23. Oktober 2018

Chronik-07: Die Zeit des Nationalsozialismus

Chronik der Stadt Obertshausen von 1993
Obertshausen und Hausen im Strom der Zeit

Machtergreifung und Herrschaft der Nationalsozialisten

von Historiker Prof. Dr. Klaus Werner

 

Das „Dritte Reich“ in Obertshausen

Die politische Erregung in der Bevölkerung war zu Beginn des Jahres 1933 durch die fünf Wahlkämpfe im Vorjahr und die zunehmende Radikalisierung zu einem Dauerzustand geworden. Täglich berichteten die Zeitungen von Demonstrationen, Zusammenstößen politischer Gegner und Polizeieinsätzen. Mit einer raschen Veränderung der politischen Verhältnisse rechnete man zu Beginn des Jahres 1933 freilich nicht, die Nachricht von der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler kam daher für viele Zeitgenossen ziemlich überraschend. Noch zu Ende des Jahres 1932 war die NSDAP infolge der schlechten Wahlergebnisse in eine schwere Krise geraten, Hitler selbst hatte – wie so oft – den Gedanken an Selbstmord geäußert.

Mit dem Tag, an dem Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt wurde, begann die Auflösung und Umbildung der Grundrechtsordnung der Weimarer Republik unter dem offenen Einsatz von blutigem Terror, jedoch ebenso unter dem Deckmantel formaler staatsrechtlicher Legalität. Die nationalsozialistische Machtergreifung kann durchaus als eine Revolution bezeichnet werden. Es erfolgte eine grundlegende Umwälzung der bestehenden Ordnung, zudem empfanden sowohl die Opfer der Verfolgungen wie auch die Gewalttäter und die Mitläufer den tiefgehenden historischen Einschnitt.

Obwohl dazu kein zwingender Grund vorlag, wurde auf Drängen Hitlers bereits am 1. Februar 1933 der Reichstag erneut aufgelöst, Neuwahlen für den 5. März ausgeschrieben. Im nachfolgenden Wahlkampf richtete sich der staatlich gedeckte Terror der Nationalsozialisten nun offen gegen alle politischen Gegner, vor allem gegen Kommunisten und Sozialdemokraten. Mit Hilfe von Notverordnungen begannen die Nationalsozialisten die Arbeit anderer Parteien zu behindern, die Pressefreiheit einzuschränken und sich den Beamtenapparat verfügbar zu machen. Ein ganz entscheidender Schritt auf dem Weg zur Festigung der Macht war die nach dem Brand des Reichstagsgebäudes am 28. Februar 1933 vom Reichspräsidenten Hindenburg erlassene „Verordnung zum Schutz von Volk und Staat“, welche die politischen Grundrechte der Weimarer Verfassung außer Kraft setzte.

Der Wahlkampf bot den Nationalsozialisten ferner den Vorwand, ihre Bürgerkriegstruppen SA und SS auf die Straße zu schicken, um die Bevölkerung entweder durch Aufmärsche und Demonstrationen von Stärke zu beeindrucken oder durch Drohung und Anwendung von Gewalt zu verängstigen und einzuschüchtern.

Auch wenn sie nicht über die Mehrheit in den einzelnen Gemeindevertretungen verfügten, führten sich die Nationalsozialisten doch sofort nach der Wahl als die Herren des Landes auf. Im Zeichen der lokalen Terrorherrschaft begann die blutige Abrechnung mit den politischen Gegnern, die SA-Schläger ließen ihrem Hass auf Kommunisten und Sozialdemokraten freien Lauf.

Zum Ausbau. der gewonnenen Machtposition diente den Nationalsozialisten die nun folgende Übernahme der Verwaltung, zudem wurden die Gemeindeparlamente nach dem Ergebnis der Reichstagswahlen umgebildet. In Obertshausen erhielten die NSDAP wie auch die SPD und das Zentrum je 4 Sitze. SPD und Zentrum traten allerdings aufgrund dieser Manipulation erst gar nicht mehr zur nächsten Gemeindevertretersitzung am 9. Mai 1933 an. Am 31. Mai wurde dann Bürgermeister Kämmerer abgesetzt, der Ortsgruppenleiter der NSDAP – Nikolaus Rudolf – übernahm das Amt kommissarisch. [1]

Durch das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom 7. April 1933[2] war es den Nationalsozialisten ferner möglich, Missliebige aus dem Amt zu entfernen und die eigenen Anhänger – vielfach sogenannte „Alte Kämpfer“ – in die entsprechenden Positionen zu bringen. In Obertshausen verlor aufgrund dieser Maßnahme beispielsweise der bereits seit dem Jahre 1919 im Dienst der Gemeinde stehende Feldschütz seine Anstellung. [3]

Der in der nationalsozialistischen Ideologie begründete Anspruch auf völlige Beherrschung von Staat und Gesellschaft führte zwangsläufig auch zur zwangsweisen Auflösung aller Institutionen, die Rückzugpositionen politischer Gegner oder organisatorische Basis oppositioneller Gesinnung hätten sein können: folgerichtig zielte die erste Welle der Gewaltmaßnahmen auf die Zerschlagung der Vereine der Arbeiterbewegung. In Obertshausen . wurden in den Monaten nach der Machtergreifung der Ortsverein der SPD, der Arbeiter­ Rad- und Kraftfahrerbund „Solidarität“ sowie der „Volkschor“ verboten.[4]

Alle anderen Vereine wurden „gleichgeschaltet“, d.h. nationalsozialistisch ausgerichtet. Die alten Vorstände wurden für abgesetzt erklärt, in einer Generalversammlung ein neuer erster Vorsitzender als „Vereinsführer“ bestimmt, dessen Ernennung schon zuvor von der NSDAP gebilligt worden war.

Den Nationalsozialisten ging es nach der Machtergreifung nicht nur um die Errichtung einer neuen Staatsform, sie wollten darüber hinaus eine neue Lebensform schaffen. Alle Bereiche des deutschen Lebens sollten nach den Grundsätzen ihrer Ideologie verändert oder neu geschaffen, vor allem aber beherrscht werden.

Der Bürger wurde nicht nur politisch entmündigt und entrechtet und damit zum Untertan gemacht, der Kontrollapparat drang immer stärker auch in die gesellschaftlichen und kulturellen Lebensbereiche vor, so dass der Staatsbürger schließlich in seinem ganzen Dasein kontrolliert und dirigiert wurde. Das ganze soziale Leben wurde von der Partei überwacht. Die gesamte kulturelle, vor allem künstlerische und erzieherische, Tätigkeit musste sich auf die herrschende Weltanschauung ausrichten. Auch das wirtschaftliche Leben wurde mehr und mehr auf die Bedürfnisse des Staates hin organisiert, ebenso die Wissenschaft und vor allem die Rechtsprechung.

Es ist kaum mehr nachvollziehbar, muss aber vom seriösen Historiker bei seiner Beurteilung der Zeit und der Menschen immer berücksichtigt werden, welchem Übermaß an einseitiger politischer Propaganda die Menschen damals ausgesetzt waren. Dem „Gesinnungszwang“ der Partei und ihrer Nebenorganisationen und Gliederungen konnte sich kaum jemand entziehen. Die NSDAP, deren Erfolg weniger auf dem geschriebenen denn auf dem gesprochenen Wort beruhte, sicherte sich sofort nach der Machtergreifung die Herrschaft über den schon in der Endphase der Weimarer Republik verstaatlichten Rundfunk und setzte ihn danach besonders wirkungsvoll ein. Noch 1933 wurde mit der serienmäßigen Produktion eines billigen „Volksempfängers“ begonnen, so dass in der Folge die Zahl der Hörer sprunghaft stieg.

