge dieser Neugestaltungen war es sicherlich naheliegend, dem Zustand der bäuerlichen Leibeigenschaft ein Ende zu setzen. Allerdings würde der Schluss, dies sei aus Menschenfreundlichkeit heraus geschehen und stelle mithin einen humanitären Akt dar, sicherlich zu kurz greifen. Mindestens genauso entscheidend für die Statusänderung der abhängigen Bauern dürfte die Tatsache gewesen sein, dass das alte System einfach nicht mehr effektiv genug arbeitete. So dürfen die wirtschaftlichen Interessen hinter diesen Veränderungen nicht zu gering veranschlagt werden.

Die Ablösung bedeutete auch nicht, dass die Zehntabgaben und herrschaftlichen Rechte schlagartig aufgelöst worden wären, diese Verpflichtungen wurden durch die Zahlung von Geldbeträgen abgelöst bzw. in finanzielle Abgaben umgewandelt.

Vor allem aber ging die Statusumwandlung für die Hausener nicht ohne die Zahlung einer Ablösesumme vonstatten. Diese, für die Betroffenen erheblichen Summen, bedeuteten für die Hausener Bauern eine oft jahrzehntelange Belastung.

Eine Auflistung der an die ehemalige Herrschaft zu entrichtenden Ablösungsgelder liest sich wie folgt:

  • 1828: Ablösung der Leibeigenschaft gegen 373 Gulden und 3 Kreuzer.2)
  • 1830: Entschädigung des Grafen von Schönborn für aufgehobene Fronden gegen die Summe von 2275 Gulden.3)
  • 8.1844: Ablösung der dem fürstlichen Hause Isenburg-Birstein zustehenden Grundrenten in der Gemarkung Hausen gegen 45 Gulden und 36 Kreuzer.4)
  • 1846: 10.397 Gulden und 1 1/2 Kreuzer für die Ablösung der dem Grafen Erwein Damian von Schönborn-Wiesentheid zustehenden Grundrente.5)
  • 7.1857: Ablösung der dem Grafen Erwein Damian von Schönborn-Wiesentheid zustehenden Grundrenten gegen 1.393 Gulden und 12 Kreuzer.6)
  • 1855: 1393 Gulden und 12 Kreuzer für die Ablösung der Untermühle.
  • 1855: 1352 Gulden für die Ablösung der Obermühle.7)

Die Gesamtbelastung von 16.814 Gulden und 59 Kreuzern stellte einen so beträchtlichen Betrag dar, dass nach der territorialen Neuordnung die Staatskasse des Großherzogtums Hessen einen Teil der Ablösesumme vorschoss und dann in Jahresraten von der Gemeinde Hausen zurückforderte. Diese langfristige Verschuldung war auch durch die immer intensiveren Formen der Nebenbeschäftigung kaum aufzufangen.

Erbteilung, schlechte Böden und eine fortschreitende technologische Modernisierung, die die Erträge der Nebenerwerbstätigkeiten minderte, führten überdies zu einem deutlichen Einkommenseinbruch, der nur dadurch aufgefangen werden konnte, dass ein wesentlicher Teil der Hausener ihren Lebensunterhalt aus anderen Quellen beziehen konnte.

Die auch im Rhein-Main-Gebiet fortschreitende Industrialisierung bot die Möglichkeit, in den entstehenden Fabriken seinen Lebensunterhalt zu suchen, die Fabriken des nahen Offenbach boten neue Verdienstmöglichkeiten, die an die Stelle der traditionellen Erwerbstätigkeiten treten konnten. Die Folge war, dass immer mehr Menschen den zehn Kilometer langen Fußweg von Hausen nach Offenbach auf sich nahmen, wodurch die Tendenz zur Trennung von Arbeits­ und Wohnwelt, die ein Kennzeichen des industriellen Zeitalters darstellt, sich auch in Hausen durchsetzte.8)

Einher mit der Orientierung auf die Industrie Offenbachs hin ging eine Rückwärtsentwicklung der landwirtschaftlichen Produktion in Hausen. Im Jahre 1861 stellte die Landwirtschaft lediglich für ein Drittel der Hausener Bevölkerung die Haupterwerbsquelle dar. Der weitaus größere Teil der Ortsansässigen führte den ererbten Betrieb noch im Nebenerwerb weiter, wobei ein Großteil der Arbeitslast auf Frauen und Kinder verteilt wurde, da die Fabrikarbeiter lediglich nach Feierabend bäuerlich tätig sein konnten.

Wie das in der Praxis ausgesehen haben mag, ist allerdings schwer vorstellbar. Allein für den Hin- und Rückweg nach Offenbach, der zu Fuß zurückgelegt werden

musste, dürften die Arbeiter ungefähr vier Stunden gebraucht haben. Arbeitszeiten von mehr als zwölf Stunden waren beileibe keine Ausnahme, so dass eine „reine“ Zeit von ungefähr acht Stunden für die Landwirtschaft verblieb. Abgesehen von Essens- und Schlafenszeiten muss hierbei allerdings noch berücksichtigt werden, dass die Männer in den Fabriken schwerste Arbeit zu leisten hatten, die sie körperlich erschöpfte. Vermutlich blieb den Nebenerwerbsbauern wohl in erster Linie der Sonntagnachmittag zur Arbeit auf dem Feld.