Auch um die Lektüre der Volksgenossen machten sich die Nationalsozialisten Sorgen. Hitlers „Mein Kampf ‚ wurde ohnehin an alle Brautpaare kostenlos verteilt, im Voranschlag der Gemeinde Obertshausen für das Rechnungsjahr 1938 findet sich zudem der Hinweis auf dem Bezug des „Völkischen Beobachters“.[5]

Zu der propagandistischen Beeinflussung durch die Massenmedien und den Rundfunk kam eine ständig wachsende Zahl von lokalen Veranstaltungen und Kundgebungen mit politischem und „volksaufklärendem“ Charakter. Sehr aktiv und einfallsreich war die NS­ Propaganda vor allem beim Ausgestalten von Feiertagen und Gedenkstunden. Paraden, Aufmärsche, Fackelzüge und Flaggenschmuck gaben diesen Veranstaltungen einen massenwirksamen Rahmen.

Auch in Obertshausen fand eine Reihe von Veranstaltungen statt, häufig verbundene mit den pseudoreligiösen Ritualen des neuen „Kultes“. Beschworen wurde die “ Volksgemeinschaft“, allzu deutlich aber dienten die Aufmärsche und Feierlichkeiten vor allem der Selbstdarstellung und der Machtdemonstration des Regimes. So wurden u.a. „Generalmitgliederappelle“ der NSDAP „öffentliche Kundgebungen“ der Partei, „Ortsgemeinschaftsabende“, „Heldengedenktage“ sowie „Tannenbergfeiern“ abgehalten. Das „Erntedankfest“ beging man Anfang Oktober mit großem Pomp und Aufwand, vor allem Kinder und Jugendliche wurden ‚ dabei für die Selbstdarstellung des „Dritten Reiches“ eingespannt. [6]

Ein weiteres beliebtes Mittel der Machtdemonstration war die Umbenennung von Straßen und Plätzen. In Obertshausen erhielten die Bahnhof- sowie die Heusenstammer Straße die Bezeichnung „Adolf-Hitler-Straße“, die Lämmerspieler Straße wurde nach Hermann Göring benannt, die Waldstraße hieß nun “Straße der SA“. Eine „Hindenburgstraße“ (zuvor Hintergasse), eine „Jakob-Sprenger-Straße“ (Ostendstraße), eine „Dr. Goebbels-Straße“ (Alexanderstraße) sowie eine „Horst-Wessel-Straße“ (Rathenaustraße) bereicherten das Stadtbild ferner fortan in nationalsozialistischem Sinne.[7]

Wichtiges Instrument der Nationalsozialisten, um die Bevölkerung in ihrem Sinne zu beeinflussen, war die Partei. und die ihr angeschlossenen Gliederungen. Jeder Staatsbürger sollte von einer oder gar mehreren dieser Massenorganisationen erfasst werden. Ursprünglich als Interessenvertretungen für bestimmte Bevölkerungsgruppen eingerichtet, ermöglichten es die einzelnen NSDAP-Unterorganisationen der Staatsführung, die Menschen in ihrer Arbeit und ihrer Freizeit, in ihrer gesellschaftlichen und kulturellen Tätigkeit zentral zu lenken und jederzeit unter Kontrolle zu halten.

Nach der Machtergreifung baute die NSDAP deshalb neben der allgemeinen Verwaltung – in welche sie ihre Anhänger (vor allem die „Alten Kämpfer“) einsetzte und „versorgte“ – noch eine Parallel- und Konkurrenzorganisation auf Diese reichte von der höchsten Ebene, der Reichsleitung, über die Gauleitung und Kreisleitung bis hinunter zu den Ortsgruppen, die ihrerseits wiederum in Blöcke und Zellen gegliedert waren. Auch in den Gemeinden des Kreises Offenbach bestanden NSDAP-Ortsgruppen unter der Führung von Ortsgruppenleitern, die jeweils von besonders aktiven Parteigenossen unterstützt wurden.

Mancher Volksgenosse mochte zwar nicht in die NSDAP selbst eintreten, durch die Zugehörigkeit zu einer der Partei-Gliederungen konnte er jedoch seine Loyalität beweisen und war so für die Nationalsozialisten im weiteren Sinn Teil der Bewegung geworden. War jemand in mehreren der Gliederungen aktives Mitglied, so war bei so viel „Dienst“ und einer beruflichen 48-Stunden-Woche die Freizeit knapp bemessen. Doch nicht nur schier grenzenloser Aktivismus und Fanatismus bestimmten das Bild der NSDAP. Längst nicht alle Parteiveranstaltungen waren so gut besucht, wie man es gerne dargestellt hätte.

Unter dem Eindruck der veränderten Machtverhältnisse und der anhaltenden Propaganda, aber auch aus Gründen der Opportunität und dem Verlangen, sich der siegreichen Partei zuzählen zu können, hatten die NSDAP und ihre Gliederungen im Frühjahr 1933 einen regen, ungeahnten Zulauf Den „alten Kämpfern“ missfiel diese Entwicklung, sie sprachen verächtlich von den „Märzgefallenen“.

In Obertshausen – dessen Ortsgruppe bereits 1931 gegründet worden war – sind 13 „alte Kämpfer“ nachweisbar, die bereits vor dem 30. Januar 1933 in die Partei eingetreten waren.[8] Einer von ihnen (Eintrittsdatum 26. Februar 1926!) war sogar Träger des „Goldenen Parteiabzeichens“.[9]

Mancher der Obertshausener Parteigenossen wurde in den Nachkriegsbeurteilungen als „Aktivist“, „Überzeugter Nationalsozialist“ oder aber als „eifriger und fanatischer Anhänger der Nazibewegung“ geschildert. Über einen weiteren hieß es: „…. hat sich für die Partei energisch eingesetzt (….) war ein Nazi nach Strich und Faden“. Schließlich bekleidete einer dieser als „Aktivisten“ bezeichneten Männer sogar die Funktion eines „Lagerführers in einem Judenlager in Polen“.[10]

Nicht jeder der etwa 100 örtlichen Parteimitglieder war jedoch freiwillig, aus Überzeugung und mit Enthusiasmus in die NSDAP eingetreten. Nach den Beurteilungen der Nachkriegs-Verantwortlichen sollen viele lediglich „nominelle Mitglieder der NSDAP“ gewesen und “politisch nicht hervorgetreten“ sein. Ein weiteres NSDAP-Mitglied trat demzufolge nur zur „Erhaltung seiner Stellung bei der Gemeindeverwaltung Obertshausen“ in die Partei ein, „da ihm eine andere Anstellung infolge seiner Körperbehinderung Schwierigkeiten bereitet hätte“. Ein örtlicher Lehrer wiederum habe sich 1933 “gegen die SA ausfällig geäußert“ und sei nach der Machtergreifung „unter dem Druck einer angedrohten Strafe gegen seine Überzeugung“ Mitglied der NSDAP und der SA geworden.[11]

Organisiert war die Obertshausener Bevölkerung neben der eventuellen direkten Parteizugehörigkeit – bzw. auch ohne diese – in vielen der sogenannten „Gliederungen“ der NSDAP, von denen am Ort beispielsweise HJ, BDM, SA, SS, NSKK, DAF, NSV sowie die NS-Frauenschaft existierten.[12]

Im Verlauf der Machtergreifung übernahmen die Nationalsozialisten während des Jahres 1933 auch die lokale Verwaltung, entließen missliebige Beamte auf dem Verordnungswege und setzten kommissarische Bürgermeister und Beigeordnete ein.

Im Jahre 1934 lief in einer größeren Anzahl von Gemeinden die Amtszeit der 1925 gewählten Bürgermeister und Beigeordneten ab. Das Personalamt des Hessischen Staatsministeriums forderte im März 1934 ein entsprechendes Verzeichnis und ordnete gleichzeitig an: „Wenn kein besonderer Anlass dafür besteht, soll davon abgesehen werden, vor ordnungsmäßigem Ablauf der Amtszeit die Stelle neu zu besetzen. Im Übrigen ist weitere Verfügung wegen Neubesetzung der in 1934 freiwerdenden Ämtern abzuwarten.[13]

Die Kreisleitung der NSDAP in Offenbach erstellte im Juni des  Jahres daraufhin eine Liste mit Vorschlägen für die Neubesetzung er Bürgermeisterstellen[14], einen Monat später wies der Hessische Staatsminister in einem Schreiben an den Kreisdirektor Dr. Koch nochmals ausdrücklich darauf hin, „neu zu bestellende Bürgermeister mit der größten Vorsicht auszuwählen, insbesondere nach der persönlichen Seite hin.“ Das Schreiben endete mit dem bezeichnenden Satz: „Ich weiß, wie schwer die Verhältnisse im Kreis Offenbach liegen; desto mehr Wert lege ich auf eine äußerst sorgfältige Behandlung dieser Angelegenheit.“[15]

Selbstverständlich setzten die Nationalsozialisten fortan nur eigene Leute als Bürgermeister und Beigeordnete ein, hatten aber allem Anschein nach größte Schwierigkeiten, wirklich qualifizierte Personen zu finden.