Aber auch die Landschaft um Hausen wurde durch die eingetretenen Veränderungen betroffen. Der relativ ausgedehnte Wiesenbereich um das Dorf – immerhin umfasste es ungefähr fünfzig Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche des Ortes – wurde aufgrund der neuen Verhältnisse nur noch zum Teil in traditioneller Weise genutzt. Andere Nutzer fanden sich in Gestalt der Dudenhofener Bauern, diese hatten einen wesentlich geringeren Wiesenanteil zur Nutzung und nahmen die Möglichkeit zum Erwerb von Wiesenflächen in Hausen gerne wahr. Bis 1930 waren etwa 30 Hektar Wiesengelände im Besitz von Dudenhofener Bauern.9)

In Hausen ging derweil die Bedeutung der Landwirtschaft weiter zurück. Die amtliche Statistik des Jahre 1907 weist für den Ort insgesamt 190 landwirtschaftliche Betriebe aus. Die recht hohe Zahl darf allerdings nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass die meisten kleine Nebenerwerbsbetriebe waren. Nur knapp vierzig Bauernhöfe wurden noch als Vollbetriebe geführt.10)

Unter der Rubrik „Kuriositäten“ gehört ein Versuch der Gemeinde, dem ständigen Finanzmangel Abhilfe zu schaffen. In der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts kamen die Gemeindeoberen auf die sicherlich kaum „stinknormale“ Idee, den·Straßenkot sammeln und versteigern zu lassen. Im Jahre 1825 wurden dafür 15 Gulden und 5 Kreuzer eingenommen. Offenbar war diese Idee doch nicht ganz so erfolgreich, die letzte Versteigerung fand im Jahre 1861 statt.11) Diese Anekdote spiegelt natürlich nur einen Randbereich der wirtschaftlichen Entwicklung wider, die grundlegenden Entwicklungen waren ganz anderer Art.

Die Umwandlung Hausens vom reinen Agrardorf, das von der Landwirtschaft lebte und durch sie geprägt war, zu einer Arbeiter-Bauern-Mischgemeinde, bei der der Akzent auf der Lohnarbeit lag und bäuerliche Tätigkeit nur noch als Nebenerwerb erfolgte, falls sie ihren Betrieb nicht ganz aufgegeben hatten, war bis zum Ersten Weltkrieg weitgehend abgeschlossen. Dieser Zustand hielt im Wesentlichen bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges an, bis tiefgreifender Veränderungen eine grundlegend neue wirtschaftliche Situation bedingte.

 

Anmerkungen:

1)         J. Seuffert, Unser Hausen, S. 14

2)         StAH, XXI/2/8/18

3)         StAH, IX/2/2/14

4)         StAH, XXI/2/8/10

5)         StAH, XXI/2/8/15

6)         StAH, XXI/2/8/17

7)         nach J. Seuffert, Unser Hausen, S. 14

8)         GPH, 17.1.1973

9)         75 Jahre Obst- und Gartenbauverein Hausen, S. 73f.

10)       J. Seuffert, Unser Hausen,

 

Das Kaiserreich bis zum Ersten Weltkrieg

Aufgrund der Tatsache, dass Geschichte fließt, sind Übergänge ebenfalls fließend und Überschneidungen bei der Beschreibung von Epochen nicht zu vermeiden. Aus diesem Grunde lassen sich zeitliche Überschneidungen bei der Beschreibung der historischen Abläufe nicht immer vermeiden. Allerdings ist das Kaiserreich

aufgrund der Betonung eines Nationalbewusstseins, das in seiner extremen Ausprägung als Vorläufer des späteren Nationalsozialismus angesehen werden muss, einen eigenen Abschnitt wert.

Der Beginn des letzten deutschen Kaiserreiches lässt sich – im Gegensatz zu den eher willkürlichen Epocheneinteilungen – genau festlegen, nach der französischen Niederlage im Krieg von 1870/71 fand noch vor den endgültigen Friedensverhandlungen bzw. Friedensschlüssen – am 18. Januar 1871 im Spiegelsaal von Versailles die sogenannte Kaiserproklamation statt, in der die deutschen Fürsten Wilhelm I. zum Kaiser ausriefen.1)

Dass dies ausgerechnet in der Residenz der französischen Könige stattfand, war natürlich als weitere Demütigung gedacht, die auch ihre Wirkung insofern nicht verfehlte, als dadurch der Revanche-Gedanke in Frankreich das Denken bis zum Ende des Ersten Weltkrieges beherrschte und dazu führte, dass der für Deutschland harte Friedensvertrag in eben diesem Spiegelsaal am 28. Juni 1919 durch den deutschen Außenminister unterzeichnet werden musste2). Das wiederum führte zum aufkommen deutscher Rachegefühle, die einen Vorwand für die kriegerischen Aktionen gegen Frankreich im Zweiten Weltkrieg lieferten. Der Versailler Spiegelsaal steht also sozusagen am Beginn und Ende des letzten deutschen Kaiserreiches.

Für unsere weitere Heimat ist bedeutsam, dass sich die Politik des unter dem Hessischen Großherzog Ludwig III. designierten Ministerpräsidenten Reinhard von Dalwigk, der seit seinem Amtsantritt im Jahre 1848 einen großdeutschen und explizit antipreußischen Kurs verfolgt hatte, nicht durchsetzen konnte. Seine Versuche, ein Großhessisches Königreich zu schaffen, scheiterten und mit seinem Rücktritt im April 1871 wurde der Weg von Hessen-Darmstadt in die deutsche Einigung endgültig besiegelt3).

Die Bedeutung der Kaiserproklamation lag allerdings nicht in erster Linie darin, dass eine neue Regierungsform eingeführt wurde, sondern vor allem in der Zusammenfassung der einzelnen deutschen Territorien zu einem deutschen Staat. Damit war jedoch das Problem verbunden, den bis dahin herrschenden Pluralismus in ein einheitliches System zu überführen. Ein Schritt in diese Richtung erfolgte im Jahre 1875, als am ersten Januar auch in Hessen die Währung vom bis dahin gebräuchlichen Gulden auf die Reichsmark umgestellt wurde, wobei ein Gulden gegen 1,71 Mark eingetauscht wurde.4)

Dies alles spielte sich allerdings nicht im luftleeren Raum ab. Das großherzoglich-darmstädtische Haus wurde im Lauf des 19. Jahrhunderts durch die Entwicklung der Parteien zu den eigentlich bestimmenden Größen des politischen Lebens allmählich aus der alten Führungsstellung hinausgedrängt. Die politische Landschaft der Jahrzehnte um die Jahrhundertwende war geprägt durch die Vorherrschaft der Nationalliberalen sowie die Aufstiegskämpfe der Sozialdemokratie.