Nach der am 30. Januar 1935 erlassenen, für das gesamte Reich gültigen, neuen Gemeindeordnung bestimmte der Bürgermeister nach dem Führerprinzip in allen Angelegenheiten der Gemeinde, doch bestand daneben ein Mitwirkungsrecht des Beauftragten der NSDAP, also des Ortsgruppenleiters, bei der Besetzung der wichtigsten Gemeindeämter. War der Bürgermeister nicht zugleich hoher „Amtswalter“ oder „Hoheitsträger“ in der Partei, so waren seine Befugnisse recht beschränkt und die örtliche Parteileitung hatte das Sagen. In einem Konfliktfall konnte sie sich zudem auf die Unterstützung durch die NS-Kreisleitung verlassen. Waren aber beide Ämter in einer Person vereinigt, so konnte der Betreffende fast uneingeschränkt walten.[16]

Demokratisch mitbestimmende Gemeindevertretungen gab es nicht mehr. Die Gemeinderäte in den Städten wurden nicht mehr gewählt, sondern von NSDAP und Bürgermeister einvernehmlich berufen. Ausdrücklich war festgelegt, „dass sie nach keiner Richtung hin die Aufgabe der früheren Vertretungskörperschaften übernehmen, Gegenspieler der Gemeindeverwaltung zu sein, dass sie vielmehr in gleicher Richtung mit dem Bürgermeister zum Wohle der Gemeinde zu wirken haben, (….) kein Kollegium bilden, das mit anonymen Mehrheiten Beschlüsse fasst und die Verwaltung kontrolliert.“[17]

Genaue Angaben über die in Obertshausen tätigen Ortsgruppenleiter und Bürgermeister sind infolge einer diesbezüglich äußerst bruchstückhaften Überlieferung nur wenige vorhanden. Nikolaus Rudolf – bereits seit 1931 Mitglied der NSDAP und innerhalb der Obertshausener Parteiorganisation tätig – übernahm im März 1933 die Leitung der Ortsgruppe Obertshausen. Er soll ein „starker Vertreter der NSDAP“ gewesen sein, wurde jedoch Mitte 1934 aus der Partei ausgeschlossen, „weil er laufend mit einem Juden verkehrt ist, der auch auf einer privaten Feiet, die Rudolf anlässlich seiner Ernennung zum Bürgermeister seinen Parteifreunden gab, anwesend war“.[18]

Ab November 1934 fungierter Fritz Bosche aus Bieber als Ortsgruppenleiter in Obertshausen, von Juli 1937 bis zum März 1938 sowie von 1943 bis zum März 1945 Johann Alois Jäger. Wilhelm Altenheimer leitete die Ortsgruppe von Mitte 1938 bis August 1939, Johann Peter Holzammer anschließend bis Juni 1940.[19]

Über Jäger urteilte der Bürgermeister nach dem Krieg, er habe zwar „die Anordnungen seiner vorgesetzten Dienststelle sehr gewissenhaft durchgeführt“ , anderseits sei ihm aber „zu Gute zuhalten, dass ihm die Gegner des Nationalsozialismus bekannt waren und ihm oft antifaschistische Äußerungen von Personen zugetragen wurden, die er trotz seiner Eigenschaft als politischer Leiter niemals der Kreisleitung weitermeldete und so verhütete, dass eine dieser Personen verhaftet oder in ein Konzentrationslager gebracht wurde“ er ferner, „soweit es ihm möglich war, in bereits schwebende Anzeigen und Verfahren sich einmischte, diesen durch seinen Einfluss die Spitze abbracht und somit die angezeigten Personen vor Schaden bewahrte“. Weiterhin hieß es über Jäger, er habe „nach 1933 jüdische Vertreter eingestellt“ und diese trotz des Protestes der Kreisleitung nicht entlassen. Daraufhin habe man ihn 1937 (!) seiner Ämter enthoben Zudem sei er dem ortsansässigen Juden Löw sehr gewogen gewesen und habe diesem „seine Hilfe angedeihen lassen“.[20]

Tatsächlich begleitete Jäger ab März 1938 (!) für einige Jahre nicht mehr die Stellung des Ortsgruppenleiters, an anderer Stelle wird dies allerdings in Verbindung mit seiner Einberufung zur Wehrmacht gebracht.

Im Mai 1933 wurde der NSDAP-Ortsgruppenleiter Nikolaus Rudolf zum kommissarischen Bürgermeister der Gemeinde Obertshausen bestellt und begleitete beide Ämter in Personalunion bis zum November 1934. Sein Nachfolger war bis Ende 1937 Fritz Bosche aus Bieber, dieser wurde durch Wilhelm Altenheimer abgelöst. Da Altenheimer bereits am 1. September 1939 zur Wehrmacht eingezogen wurde, führte der Beigeordnete (und Nachkriegsbürgermeister) Valentin Döbert die Amtsgeschäfte bis zum Einmarsch der Amerikaner im Jahre 1945. [21] Döbert stand – so die Nachkriegsbeurteilung „in der letzten Zeit seiner Geschäftsführung als stellvertretender Bürgermeister (…) stark unter dem Druck des Ortsgruppenleiters Jäger“.[22]

Besondere Aufmerksamkeit schenkten die Nationalsozialisten dem Aufbau und Ausbau ihrer Jugendorganisation. Die jungen Menschen sollten mehrere Jahre der unmittelbaren Kontrolle des Staates unterstehen und so zu treuen Gefolgsleuten des Nationalsozialismus geformt werden. Dadurch waren auch reiche Möglichkeiten gegeben, etwaige „Erziehungsfehler“ aus Familie und Schule im nationalsozialistischen Sinne zu korrigieren. Es nimmt daher nicht Wunder, dass Hitler in der Jugend die glühendsten Anhänger und späterhin die fanatischsten Kämpfer fand. [23]

Aus ihrem Totalitätsanspruch ergab sich für die HJ und BDM, dass ihr sämtliche Jugendliche angehören sollten und dass es neben ihr keine anderen Jugendorganisationen mehr geben dürfte. Werbung, Verführung, die Aussicht, bei den Siegern zu sein, aber auch ausgeübter Druck – der vor allem von Partei, Behörden und Schulen ausging – halfen, die Reihen der HJ ab 1933 durch Überschritte rasch anschwellen zu lassen: Bei der Jugend war ein ähnlicher Zulauf zu den nationalsozialistischen Organisationen zu verzeichnen wie bei den Erwachsenen. Wer sich jedoch zurückhielt oder gar noch einer anderen Jugendgruppe angehörte, wurde benachteiligt und drangsaliert. [24]

Zunächst fühlten sich viele Jugendliche von der Lagerfeuerromantik, von Gelände­ spielen, Aufmärschen und Liedern angezogen. Das änderte sich langsam aber sicher, nachdem die gesetzliche Verpflichtung zur Mitgliedschaft bestand und die Jugendorganisation endgültig an die Kette der Partei gelegt wurde. Sport und Spiel verschwanden mehr und mehr vom Programm der HJ; vormilitärischer Drill, Gleichschritt und Marschübungen traten an ihre Stelle.