Erstes hessisches Zentrum der Sozialdemokratie war Offenbach, dessen Wahlkreis Wilhelm Liebknecht im Jahre 1881 in den Reichstag wählte. Die Wirkungen auf die nahegelegenen Ortschaften Obertshausen und Hausen können kaum Überschätzt werden. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass die Sozialistengesetze in Hessen­ Darmstadt zunächst liberaler als in Preußen gehandhabt wurden5).

Trotz des Aufstiegs der Sozialdemokratie wurde das politische Geschehen weiterhin durch die nationalliberale Bewegung dominiert, die offenbar in der Landbevölkerung den größeren Rückhalt besaß. Die Bedeutung der Nationalliberalen ging erst um die Jahrhundertwende mit dem sich durchsetzenden ökonomischen, politischen und bevölkerungsmäßigen Obergewicht der großen Städte vor allem zugunsten der Sozialdemokraten zurück, wenngleich diese Partei bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges die stärkste Partei des Großherzogtums blieb.

Bei der Betrachtung dieser Ergebnisse ist sich zu vergegenwärtigen, dass in dieser Zeit nach dem Dreiklassenwahlrecht gewählt wurde, diese am Einkommen bzw. der Steuerleistung orientierte Sonderform des allgemeinen Wahlrechtes wurde in der Praxis durch die Drittelung des Steueraufkommens eines Urwahlbezirks durchgeführt, so dass drei Wählergruppen bestanden. Jede dieser Gruppen wählte im Wahlbezirk ein Drittel ·der Wahlmänner, die schließlich die Abgeordneten wählten6). Durch diese Form des Wahlrechts war die Mehrheit der Bevölkerung praktisch politisch entmündigt.

Einzelne Reformversuche, wie sie etwa durch das Gesetz über die Landstände vom 3. Juni 1911 erfolgten, änderten am grundsätzlichen System nichts. Die berufsständischen Vertreter in der Ersten Kammer wurden durch dieses Gesetz geschont, der Anteil der städtischen Abgeordneten zugunsten der Vertreter der ländlichen Regionen zurückgedrängt, womit der tatsächlichen demographischen Binnenentwicklungen keine Rechnung getragen wurde. Überproportional wurde durch dieses Gesetz die Bauernpartei gestärkt, deren Zielsetzung naturgemäß der an den Interessen der Arbeiterschaft orientierten Sozialdemokratie diametral entgegengesetzt war.7)

Innenpolitisch bedeutsam ist die Tatsache, dass die Sozialdemokratie ihren Aufstieg keineswegs ohne Schwierigkeiten erreichen konnte. Die Wurzeln der Bewegung reichen bis in die Tage der Revolution von 1848 zurück. Unter dem Vorsitz des Schriftsetzers Stephan Born hatte sich im April des Jahres in Berlin das sogenannte Zentralkomitee für Arbeiter gebildet. Im Zuge der Bemühungen um eine von den bürgerlichen Demokraten unabhängigen Organisation wurde – ebenfalls in Berlin – ein Arbeiterkongress einberufen, dessen Ergebnis die Gründung der Allgemeinen Deutschen Arbeiterverbrüderung war.8)

Erst mit der Gründung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins (ADAV) unter Ferdinand Lassalle im Jahre 1863, eine Konkurrenzgründung war die von August Bebel und Wilhelm Liebknecht ins Leben gerufene Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP) wurden konkretere Strukturen geschaffen. Beide Organisationen schlossen sich auf einer gemeinsamen Tagung 1875 in Gotha, dem sogenannten Vereinigungsparteitag zur Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP) zusammen, das war die Geburtsstunde der Sozialdemokratie in ihrer modernen Form.

Die Exponenten der bestehende Ordnung, Adel und Großbürgertum also, waren aus naheliegenden Gründen bestrebt, den Einfluss der Arbeiter und ihrer Vertreter, der Sozialdemokraten, so gering wie möglich zu halten. Zwei Attentate auf Kaiser Wilhelm im Frühsommer 1878 dienten dem damaligen Reichskanzler Bismarck als Vorwand, das Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie – besser als Sozialistengesetz bekannt – zu initiieren und damit die Angehörigen der Arbeiterbewegung für mehr als ein Jahrzehnt in den Untergrund zu verbannen.10)

Damit begann eine schwere Zeit der Verfolgung, die allerdings gerade dadurch auch zu einer Zeit der Konsolidierung wurde, was möglicherweise zu den späteren politischen Erfolgen der Sozialdemokraten führte. Dies ist umso erstaunlicher, als Bismarck – politisches Genie, das er zweifellos war -nicht nur mit der „Peitsche“, sondern auch mit „Zuckerbrot“ agierte. Durch seine umfangreiche und vorbildliche Sozialgesetzgebung versuchte er, die Arbeiterschaft auf Seiten des Staates zu ziehen.

Trotz dieser Doppelstrategie und den Verlängerungen dieses Gesetzes bis 1890 konnte der erwünschte Effekt nicht eintreten. Das Scheitern der bismarckschen Bemühungen wurde an der Tatsache offenkundig, dass die Sozialdemokraten reichsweit trotz dieser Maßnahmen ihren Stimmanteil verdreifachen konnten. Auf dem Erfurter Parteitag des Jahres 1891 nahmen die deutschen Sozialdemokraten den bis heute bestehenden Namen Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) an.11)

Auf Reichsebene waren die Erfolge der Sozialdemokraten nicht mehr wegzuleugnen, der Rote Siegfried befand sich unaufhaltsam auf dem Vormarsch, wobei diese innersozialdemokratisch geprägte Formulierung deutlich macht, wie weit sich die parteilichen Wortprägungen den bürgerlichen Vorstellungen angeglichen hatte. Mit dem Engagement innerhalb des unter den bismarckschen Gesetzen noch bekämpften oder zumindest als einer revolutionären Veränderung bedürftigen deutschen Staates, wurde die Sozialdemokratie vor unerwartete Probleme gestellt, die schließlich, nach der Regierungsübernahme am Ende des Ersten Weltkrieges, innerparteiliche Spannungen mit sich brachte.12)

 

Anmerkungen:

1)      dtv-Atlas zur Geschichte, S. 75

2)      dtv-Atlas, S. 133

3)      K. Demandt, Geschichte des Landes Hessen, S. 574ff.

4)      J. Seuffert, Unser Hausen, S. 105

5)      vgl. hierzu u. zum Folgenden, K. Demandt, Geschichte des Landes Hessen, S. 601ff.

6)      Taschenlexikon Geschichte, Bd. 2, S. 70

7)      vgl. K. Demandt, Geschichte des Landes Hessen, S. 602f.

8)      vgl. B. Engelmann, Vorwärts und nicht vergessen, S. 60f.

9)      vgl. B. Engelmann, Vorwärts…, S. 153ff.

10)    vgl. dtv-Atlas zur Weltgeschichte, Bd. 2, S. 77

11)    vgl. B. Engelmann, Vorwärts…, S. 214f.

12)    vgl. K. Werner/M. Matthes/J. Füllgrabe, 100 Jahre SPD Hausen, S. 38

 

 

Die Verhältnisse in Obertshausen

Das Alltagsleben in Obertshausen verlief ähnlich wie im Nachbarort Hausen, die Parallelität der Strukturen ließe auch kaum etwas anderes erwarten. Auch hier waren Veränderungen innerhalb der ursprünglich vorherrschenden Agrarstruktur eingetreten, die zum Bedürfnis der Verbesserung der eigenen Situation und vor allem der Definition dieser Situation führte. Auch in Obertshausen gelangte die sozialdemokratische Bewegung zu Einfluss, weil sie Lösungswege für die oben angedeutete Problematik anbot. Anlässlich des Gothaer Parteitages wurden von Bleß und Ohlig fünfundzwanzig Sozialdemokraten aus Obertshausen vertreten1).

Auch hier liefen sozialdemokratische Aktivitäten auch unter der Sozialistengesetzgebung Bismarcks weiter, wobei diese Aktivitäten gelegentlich anscheinend mit einer durchaus nicht untergrundtypischen Offenheit zur Durchführung kamen. Dabei darf für diese Zeit die Auseinandersetzung zwischen den sogenannten Lassalleaneren und Eisenachern nicht übersehen werden. Die Obertshausener wie auch die Hausener scheinen sich dabei eher auf der Linie der „Lassalleaneren“ bewegt zu haben, so dass eine Rede des „Gothaer“ Wilhelm Liebknecht bei einer Massenversammlung in Obertshausen am 3. Oktober 18752) in doppeltem Sinne bemerkenswert ist. Offenkundig hatte Liebknecht mit seiner zündenden Ansprache Erfolg, denn in der Reichstagswahl von 1877 konnte er in Obertshausen 121 Stimmen auf sich vereinigen, in der Stichwahl gegen den Kandidaten der Nationalliberalen, Dernburg, waren es sogar 176 Stimmen3)

Im Rahmen der Sozialistengesetze wurden auch in Obertshausen Organisationen, die im Rahmen der Arbeiterbewegung entstanden waren, verboten. Erstaunlicherweise wurde zunächst am 2. November 1878 der Gesangverein Zufriedenheit, der vorher unter dem Namen Lassalia firmiert hatte, verboten, während der sozialdemokratische Arbeiterverein, dessen Verbot aufgrund der Tatsache, dass hier „eigentliche“ Politik betrieben wurde, vor dem des Gesangvereins zu erwarten gewesen wäre, erst am 20. des Monats November den Sozialistengesetzen zum Opfer fiel.4)

Die Betätigung in der sozialdemokratischen Bewegung war seinerzeit mit dem Risiko der Ausweisung verbunden, die für einfache Arbeiter mit großer Wahrscheinlichkeit das Ende ihrer Existenz bedeutet hätten. Bereits am 21. Oktober des Jahres 1878, also noch vor dem offiziellen Verbot entsprechender Organisationen, wurde in einem Rundschreiben der Kreisverwaltung Offenbach die Aufforderung zur Ausweisung sozialdemokratisch engagierter Personen verbreitete5).

Aus Anlass der Aufhebung der Sozialistengesetze wurde in der Gaststätte „Zur schönen Aussicht“ von den Obertshausener Sozialdemokraten ein „Biercommers“ veranstaltet, wie aus einer Ankündigung des „Offenbacher Abendblattes6) zu entnehmen ist. Anlässlich dieser Veranstaltung wird deutlich, dass es auch in Obertshausen zu Differenzen zwischen Kirche und Sozialdemokratie gekommen sein muss. Diese Auseinandersetzungen scheinen – ähnlich wie in Hausen – eine Konstante im Leben zwischen Kirche und Sozialdemokratie dargestellt zu haben.

Das „Offenbacher Abendblatt“ nahm am 4. Dezember 1890 zu den Angriffen kirchlicher Kreise folgendermaßen Stellung: „Der Kampf mit den geistigen Waffen gegen die Sozialdemokratie bringt unsere Kaplanokratie immer mehr außer Rand und Band. Sie fabelt über uns, dass es den Gläubigen blau und schwarz vor den Augen werden dürfte.“ Das „Katholische Volksblatt“ hatte dem Hauptreferenten des Commers, Johann Ohlig, Lästerung der katholischen Kirche vorgeworfen, pikanterweise, darauf verwies auch das „Offenbacher Abendblatt“ war Ohlig Mitglied des Kirchenvorstandes. Im „Abendblatt vom 5. Dezember 1892 kam Ohlig selbst zu Wort: „Sein Ziel kann der fromme Mann auch mit solchen Mitteln nicht erreichen, denn die katholischen Arbeiter hier und in Obertshausen bleiben gute Sozialdemokraten, welche sagen „Religion ist und bleibt bei uns Privatsache“.