Beim „Bund deutscher Mädel“ (BDM) war die gesamte Situation naturgemäß etwas anders als bei der männlichen Jugend. Im Vordergrund des BDM-Dienstes stand die Vorbereitung auf die spätere Rolle als Hausfrau und Mutter. Um die Mädchen darauf vorzubereiten, fanden Kurse in Handarbeit, Säuglingspflege und Hauswirtschaft statt. Rassenkunde war nach NS-Meinung für die Mädchen unentbehrlich. Am jugendgemäßesten war noch das Einüben von Volkstänzen und der Gesang. Neben den alten Volksweisen und den Liedern der früheren Jugendbewegung nahmen freilich auch NS- und Soldatenlieder dabei einen breiten Raum ein. Wanderfahrten und Lageraufenthalte fanden jedoch in einem viel geringeren Ausmaß als bei den Jungen statt.

Wann die Ortsgruppen der HJ und des BDM in Obertshausen entstanden, lässt sich nicht mehr nachvollziehen, im Herbst 1935 existierten beide jedenfalls schon. Zuständig für die HJ war der „Unterbann 1/287″ in Offenbach am Main, für das “Deutsche Jungvolk“ der „Stamm III/287“ in Heusenstamm.[25] Auch über die Zahl der Mitglieder der NS­Jugendorganisationen liegen kaum Informationen vor, undatierte Aufstellungen weisen 48 Hitler-Jungen und 43 Angehörige des BDM aus. [26]

Auch die Obertshausener Jugend war sehr stark in die Selbstdarstellung des Regimes eingebunden. Im Oktober 1935 beispielsweise fand eine Kundgebung der HJ auf dem „Adolf­ Hitler-Platz“ statt, bei welcher man „auch der in der Kampfzeit gefallenen Hitlerjungen“ gedachte.[27] Der „Bund deutscher Mädel“ hingegen lud im September 1935 zu einen Elternnachmittag ein und führte u.a. Volkstänze auf.[28]

Bemerkenswert – allerdings angesichts des zuvor Ausgeführten keineswegs verwunderlich – ist ein Schreiben der HJ an das katholische Pfarramt Obertshausen vom 29. Oktober 1942. Dort heißt es u.a.: „In jüngster Zeit mehren sich Fälle, dass Jgg. dem H.J.-Dienst unentschuldigt fernbleiben mit der Begründung, sie hätten Messe zu dienen.“[29] Offensichtlich versuchten immer mehr katholische Hitler-Jungen aus Obertshausen dem Zwang der Organisation zu entgehen, möglicherweise sogar beeinflusst durch ihr Elternhaus.

Häufig wurden die Kinder und Jugendlichen auch zu den mit großem propagandistischem Aufwand verbundenen ständigen Sammlungen und Spendenaktionen der Partei zugunsten „notleidender Volksgenossen“ herangezogen. Damit hatte sich die NSDAP eine neuerliche Möglichkeit geschaffen, politischen Gegnern Hilfe zu verweigern, Anhänger großzügig zu beschenken und den Unentschiedenen vor Augen zu führen, welche Wohltaten das Regime zu vergeben hatte. [30]

Die in Obertshausen nicht minder oft durchgeführten Aktionen[31] brachten beispielsweise im Herbst 1939 „sehr gute Ergebnisse“ zugunsten des Winter-Hilfs-Werkes.[32]

Mit der Zuteilung oder Verweigerung von Arbeitsmöglichkeiten besaßen die Nationalsozialisten ein weiteres Mittel, um sich die Menschen gefügig zu machen. Der Preis für eine Arbeitsstelle war oft der Eintritt in die Partei oder eine ihrer Gliederungen, die Genehmigung zum Arbeitsantritt erteilte die Partei mit der Ausstellung einer Zuverlässigkeitsbescheinigung.[33]

Ein Strukturprinzip nationalsozialistischer Herrschaft bestand darin, dass der Nachbar des Nachbarn Feind war. Das Klima von Denunziationseifer und Denunziationsfurcht, das im nationalsozialistischen Staat manchmal bis in die einzelnen Familien hineinreichte und eine beängstigende Tatsache des Alltags darstellte, wurde erzeugt durch Strafgesetze und Verordnungen, die ein politisches Konformverhalten der Bevölkerung sichern sollten, und wechselseitige Überwachung oder  Bespitzelung geradezu voraussetzten, um wirksam zu sein. In dieser Atmosphäre des Argwohns konnte keiner mehr so recht seinen Bekannten – und noch viel weniger den Unbekannten – trauen. Denunziationen nahmen die Nationalsozialisten grundsätzlich ernst. Schritten sie gegen die Angezeigten nicht sofort ein, so blieb die Meldung dennoch erhalten, so dass man jederzeit auf den Vorgang zurückkehren konnte.[34]

Über einen Obertshausener schrieb der schon mehrfach zitierte politische Ausschuss in der Nachkriegszeit, er habe „auf Grund einer Denunziation verschiedene Personen in Haft gebracht.“[35]

Eine Diktatur wie der nationalsozialistische Staat stellt zudem jede eventuelle Opposition außerhalb der Legalität und versucht sie von vornherein zu kriminalisieren. „Widerstand‘ gegen den Nationalsozialismus konnte jedoch in sehr vielfältiger Form seinen Ausdruck finden, von der Nonkonformität im privaten Bereich über Verweigerung und Protest bis hin zum politischen Attentat. Stets musste der sich in irgendeiner Weise nonkonform Verhaltende mit Verfolgung und Bestrafung rechnen.

Sicherlich war die Opposition gegen Hitler nicht das, was man eine Massenbewegung nennen könnte; aber ebenso wenig war sie Angelegenheit einiger weniger Unzufriedener. Tausende von Deutschen haben solchen Widerstand individuell oder in kleinen Gruppen geleistet, wie die ebenso vielen Zuchthaus- und Todesurteile der nationalsozialistischen Justiz beweisen.[36] Dagegen steht jedoch die breite Anpassung der deutschen Gesellschaft während der NS-Zeit aus Furcht und Bequemlichkeit, aus Passivität und Karrieredenken, nicht zuletzt­ aus partieller innerer Übereinstimmung mit außen-, innen- oder gar rassenpolitischen Zielen der Nationalsozialisten. Erst vor diesem Hintergrund wird Widerstand in seinen zahlreichen Schattierungen zur Besonderheit, zum Zeichen eines Mutes- aus politischer Gegnerschaft, aus Mitmenschlichkeit oder aus politischem Anstand, der zunehmend lebensgefährlich wurde und zudem eine Gefährdung für Familie und Freunde bedeutete.[37]

Bereits im Juli 1933 bedrohten in Obertshausen zwei Kommunisten einen SA-Führer und wurden deshalb verhaftet.[38] Im Oktober des gleichen Jahres verhafteten die Nationalsozialisten den Obertshausener Leonhard Ott, „weil er in einer Wirtschaft zwei SS-Männer auf das gemeinste beleidigt“ habe und „außerdem gegen einen der SS-Männer tätlich vorgegangen“ sei.[39]

Im April 1938 meldete der Obertshausener Bürgermeister, der Kassenverwalter X. habe sich trotz wiederholter Aufforderung nicht für die Parteiarbeit zur Verfügung gestellt.[40] Über einen Blockhelfer wurde an anderer Stelle berichtet, dass er seinen Dienst „nur gegen seinen Willen und mit großer Nachlässigkeit“ ausübe.[41] Kurz vor Kriegsende widersetzte sich ferner ein SA-Führer „dem von Ortsgruppenleiter Jäger beim Einmarsch der  amerikanischen Truppen gegebenen Befehl zum Abmarsch des Volkssturms“.[42]

Drei Obertshausener saßen schließlich wegen ihrer „Einstellung gegen den Nazismus vorübergehend im KZ“. Ein weiterer wurde nach dem Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 für einige Zeit im Konzentrationslager Dachau interniert.[43]

Der Nationalsozialismus stellte niemals eine in sich geschlossene Ideologie dar, sondern war vielmehr ein Sammelsurium von sich zum Teil wiedersprechenden Verheißungen; seine Aussagen reduzierten sich vielfach allein auf Negation. Zwei programmatische Kernpunkte der Hitlerschen bzw. NS-Weltanschauung sind jedoch stets zu erkennen: die „Rassenlehre“ und „das Streben nach der Weltherrschaft“. Hitler fühlte sich von der „Vorsehung“ dazu berufen, dem deutschen „Herrenvolk“ durch Eroberung neuen Lebensraums im Osten eine; kontinental­europäische Vormachtstellung zu erkämpfen. Die Größe des Raumes und seine wirtschaftliche Autarkie würde zusammen mit einer rassischen Neuordnung der Völker Europas dem so entstandenen „Großgermanischen Reich“ eine politische und militärische Unangreifbarkeit verleihen, die zuerst seine Weltmachtstellung garantieren und dann in einem späteren globalen kriegerischen Ringen seinen Anspruch auf Weltvorherrschaft durchsetzen sollte.[44]

Kriegsvorbereitungen im weitesten Sinne fanden auf lokaler Ebene schon sehr bald der Machtergreifung statt, beispielsweise die Einrichtung und der Ausbau des „Reichsluftschutzbundes“. In Obertshausen waren im Jahre 1934 allerdings nur 62 Personen im Reichsluftschutzbund organisiert, das entsprach etwa 2,6% der Wohnbevölkerung. Damit rangierte der Ort an drittletzter Stelle von 17 ausgewiesenen Gemeinde- bzw. Untergruppen (nur Hausen und Lämmerspiel wiesen eine noch schlechtere Bilanz auf).

In Jügesheim beispielsweise waren zu diesem Zeitpunkt 10% der Bevölkerung organisiert, in Offenbach durchschnittlich 18% und in Dietesheim immerhin bereits 23%.[45]

Zwei Jahre später allerdings nahm Obertshausen mit einem Mitgliederstand von 568 (24%) bereits den vierten Platz der entsprechenden Aufstellung ein, bis zum Jahre 1938 stieg der Anteil dann auf 30%. Dies entsprach allerdings nicht mehr einem „Spitzenplatz“, da die Gemeindegruppe Rembrücken beispielsweise einen Prozentsatz von 42,2 aufweisen konnte.[46]

Zwar ist die Überlieferung bei diesem Aspekt der, nationalsozialistischen Herrschaft in Obertshausen recht bruchstückhaft, deutlich kann man aber anhand dieser Zahlen den gestiegenen Druck auf die Bevölkerung oder aber eine größer gewordene Akzeptanz des, Systems ablesen.

Nach der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht wurden auch in Obertshausen die in Frage kommenden Männer erfasst, so hatten sich im Dezember 1935 „alle männlichen Reichsangehörigen des Jahrgangs 1913 und 1916 (…) zur Anlegung des Wehrstammblattes“ persönlich auf der Bürgermeisterei einzufinden.[47]

23 „Hoch- und Tiefbunker“ entstanden im Laufe der nächsten Jahre innerhalb des Ortes, um die Bevölkerung vor den Auswirkungen eines zu erwartenden Luftkrieges zu schützen.[48]

Nach immer wiederkehrenden Ankündigungen und einer auch für das Ausland schon längst nicht mehr zu übersehenden – unverständlicherweise aber tolerierten – außenpolitischen Aggressivität entfesselten Hitler und die Nationalsozialisten mit dem Überfall auf Polen am 1. September 1939 den Zweiten Weltkrieg.

Anfang 1940 fielen die ersten Bomben auf Stadt und Kreis Offenbach. Als Folge der schweren deutschen Luftangriffe im Verlaufe der „Schlacht um England“ 1940/1941 flog die Royal Air Force verstärkt Vergeltungsangriffe gegen Ziele in Deutschland. Immer wieder heulten nachts die Sirenen und trieben die Menschen in die Luftschutzkeller.

Der „Blitzkrieg“ im Osten wie im Westen Europas hatte sich seit Dezember 1941 (Angriff der Japaner auf Pearl Harbour und anschließende Kriegserklärung des Deutschen Reiches an die USA) zu einem zweiten „Großen Krieg“ ausgeweitet. Im Herbst 1942 beherrschte die Deutsche Wehrmacht zwar ein ungeheuer ausgedehntes Gebiet in Europa, der „Drei-Mächte-Pakt“ Deutschland-Italien-Japan kämpfte jedoch schon längst nicht mehr um den Sieg, sondern gegen die Niederlage.

Die nationalsozialistische Führung des Deutschen Reiches wollte jedoch nicht eingestehen, dass der Krieg militärisch gesehen aussichtslos geworden war. Im Gegenteil versuchte sie, mit historisch schief begründeten Durchhalteparolen und rigorosen Maßnahmen Einsatzwille und Widerstandsbereitschaft des Volkes zu motivieren.

Nach der Katastrophe der 6. Armee in Stalingrad gab Goebbels in seiner berühmtberüchtigten Sportpalastkundgebung vom 18. Februar 1943 den frenetischen Jubel seiner Zuhörer, die er als Repräsentanz der deutschen Nation bezeichnete, als Zustimmung zu dem von ihm proklamierten totalen Krieg aus. „Totaler und radikaler“ als man sich überhaupt vorstellen könne, solle der Krieg fortan geführt werden unter Einsatz aller verfügbaren Kräfte an der Front und in der Heimat.

Als Folge des totalen Krieges wurde die 15- bis 17-jährigen Oberschüler der Jahrgänge 1926 und 1927 als Luftwaffenhelfer eingezogen und den Flakbatterien im Raum Frankfurt zugeteilt, damit diese Soldaten für den Fronteinsatz freistellen konnten. Weiterhin bestimmte eine Verordnung, dass alle Männer vom 16. bis zum 65. Lebensjahr und alle Frauen vom 17. bis zum 45. Lebensjahr sich bei dem zuständigen Arbeitsamt für Aufgaben der Reichsverteidigung zu melden hätten.

Ende 1943 zerstörten Bomben das Landratsamt in Offenbach. Die Kreisverwaltung siedelte deshalb nach Obertshausen um, wo die einzelnen Ämter in verschiedenen Lederwarenfirmen untergebracht wurden, die ihren Betrieb eingestellt hatten. Einige Dienststellen waren auf weitere Gemeinden im Kreisgebiet verteilt.[49]

Am 11. Dezember 1944 drangen nicht weniger als 1476 viermotorige Bomber in das westliche Reichsgebiet ein. Ein Teilverband hatte den Auftrag, den Frankfurter Verschiebebahnhof anzugreifen. Ein großer Teil der abgeworfenen Bomben ging allerdings auf Orte der Umgebung nieder. Schwer getroffen wurde Bieber (44 Tote), Mühlheim (11 Tote sowie 135 zerstörte Häuser) und Dietesheim (12 Tote), Sachschäden meldeten u.a. auch die Gemeinde Obertshausen.[50]

Am 18. Oktober 1944 wurde mit großem Propagandaaufwand ein Führererlass bekanntgegeben, nach welchem „aus allen waffenfähigen Männern im Alter von 16 bis 60 Jahren der „deutsche Volkssturm“ zu bilden sei. Veteranen und Halbwüchsige sollten nun den „Heimatboden mit allen Waffen und Mitteln verteidigen“. Aufstellung und Führung des Volkssturms lag in Händen der Gauleiter, auf der unteren Ebene war der Kreisleiter zuständig, der die Bataillonsführer bestimmte, denen wiederum die Kompanie- und Zugführer unterstanden.[51]

Die Realität vor Ort hatte jedoch ein gänzlich anderes Aussehen als die Vorstellungen der Parteidienststellen. Für den Volkssturm stand nur ein kleines Kontingent meist älterer, oft schwacher oder gesundheitlich angegriffener Leute zur Verfügung, die nun neben ihrer beruflichen Tätigkeit an einem halben Tag der Woche, meist am Sonntagmorgen, im Eiltempo militärisch geschult werden sollten. Doch fehlte es dazu an f8:st allem. Eine Armbinde über der Zivilkleidung musste in den meisten Fällen genügen, um ihren Träger internationalem Recht entsprechend als soldatischen Kämpfer auszuweisen. Waffen waren nur vereinzelt vorhanden, ebenso wie Fahrzeuge. Wegen der bestehenden Transportschwierigkeiten konnte man die lokalen Einheiten nicht zu größeren Übungen zusammenziehen.