Die Gastwirtschaft Zur schönen Aussicht scheint in Obertshausen der Haupttreffpunkt der Sozialdemokraten gewesen zu sein, da das Lokal im Offenbacher Abendblatt immer wieder als Treff- und Sammelpunkt für sozialdemokratische  Aktivitäten- Maifeiern etwa­ genannt wird. Angesichts der laufenden Diskussionen um den S-Bahn-Bau mutet es fast aktuell an, wenn das Offenbacher Abendblatt vom 17. Mai 1892 von einer Veranstaltung in Obertshausen berichtet, in der zwischen dem Reichstagsabgeordneten Ulrich und dem Obertshausener Bürgermeister Winter über die Anbindung der Region an die Eisenbahnlinie gesprochen wurde.

In einer Bürgermeisterwahl im August 1892 erhielt der bis dahin amtierende Bürgermeister Bauer 100 Stimmen, während der von den Sozialdemokraten favorisierte Kaspar Döbert II., von Beruf Gürtler, mit 97 Stimmen knapp unterlag. Das Offenbacher Abendblatt hierzu weiter: „Das Treiben war geradezu großartig. In der Wahlliste stehen überhaupt nur 198 Wahlberechtigte. Es haben somit bis auf einen alle Wähler gewählt. Dieser eine liegt so schwer krank darnieder, dass es unmöglich war, ihn zu transportiert.7)

Drei Jahre später scheint Döbert zwar die erforderliche Stimmenmehrheit für das Bürgermeisteramt erhalten zu haben, die Wahl wurde allerdings vom Kreisausschuss nicht bestätigt, weil der Kandidat Sozialdemokrat war.8) Aus diesem Grunde wurde die Wahl neu angesetzt, aber dem am 23. September 1892 gewählten Alois Kämmerer wurde ebenfalls die Bestätigung versagt.9) Da auf solche Ablehnungen des Kreisausschusses hin Neuwahlen erforderlich wurden, erklärt sich die hohe Zahl von Bürgermeisterwahlen um die Jahrhundertwende. So wurde 1896 der sozialdemokratische Kandidat Wilhelm Becker gewählt – und nicht bestätigt.10) Die Bürgermeisterwahl gestaltete sich immer mehr zu einer „unendlichen Geschichte“.

Die Höhe der Wahlbeteiligung von 1892 erscheint in heutiger Zeit, in der nicht nur von Politikverdrossenheit gesprochen wird, sondern die geringe Wahlbeteiligung diese deutlich beweist, fast unglaublich. Offenkundig war das Interesse am politischen Geschehen und daran, dieses aktiv mitzugestalten wesentlich höher, als das heute der Fall ist. Vorkommnisse, wie es etwa die Nichtbestätigung des von den Wählern Obertshausens gekürten Bürgermeisterkandidaten Kaspar Döbert II. ist, machen deutlich, dass von demokratischen Verhältnissen wirklich noch nicht die Rede sein konnte. Allerdings wurden auf Anregung des Sozialdemokratischen Wahlvereins ab Ende 1895 öffentliche Gemeinderatssitzungen eingeführt.11)

Aber natürlich gab es in Obertshausen noch anderes als die mehr oder minder große Politik. Es ist heute kaum mehr nachvollziehbar, wie die alltäglichen Sorgen der Menschen damals ausgesehen haben. Trotz einiger – sicherlich durchaus berechtigter – Klagen finden wir heute eine ausgeprägte Infrastruktur vor, von der in der Kaiserzeit noch lange keine Rede sein konnte. Ein Beispiel war die Anbindung an eine Eisenbahnlinie, ein anderes ist die medizinische Versorgung. Obwohl von der heute beklagten „Ärzteschwemme“ keine Rede sein konnte, vermutete das „Offenbacher Abendblatt“: „Dass auch der Gelehrtenstand immer mehr mit Sorge der nächsten Zukunft entgegensieht, dafür liefert das öffentliche Ausschreiben des hiesigen Sanitätsvereins um Engagement eines Arztes ein beredtes Beispiel. Es hatten sich nicht weniger als 75 Ärzte um die Stelle beworben.“12)

Dennoch waren die politischen Ereignisse jener Zeit nicht unbedeutend, stellten sie doch eine Etappe auf dem Weg zu mehr Bürgerbeteiligung an den Entscheidungen der Zeit dar, die im Großen und Ganzen noch durch überholte Strukturen geprägt war. In der Wahl zum hessischen Landtag vom Oktober 1896 etwa wurden die beiden sozialdemokratischen Wahlmänner mit deutlichem Stimmenvorsprung gewählt.13)

Das Wilhelminische Deutschland wäre um eine Selbstverständlichkeit ärmer gewesen, hätte es nicht seine Selbstbestätigung in einer starken Armee gesucht, zu den Alltäglichkeiten dieser Gegebenheiten gehörten auch die Einquartierungen während der häufigen Manöver. Eine Anweisung für die „Fouragierung“ – also die Nahrungsmittelversorgung – der Truppen und ihrer Pferde findet sich etwa für das Jahr 1878.14) Aus einer Anweisung vom 26. Oktober 1897 können wir erfahren, dass hierfür aus der Obertshausener Gemeindekasse eine Entschädigung von einer Mark pro Mann und Tag gewährt wurde. Die Unterschrift des Bürgermeisters Becker beweist, dass dieser schließlich doch noch anerkannt wurde.