Der militärische Wert des Volkssturms war daher gering. Zum Bau von Panzersperren und zum Schanzen konnte man  die Männer noch einsetzen. Vor einer möglichen Feindberührung lösten sich die Einheiten jedoch – zumindest im Rhein-Main-Gebiet – rasch auf.[52]

In den Jahren 1944/45 erlebten die Menschen den Krieg tatsächlich „totaler und radikaler“ als sie es sich je hatten vorstellen können. Die deutschen Truppen erlitten an allen Fronten schwerste Verluste. Todesnachrichten von gefallenen Soldaten trafen täglich in der Heimat ein. Noch größer war die Zahl der Vermissten. Monate – sogar jahrelang blieben Familien zu Hause ohne Nachricht von ihren Angehörigen, wussten nicht, ob der Ehemann, Vater, Sohn oder Bruder bereits tot war oder in Kriegsgefangenschaft einem ungewissen, Schicksal entgegenging. Zudem wurde durch feindliche Luftangriffe das Rhein-Main-Gebiet selbst Kriegsschauplatz: Niemand war sicher, ob er selbst oder sein Hab und Gut den nächsten Fliegeralarm überstehen würde. Fast alle Familien waren auseinandergerissen, die Männer von 16 bis 60 Jahren zumeist einberufen, die arbeitsfähigen Frauen dienstverpflichtet, Schulkinder in weniger gefährdete Gebiete evakuiert. Mut- und Hoffnungslosigkeit machte sich breit, denn kaum einer glaubte noch den Sieg- und Durchhalteparolen der Nationalsozialisten.[53]

Zumindest zwei Obertshausener Firmen – wie auch Privathaushalte – beschäftigten während des Krieges „ausländische Zivilarbeiter“, ferner sind “fremdländische Arbeitskräfte in der Landwirtschaft“ nachgewiesen.[54] Das „Kriegsgefangenen-Arbeiterkommando 654, 6. Kompanie Landesschützen Batl. 633“ lag in der Waldstraße 1 (im Schulgebäude?).[55] Ansonsten ist die Quellenlage zum Aspekt Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene für Obertshausen äußerst dürftig, im Gegensatz zum benachbarten Hausen.

 

 

Das „Dritte Reich“ in Hausen

Am 15. März 1933 – nur wenige Tage nach der letzten „freien“ Wahl – wurde im „ehemalig so roten Hausen“ eine Ortsgruppe der NSDAP gegründet, der „22 zielbewusste Männer“ beitraten. Die Leitung übernahm der Parteigenosse und SA-Mann Otto Hecker.[56] Otto Hecker war im Mai 1932 als Bäckergeselle in die Gemeinde gekommen. Bereits vor der Machtergreifung soll er die SA-Uniform getragen und junge Leute „im nationalsozialistischen Sinne“ beeinflusst haben. Ab März 1933 habe er dann mit einigen SA-Leuten die gesamte Gemeinde beherrscht.[57]

Das Ergebnis der Manipulation zur Neubildung der Gemeindevertretung blieb für die NSDAP in Hausen infolge des schlechten Abschneidens bei den Reichstagswahlen dennoch unbefriedigend. Die SPD erhielt 4 Mandate, das Zentrum ebenfalls 4 Mandate und die NSDAP lediglich 1 Mandat. Bereits am 8. Mai 1933 teilte Bürgermeister Bernardus dem Hessischen Kreisamt in Offenbach mit, sowohl die SPD-Gemeinderatsmitglieder wie auch der Beigeordnete Paul hätten ihre Mandate (freiwillig?) niedergelegt. Wenige Tage später wurde auch Bernardus seines Amtes erhoben, Otto Hecker zum kommissarischen Bürgermeister ernannt.[58]

Damit hatten die Diskriminierungen und Verfolgungen jedoch keineswegs ein Ende. Am 23. Juni meldete die bürgerliche „Offenbacher Zeitung“: „Polizeiamt Offenbach teilt mit: Um den Festplatz (…) würdig und einwandfrei herzurichten, gab der kommissarische Bürgermeister von Hausen gestern den Auftrag, die Schmierereien der Eisernen Front am Sportplatz zu entfernen. Zu diesem Zweck wurden frühere Angehörige der Eisernen Front mit der Entfernung beauftragt. Diese vollzogen auch die Abwascharbeiten ohne Widerrede. Als sie nach getaner Arbeit mit zwei SA-Leuten ins Dorf zurückkehrten, konnte sich ein Teil der marxistischen Bevölkerung nicht versagen, hetzerische Reden zu führen. Das Sonderkommando Offenbach wurde deshalb benachrichtigt und nahm die Hauptschreier fest. Es handelt sich um 5 Personen und zwar: Jakob Döbert, Georg Döbert, Franz Heberer, Josef Paul (ehemaliger Beigeordneter) und Christian Schäfer.“[59]

Die Verhafteten wurden in einen Schulsaal gebracht und „auf die gemeinste Art misshandelt. Mit einem Polizeiwagen wurden sie dann nach Offenbach ins Gefängnis eingeliefert und sollten nach Osthofen gebracht werden“. Nur den Bemühungen einiger Hausener Einwohner sei es schließlich zu verdanken gewesen, dass die Männer bald darauf wieder frei kamen. Andere – vor allem Sozialdemokraten – mussten sich hingegen noch lange Zeit täglich auf der Bürgermeisterei melden.[60]

Das Konzentrationslager Osthofen bei Worms war im März 1933 als erstes hessisches KZ errichtet worden, nachdem die Räumlichkeiten der Partei, der SA und der SS im Laufe der Zeit nicht mehr ausreichten, um die verhafteten Sozialdemokraten und Kommunisten unterzubringen.  Leiter des Lagers war der Offenbacher SS-Sturmbannführer Karl Heinrich d’Angelo.[61]

Im Juni/Juli 1933 wurden der Hausener Ortsverein der SPD, der Arbeiter- Rad- und Kraftfahrerbund „Solidarität“, der Turnverein von 1873 sowie die örtliche Arbeiterwohlfahrt verboten. Ihr Vermögen fiel an die neuen Machthaber, die Turnhalle des TV Hausen wurde von der HJ konfisziert.[62]

„Gleichgestaltet“ weiterbestehen durften beispielsweise der Gesangsverein „Sängerlust“[63], der FC „Teutonia“[64] sowie der „Obst- und Gartenbauverein 1910“[65]. Die „Sängervereinigung 1881“ war bereits im März 1933 verboten sowie ihr Vermögen „sichergestellt“ worden, da die Mitglieder „zu 95 Prozent als Marxisten zu bezeichnen“ gewesen seien und die vorgenommene Gleichschaltung „nur als getarnt angesehen werden könne.“[66] Im Herbst 1933 erhielt der Verein dann unter einem neuen Vorsitzenden jedoch seine Zulassung wieder.[67]

Wie nicht anders zu erwarten, zelebrierten die Nationalsozialisten in der Folgezeit auch in Hausen u.a. „Generalmitgliederappelle“, den Geburtstag des „Führers“, den „Ehrentag der Gefallenen“, „Sonnenwendfeiern“ und „Erntedankfeste“.[68]

Im Mai 1934 erfolgte die Umbenennung der Windthorststraße in eine „Baldur-von­ Schirach-Straße“ durch die Hausener Hitler-Jugend. „Deutschlands Jugend kann nicht verstehen, wie im zweiten Jahr der Revolution noch Straßen den Namen eines Menschen tragen, der an der Zersplitterung des deutschen Volkes größte Schuld trägt“, meldete die Nationalsozialistische Presse.[69]

Bald zierten aber noch weitere neue Bezeichnungen so manche der Hausener Straße, es gab beispielsweise die unvermeidliche „Adolf-Hitler-Straße“ (früher: Erzbergerstraße), eine „Hermann-Göring-Straße“ (Liebknechtstraße), eine „Dr. Josef-Goebbels-Straße“ (Ketteler Straße), eine „Horst-Wessel-Straße“ (Rathenaustraße) sowie eine „Hindenburgstraße“ (August-Bebel-Straße.) [70]

Hausens NSDAP-Ortsgruppe wurde zwar erst nach der Machtergreifung gegründet und es lässt sich auch nur ein „Alter Kämpfer“ am Ort nachweisen, unter den etwa 100 Parteimitgliedern gab es aber nicht weniger fanatische Nationalsozialisten wie anderswo.

So urteilten der Bürgermeister bzw. die verantwortlichen Gremien nach dem Krieg über einen dieser „Aktivisten“ beispielsweise: „Nach eigenen Angaben Pg. seit 1932. (…) war der erste Nazi in der Gemeinde. Er wird als der fanatischste und gefährlichste Pg. bezeichnet. Im Jahre 1933 stellte er den auswärtigen Propagandisten und SA-Leuten seine Wohnung zur Verfügung und brachte manche Aufregung in die Gemeinde“.[71]

Über weitere Parteigenossen erfahren wir: „War die rechte Hand des Ortsgruppenleiters, sehr aktiv, begeistert und gefährlich bis zum Schluss“ oder „Er war einer der ersten SA-Männer der Gemeinde und wird durch sein brutales Vorgehen im Jahre 1933 politisch nicht gut beleumundet“ und ferner „Er trug Uniform und war ein fanatischer Anhänger. Er grüßte nur mit Heil-Hitler“.

Dementgegen traten auch in Hausen nicht wenige Personen recht unfreiwillig und sicherlich höchst unwillig in die NSDAP bzw. ihre Gliederungen ein. So lesen wir u.a.: „Der damalige Bürgermeister Peterhänsel[72] drohte ihm mit der Entfernung aus dieser Stellung, wenn er nicht in die Partei eintreten würde. Sch. gab aus Lust und Liebe zur Musik dem Drucke nach und wurde 1937 Parteimitglied“, ferner „war früher lange Jahre Mitglied der SPD und wurde 1933 als Schuldiener der Gemeinde Hausen entlassen. Um dieses Amt zu erhalten, ließ er sich bewegen, in die NSDAP einzutreten. Er war meiner Ansicht nach nie ein echtes Mitglied der Nazi-Partei“. Über einen dritten wurde geurteilt: „Er wurde, da es sich um einen ganz unpolitischen Menschen handelt, einfach in die Partei gezwungen“.

In Hausen existierte im Großen und Ganzen ebenfalls die gesamte Palette der NSDAP­ Gliederungen, von der SA über die SS, HJ, BDM, DAF, NSV, NSKK bis zur NS­Frauenschaft.[73]

Mit dem bloßen Beitritt zu NS-Organisationen war die Sache freilich nicht abgetan. Die Nationalsozialisten erwarteten von ihren Mitgliedern, dass sie aktiv mitarbeiteten, regelmäßig die Beiträge zahlten und sich auch in NS-Geiste schulen ließen. Besonders in den ersten Jahren ihrer Herrschaft riefen die NS-Leute Partei- und Volksgenossen zu Schulungsabenden zusammen. Wenn die überlieferten Zahlen zuverlässig sind, hatten sie einen beträchtlichen Zulauf. Zu einem dieser Schulungsabende in Hausen erschienen immerhin 400 Personen.[74]

Dem ersten Ortsgruppen- bzw. Stützpunktleiter der NSDAP in Hausen – Otto Hecker – folgte noch im Jahre 1933 der bereits seit 1931 der Partei angehörende Jakob Paul aus Obertshausen. „Veranlassung zu dieser Übernahme“ waren laut Nachkriegsbeurteilung „die Zustände, die sich 1933 durch das terroristische Treiben der SA entwickelten, dem Paul nicht tatenlos zusehen konnte (…) Besonders seinem Onkel als ehemaliger Funktionär der SPD wurde übel mitgespielt, es war für den Ort eine Erlösung, als Paul diesem Treiben energisch entgegentrat, mehrere SA-Leute auf seine Veranlassung hin zu hohen Gefängnisstrafen verurteilt wurden und er der ganzen Aktion damals die Spitze abbrach.“[75]

Nachfolger Pauls wurde im Jahre 1934 Adam Winter II., der diese Position bis zum Kriegsende innehatte. Er habe sich, so jedenfalls erneut die für die „Entnazifizierung“ Verantwortlichen, „während seiner Amtszeit stets im nationalsozialistischen Sinne eingesetzt. Bis zuletzt, kurz vor dem Einmarsch der Amerikaner, hielt er noch aufmunternde Ansprachen vor dem örtlichen Volkssturm“.[76]

Schon bald nach der Machtergreifung konnte sich Hausen rühmen, vom jüngsten Bürgermeister Deutschlands regiert zu werden. Der 23-jährige Otto Hecker übernahm nach der Absetzung Johann Georg Bernardus am 1. Juni 1933 nun auch dieses Amt.[77]

Jahrhundertelang hatten die Schultheißen und Bürgermeister Hausens die Amtsgeschäfte in ihrer Wohnung geführt. Da Hecker aber kein eigenes Haus besaß, verlegte er die Amtsräume zunächst in die „Alte Schule“ in der Erzbergerstraße, später in das gemeindeeigene Haus in der Rathenaustraße 5. Hecker blieb – ebenso wie bei seiner Tätigkeit als Ortsgruppenleiter – jedoch nicht lange Bürgermeister: Von 1934 bis 1935 führte Johann Fischer als Beigeordneter die Amtsgeschäfte. Ihm folgte bis 1937 Jakob Haupt, zugleich Bürgermeister in Lämmerspiel.

Dass die Nationalsozialisten stets Schwierigkeiten hatten, für die Besetzung verantwortungsvoller Positionen Männer zu finden, die ihnen einerseits genehm und andererseits auch fachlich geeignet waren, wird an der Person Georg Messers deutlich.[78]

Messer war zwar aufgrund einer später dennoch nicht eingelösten beruflichen Zusage bereits 1933 Parteimitglied und 1935 Beigeordneter geworden, dennoch stets „unabhängig“ und „neutral“ geblieben. Da sich jedoch alle den Nationalsozialisten opportunen Kandidaten als unfähig erwiesen hatten, drängte der frühere kommissarische Bürgermeister – Johann Fischer – Messer im Jahre 1937, das Amt zu übernehmen.

Georg Messer hatte bei der Ausübung seiner Tätigkeit in der Folgezeit offenbar häufige Differenzen mit den Hausener Ortsgruppenleiter. Winter denunzierte ihn sogar eines Tages beim Landrat. Im Spruchkammerbescheid urteilten die Verantwortlichen nach dem Krieg über Georg Messer: „Die angestellten Ermittlungen ließen erkennen, dass der Betroffene sich in Hausen sehr tolerant verhalten hat. Er hat den Abtransport des jüdischen Mischlings X verhindert, indem er innehaltend in dessen Sache berichtete. Von vielen Zeugen, darunter anerkannten Antifaschisten, wird die anständige Art hervorgehoben, in welcher sich der Betroffene für die Belange der in Hausen untergebrachten Ausländer einsetzte“.

In Hausen sind die beiden NS-Jugendorganisationen HJ und BDM bereits für Anfang 1935 nachweisbar.[79] Auch sie unterstanden dem „Unterbann 1/287“ in Offenbach (HJ) bzw. dem „Stamm 111/287“ in Heusenstamm (Jungvolk).[80] Per April 1945 (also einer Erhebung nach Kriegsende) gehörten 36 Jungen der HJ an.[81] für die Mädchen fehlen vergleichbare Zahlenangaben.