Diese Einquartierungen, die eine starke Belastung darstellten, die durch die Entschädigungszahlungen wohl nur zu einem geringen Teil aufgefangen werden konnten, waren allerdings nicht die einzigen widrigen Umstände, mit denen die Bevölkerung zu kämpfen hatte. Das „Offenbacher Abendblatt“ ist hierfür eine nicht zu unterschätzende Quelle: „Die hiesigen Arbeiter beschäftigen sich mit dem Plane, den Brotbezug von auswärts zu regeln. Die hiesigen Bäcker pflegen beim Steigen der Mehlpreise schnell aufzuschlagen, aber vom Abschlag wollen. die Herren nichts wissen. Jetzt noch kostet der 4 Pfund Laib Brot 53 Pfg., wahrscheinlich wird schon in einigen Tagen über den genannten Plan Beschluss gefasst.15) Auch ein Konsumverein, der seit 10. März 1902 bestand, gehört in diesen Bereich der „alltäglichen“ Politik bzw. Problembewältigung.16)

In den anstehenden Wahlen gelangten die Kandidaten der Sozialdemokraten immer auf die vorderen Plätze, auch Vertreter des Zentrums konnten in Obertshausen Erfolge erzielen. Allerdings bestand das Spektrum der Aktivität des Sozialdemokratischen Wahlvereins keineswegs nur aus „ernster“ Politik. Wir müssen uns in einer von den modernen Massenmedien – in erster Linie ist hierbei an das fast allgegenwärtige Fernsehen zu denken – durchdrungenen Welt vergegenwärtigen, dass das Unterhaltungsangebot – zumindest was die Quantität angeht – in jenen Tagen wesentlich ärmer war, so dass Festen und Feiertagen eine weitaus größere Bedeutung zukam. Dies ist sicherlich auch ein Grund dafür, dass von den Sozialdemokraten etwa Theatervorführungen, Maifeiern und Tombolen veranstaltet wurden. Gesangvereine nahmen aktiv an der Gestaltung dieser Veranstaltungen teil. Am 1. Mai 1902 wurde die Maifeier vom Sozialdemokratischen Verein und vom Verband der Portefeuiller organisiert.17)

Ein besonderes Bestreben der demokratischen Kräfte jener Zeit bestand in einem Fortschreiten der Gleichberechtigung von Frauen. Ein Schritt auf diesem Wege war eine Frauenversammlung des Ortsvereins der Sozialdemokraten über die das „Offenbacher Abendblatt“ am 25.3.1911 berichtete.

Als Konsens der Politik in Obertshausen galt etwas, was wir heutzutage als „Gemeinsamkeit aller Demokraten“ zu bezeichnen gewohnt sind. Gemeint ist damit die faire Auseinandersetzung oder besser noch die Zusammenarbeit mit den politischen Gegnern. Im Laufe der Zeit verschlechterte sich allerdings das Klima zwischen Zentrum und Sozialdemokratischem Wahlverein. Offenbar dehnten sich die Differenzen auch auf den Bereich des Sports aus, der zentrumsnahe „Turnverein Obertshausen“ ergriff zumindest Partei für die Zentrumsposition.18)

Diese Auseinandersetzungen nahmen im Verlauf der Zeit an Heftigkeit deutlich zu, wobei beide Seiten nicht unbedingt zart miteinander umgingen. Auch die Auseinandersetzung mit einem Vertreter der katholischen Geistlichkeit, Pfarrer Eich19), fällt in diesen Konfliktbereich, der bis in die Zwanziger Jahre hinein aktuell bleiben sollte.

Mit dem Ersten Weltkrieg gab es eine Zäsur, deren Deutlichkeit allerdings erst am Ende des Krieges offen erkennbar sein sollte. Für die Entwicklung der beiden Ortschaften Hausen und Obertshausen allerdings dürfte sich verhältnismäßig wenig an ihrer – auch politischen ·- „Binnenstruktur“ geändert  haben.

 

 Anmerkungen:

1)      Eckhart, Arbeiterbewegung in Hessen, S. 259

2)      Eckhart, Arbeiterbewegung in Hessen, S. 259

3)      Kurt, Wahlen und Wähler“, S. 33

4)      G. Beier, Arbeiterbewegung in Hessen, S. 175f.

5)      StAOH, XVII/1/-/14

6)      Offenbacher Abendblatt, 2.11.1890

7)      Offenbacher Abendblatt, 12.8.1892

8)      Offenbacher Abendblatt, 3.2.1895

9)      Offenbacher Abendblatt, 15. u. 22.9.1895

10)    Offenbacher Abendblatt, 7. u. 26.7.1896

11)    Offenbacher Abendblatt, 3.5.1895

12)    Offenbacher Abendblatt, 2.6.1895

13)    Offenbacher Abendblatt, 7.10.1896

14)    StAOH, VIII/2/-/4

15)    Offenbacher Abendblatt, 14.7.1898

16)    Offenbacher Abendblatt, 2.3.1912

17)    Offenbacher Abendblatt, 5.5.1902

18)    vgl. Offenbacher Abendblatt, 14. u. 21.12.1911

19)    Offenbacher Abendblatt, 16.1.1913

 

 

Die Verhältnisse in Hausen

Die angedeuteten politischen Auseinandersetzungen spielten auch in Hausen eine nicht unbedeutende Rolle, wobei der auf den ersten Blick absurd erscheinende Umstand zu beachten ist, dass die Hausener gute Katholiken und gute Sozialdemokraten zugleich sein wollten und konnten. Denn obgleich sich die traditionelle Orientierung auf die Kirche hin nicht änderte, war die sozialdemokratische Bewegung in Hausen sehr früh deutlich ausgeprägt. Bereits vor Erlass der sogenannten Sozialistengesetze des Jahres 1878 wurden durch den Offenbacher Christian Bleß auf dem Gothaer Einigungsparteitag von 1875, der die Geburtsstunde der SPD war, als Delegierter des Kreises auch zwölf Hausener Sozialdemokraten vertreten. Inwieweit diese allerdings in einer fest organisiert waren, lässt sich nur mehr erschließen, denn am 2. November 1878 wurden sowohl der Gesangverein Lassallia als auch der Arbeiterverein in Hausen verboten, was auf zumindest lockere Organisationsstrukturen schließen läßt1).

Trotz der Verfolgungen, denen die Sozialdemokraten · durch die kaiserlichen bzw. bismarckschen Sozialistengesetze auch in Hausen ausgesetzt waren, scheint es weiterhin sozialdemokratische „Aktivitäten“ gegeben zu haben. Dabei scheint es nicht immer zimperlich zugegangen zu sein, so kam es in der Neujahrsnacht des Jahres 1881 zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen Sozialdemokraten und Vertretern der bürgerlichen Gruppe – möglicherweise handelte es sich hierbei             jedoch um Sympathisanten der Hessischen Volkspartei, der politischen Vertretung des Bauernbundes.

Die Streitigkeiten arteten in einer großen Schlägerei aus, so dass sich ein Großteil der Beteiligten vor dem Landgericht in Darmstadt wegen Aufruhrs, Körperverletzung und Auflehnung gegen die Staatsgewalt verantworten und zum Teil empfindliche Strafen hinnehmen mussten. Das war in der Tat eine „handfeste“ Auffassung von Politik 2).

Im November 1890 dann, also nach Aufhebung  der Sozialistengesetze, regte sich das sozialdemokratische Leben in Hausen „ganz offiziell“, zwei Jahre später schließlich, am 22. Mai 1892 wurde am Ort im Gasthaus Zum  Schwan ein Arbeiterwahlverein ins Leben gerufen. Im Offenbacher Abendblatt, dem  sozialdemokratischen Regionalblatt, war in der Ankündigung zur Gründungsversammlung3) unter anderem zu lesen, dass „Hausen von jeher zu den Orten zählt, in welchen die Sozialdemokratie festen Fuß gefasst“ hatte. Man erwartete deshalb auch rege Beteiligung unter der Arbeiterschaft, „damit Hausen, seinen alten guten Ruf bewahrend, auch hinsichtlich der direkten Organisation des Proletariats in den vordersten Reihen mit steht“. Einer der Gründer des örtlichen Vereins, der innerhalb kurzer Zeit fünfzig Mitglieder zählen konnte, war der damals sechsundzwanzigjährige Joseph Döbert.

Dass die Hausener trotz der Tatsache, dass die Sozialdemokratie am Ort „von jeher (…) festen Fuß gefasst“ hatte weiterhin gute Kirchgänger blieben ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass sich christliches Bekenntnis und sozialdemokratische Gesinnung keineswegs ausschließen, sondern im Gegenteil eine durchaus fruchtbare Symbiose bilden können. Allerdings scheint die Sympathie in Hausen sehr einseitig von den sozialdemokratisch organisierten Arbeitern ausgegangen zu sein.

Denn Pfarrer Graf warnte in Hausen und Lämmerspiel in dieser Zeit jeden Sonntag vor dem Offenbacher Abendblatt, dem sozialdemokratischen Organ und verband mit dieser Warnung die Drohung, die Leser der Zeitung nicht mehr zum Abendmahl zuzulassen und ihnen die Absolution zu verweigern.4) In diesem Sinne war auch der Heusenstammer Kaplan Jöst aktiv, der von Haus zu Haus ging, um die Arbeiter zu bewegen, ihre Stimme für das konservative Lager abzugeben. Auch die Tatsache, dass einige Hausbesitzer auf ihre Mieter Druck auszuüben suchten, indem sie diesen bei einem Votum für die SPD mit Kündigung oder zumindest Mieterhöhung drohten, deutet die gespannte politische Situation jener Jahre des Kaiserreiches an.5)

Es ist auch so, dass es praktisch bis zur Herrschaft der Nationalsozialisten im Jahre 1933 immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen Sozialdemokraten und katholischer Geistlichkeit kam, die von der Kanzel herab sowie im Religionsunterricht der Schulen gegen die Sozialdemokratie polemisierten und dabei auch vor Handgreiflichkeiten ihren Schülern gegenüber nicht zurückschreckten. Dass die Hausener SPD sich durchaus innerhalb der christlichen Traditionen bewegte, wird an der Abhaltung von Weihnachtsfeiern deutlich, durch die den christlich orientierten Arbeitern der Weg zur Sozialdemokratie nicht versperrt wurden – ungeachtet der Auseinandersetzungen mit den Exponenten der Amtskirche. Wenn auch nicht explizit ausgesprochen, war die Bewertung der Dinge in Hausen klar. Für die Hausener Sozialdemokraten waren Christentum und Sozialdemokratie keine Widerspruche, sondern Aspekte derselben Suche nach einer gerechteren Welt.

Ungeachtet dieser äußeren Schwierigkeiten zeigte sich die erfolgreiche politische Aktivität der Hausener Sozialdemokraten bereits bei der Gemeindewahl des Jahres 1892. Aus dem „Offenbacher Abendblatt6) ist zu erfahren, dass die Sozialdemokraten Georg Daniel Komo, Adam Sattler, Adam Keller und Nikolaus Hofmann in den Gemeinderat gewählt worden waren. Ein weiterer Erfolg schien überdies durch die Wahl von Kaspar Döbert II. zum Bürgermeister gelungen zu sein. Der Triumph war jedoch nur von kurzer Dauer, da das Kreisamt dem ersten sozialdemokratischen Bürgermeister aufgrund seiner Zugehörigkeit  SPD    die  Bestätigung   verweigerte7).

Das örtliche Leben Hausens wurde geprägt durch den Wechsel von bäuerlich-agrarischer Struktur zu einer Industriearbeitergemeinde, in der die Landwirtschaft kaum mehr eine Rolle spielte und die im Gegenteil selbst durch die Etablierung von Lederwarenindustrie neue Strukturen erlangte. Dieser Prägung entsprechend ist auch der hohe Stellenwert zu erklären, den die Arbeiterbewegung – vertreten durch die SPD – im Ort besaß.

Dabei entspricht es der örtlichen Struktur durchaus, dass sich die Arbeitervertreter mit eher praxisorientierten Themenbereichen befassten. Diese Ausrichtung bedeutete eine pragmatische Politikauffassung, die mit den revolutionären Utopien intellektueller Kreise anderenorts nichts oder zumindest nicht viel gemeinsam hatte. Dabei war die Stimmung grundsätzlich kämpferisch geprägt.

Bei all diesen Betrachtungen darf nicht übersehen werden, dass die Sozialdemokratie oder zumindest deren Randbereiche auch im Rahmen der Kultur aktiv waren. Der Gesangverein Liederkranz, dessen Fahnenweihe am 1. Juli 1895 feierlich begangen wurde, mag hier als Beispiel für diese Aktivitäten stehen. Neben den politischen Abenden, die regelmäßig stattfanden, es ging unter anderem um Fragen der Arbeitszeitverkürzung, und die überdies oft durch auswärtige Referenten attraktiv gemacht wurden – auch Wilhelm Liebknecht sprach in Hausen – war auch der Bereich des geselligen Lebens zu denken sei hier an Feste, vor allem Weihnachtsfeiern, und Tombola-Veranstaltungen durch Aktivitäten der Arbeiterbewegung abgedeckt.8)

Trotz der positiven Tendenz des Hausener SPD­Wahlvereins kam es etwa bei der Gemeinderatswahl vom Juli des Jahres 1895 zu Rückschlägen für die Partei, als das bürgerliche Lager eindeutige Erfolge zu erzielen vermochte. Das vom „Offenbacher Abendblatt“ als „Sieg der Ordnungsparteien“9) bezeichnete Ergebnis, lag wie oben gesehen durchaus in einem landesweiten Trend, der einerseits wohl auch auf die Änderung der Wahlgesetzgebung  zurückzuführen war, andererseits ein Zeichen der Unsicherheit der Wähler in einer Zeit zu werten ist, in der die Sozialdemokratie als „vaterlandslose Gesellen“ galten.

Dennoch scheinen die Erfolge des Wahlvereins eher die politische Bühne Hausens geprägt zu haben. Interessant ist in diesem Zusammenhang die Geschichte der um die Jahrhundertwende stattfindenden Bürgermeisterwahlen am Ort, wie sie durch Zeitzeugen überliefert sind. Georg Bernardus wurde erstmals 1909 zum Bürgermeister gewählt. Sein Vorgänger Kaiser war 27 Jahre – aufgeteilt in drei Amtsperioden zu jeweils neun Jahren – tätig.10)

Während Kaiser vom sozialdemokratisch geprägten Gesangverein Liederkranz favorisiert wurde, war Bernardus Angehöriger des Gesangvereins Germania, der ebenfalls dem sozialdemokratischen Umfeld zuzurechnen war. Noch verwirrender wird die Situation dadurch, dass es Bernardus erst nach Absprache mit dem bürgerlich geprägten Gesangverein Sängerlust gelang, die Wahl zum Bürgermeister mit 148 gegen 92 Stimmen zu gewinnen. In gewissem Sinne war die Bürgermeisterkür des Jahres 1909 also eine „Wahl der Gesangvereine“ – Hinweis darauf, dass der Bereich des kulturellen Lebens auch in so profane Bereiche, wie es die Politik des Ortes war, hinein wirksam werden konnte.

Es ist weiterhin bedeutsam, dass die Situation vor Ort durchaus von anderen Rahmenbedingungen geprägt war, als dies reichsweit der Fall war. Das „Offenbacher Abendblatt“ zumindest deutete immer wieder einmal an, dass in Hausen nicht immer eine parteieinheitliche Linie befolgt wurde, sondern offensichtlich persönliche Vorlieben und Rivalitäten bei der Entscheidungsfindung im Rahmen der örtlichen Wahlen eine bedeutsame Rolle spielten.

Es ist schwierig, für die Situation am Vorabend des Ersten Weltkrieges spezifische Aussagen zum Stimmungsbild Hausens zu treffen. Die Bevölkerung lebte mit den Gegebenheiten, war überdies – im Unterschied etwa zu den proletarischen Massen der großen Industriestädte – in ein überschaubares Gefüge eingebunden, das dem und der Einzelnen eine Art Orientierungshilfe bot und hatte allem Anschein nach einen Mittelweg zwischen den fortschrittlichen Kräften der Sozialdemokratie und den eher konservativen der katholischen Amtskirche gefunden. Sicherlich gab es patriotische Begeisterung hier wie andernorts auch, so dass die Reaktionen auf den Ausbruch des Krieges ebenso enthusiastisch wie überhaupt reichsweit gewesen sein werden.

 

Anmerkungen:

1)      K. Beier, Arbeiterbewegung in Hessen, S. 175

2)      GPH, 16.9.1970

3)      Offenbacher Abendblatt, 21.5.1892

4)      Offenbacher Abendblatt, 29.6.1892

5)      vgl. dazu und zum Folgenden, K. Werner/M. Matthes/J. Füllgrabe, 100 Jahre SPD S. 32ff.

6)      Offenbacher Abendblatt, 28.8.1892

7)      vgl. K. Werner/M. Matthes/J. Füllgrabe, 100 Jahre SPD Hausen, S. 35

8)      vgl. K. Werner/M. Matthes/J. Füllgrabe, 100 Jahre SPD Hausen, S. 36

9)      Offenbacher Abendblatt, 12.7.1895

10)    vgl. hierzu und zu Folgendem K. Werner/M. Matthes/J. Füllgrabe, 100 Jahre SPD Hausen, S. 37f.