Der Dienst der HJ dürfte sich kaum von dem anderer Orte unterschieden haben, im Mai 1934 z.B. nahmen die Jungen an einer örtlichen Straßenumbenennung teil.[82] Bereits im September 1935 bestand für die Verantwortlichen auch über die Hausener HJ Grund zur Klage. Ein „Junggenosse“ wurde „wegen Disziplinlosigkeit im Dienst und Interesselosigkeit“ für vier Wochen „unter Verbot des Uniformtragens in dieser Zeit vom Dienst beurlaubt“.[83] Ein anderer Hitler-Junge erhielt seine Beurlaubung wegen „Gehorsamsverweigerung“.[84]

Beide mussten für die Zeit ihres Ausschlusses an Samstagen wieder die Schule besuchen. Vor allem die Schulen – bzw. die Lehrer und die Schulleiter – waren angewiesen, der HJ jede Hilfe zu gewähren, d.h. bei der Erfassung der gesamten deutschen Jugend zu helfen und auf die Eltern einzuwirken, deren Kinder noch nicht organisiert waren (siehe auch das Kapitel zum Schul- und Bildungswesen).

Da es am Ort „an einem geeigneten Heim für die dortige Jungmädelgruppe“ fehlte, vermietete die Gemeinde Hausen die dem TV enteignete Turnhalle zum 1. Januar 1937 „an die NSDAP für die Zwecke des Untergaus 287 des BDM in der HJ“.[85] Der Dienstalltag des BDM in Hausen sah – wie nicht anders zu erwarten – ebenfalls Gesang und Tanz, also das Pflegen des Brauchtums, vor. Über Politik wurde nie gesprochen.[86]

Auch in Hausen wurden vielfältige Spenden- und Sammlungsaktionen durchgeführt, an denen häufig die Kinder und Jugendlieben teilzunehmen hatten. Das ganze System der Sammlungen bedeutete praktisch eine versteckte Sondersteuer. Die Partei wollte einfach Geld kassieren. Ein Verzeichnis der Sammlungsergebnisse vom 4./5. Januar 1941 gibt einen aufschlussreichen Überblick über die Spendenfreudigkeit in den Ortsgruppen beziehungsweise auch über den unterschiedlich ausgeübten Druck. Die NS-Statistiker rechneten dabei das durchschnittliche Pro-Kopf-Aufkommen bis auf den hundertsten Teil eines Pfennigs aus. Spitzenreiter war die Ortsgruppe Hausen mit 125,32 Pfennig. Ganz unten rangierte Offenthal mit 10,94 Pfennig.[87]

Mit den Sammlungen in den privaten Haushalten gaben sich die NS-Leute nicht zufrieden. Sie gingen die Landwirte, die Metzger und die Bäcker um besondere Spenden an. In Hausen spendeten die Bauern dabei im Herbst 1933 44 Zentner Kartoffeln.[88]

Auch für die Gemeinde Hausen galt sicherlich das Wort: „Der schlimmste Feind im ganzen Land – das ist und bleibt der Denunziant“. Ein als besonders fanatisch geschilderter Nationalsozialist drohte jedem Hausbesitzer, der zu den gegebenen Anlässen nicht rechtzeitig die Flagge gehisst hatte, sofort mit einer Anzeige.[89]

Jede unbedachte Äußerung – geschweige denn Widerstand – konnte zudem äußerst gefährlich werden. Etwa im Jahre 1935 rief Sebastian X., der selbst eigentlich eher unpolitisch – seine Familie allerdings sozialdemokratisch – eingestellt war, im angetrunkenen Zustand: “Drei Pfeilehen“ (in Anlehnung an das Symbol der „Eisernen Front“) aus. Diese Unbedachtsamkeit brachte ihn für mehrere Monate in das Konzentrationslager Dachau. Aus Angst vor weiteren Repressionen schwieg er nach seiner Rückkehr aus dem KZ beharrlich auf neugierige Fragen nach den dortigen Verhältnissen.[90]

Ein anderer Hausener lieferte der Gestapo einen Invaliden aus Offenbach-Bürgel aus, der sich bei einem Zusammentreffen der beiden Männer gegen die Regierung ausgesprochen hatte. Der Offenbacher verbrachte daraufhin über zwei Jahre im Gefängnis. Der Täter hingegen sei ohnehin „während der Nazizeit der gefürchtetste Denunziant in Hausen und Umgebung“ gewesen.[91]

Ortsgruppenleiter Adam Winter ließ den späteren Bürgermeister Georg Bernardus 1935 von der Gestapo verhaften, da sich dieser in einer Gastwirtschaft gegen den spanischen Bürgerkrieg geäußert hatte. Bernardus wurde daraufhin vor Gericht gestellt und nur durch die entlastenden Aussagen eines Parteigenossen wieder freigelassen.[92]

Auch Sebastian Ott, der ehemalige Ortsvereinsvorsitzende der SPD in Hausen, verbrachte im Jahre 1944 zwei Monate in „Schutzhaft“ im Konzentrationslager Dachau,[93] Georg Messer veranlasste schließlich seine Freilassung.[94]

Anders als beispielsweise im nahegelegenen Mühlheim[95] gab es allerdings sowohl in Hausen wie in Obertshausen keinerlei Untergrundarbeit der SPD, einmal abgesehen von vereinzelten heimlichen Treffen ehemaliger Mitglieder.[96]

Als sich der Eigentümer und Betreiber des Hausener Freibades an der Rodau im Jahre 1935 weigerte, das von der SA angebrachte Schild „Für Juden kein Zutritt“ auch noch zu bezahlen, wurde dem aus Offenbach stammenden früheren Sozialdemokraten die Konzession für das Schwimmbad entzogen mit der Begründung:

„Maßgeblich hierfür sind einmal die festgestellten Bedenken in gesundheitlicher Hinsicht, sodann auch Bedenken in sittlicher Hinsicht insofern, dass bei Ihrem Badebetrieb keine für die Geschlechter getrennten Aus- und Ankleideräume vorhanden sind, wie es unbedingt verlangt werden muss. Die gesundheitspolizeilichen Bedenken werden in (den) nächsten Jahren noch erheblich größer sein. Durch die geplante und zurzeit durchgeführte Regulierung und Tieferlegung der Rodau würde im nächsten Jahr jeder unmittelbare Zufluss zu Ihrem Schwimmbecken fehlen, wodurch das Wasser Ihres Bades für einen öffentlichen Schwimmbadbetrieb mangels Zuflusses frischen Wassers unbrauchbar werden würde.“[97] Was waren nun die wirklichen Gründe und welche Argumentation nur vorgeschoben?

Bei dem im weitesten Sinne der Kriegsvorbereitung dienenden Aufbau des „Reichsluftschutzbundes“ wies Hausen im Jahre 1934 mit die niedrigste Organisationsdichte im Kreis Offenbach auf, nur etwa 2 % der Wohnbevölkerung gehörten der Gemeindegruppe an. Der Adjutant der vorgesetzten Ortsgruppe Offenbach schrieb dann auch folgerichtig im Juli des Jahres an den Hausener Bürgermeister: „Als Anlage erlaube ich mir eine Aufstellung vertraulicher Natur zu übersenden, aus der sie ersehen können, wie rückständig gerade in ihrem Ort die Sache des Selbstschutzes der Bevölkerung steht.“[98]

Zwei Jahre später rangierte Hausen in einer entsprechenden Aufstellung mit 3 % immer noch weit abgeschlagen auf dem letzten Platz, 1937 allerdings mit 27 % (!) an fünfter und 1938 mit 35 % (!) an sechster Stelle.[99] Im Jahre 1939 existierte in Hausen sogar eine „Luftschutzschule“[100]

Wie bereits bei Obertshausen ausgeführt, kann aufgrund der an dieser Stelle sehr dürftigen Überlieferung nur vermutet werden, dass in der Zwischenzeit entweder der Druck auf die Bevölkerung oder aber die Befürwortung des Regimes und seiner Ziele in Hausen stark angestiegen war.

Der Zweite Weltkrieg brachte vielfältige Veränderungen im täglichen Leben der Menschen wie Rationierungen, die Zuteilungs- und Zwangswirtschaft und die Ausstellung von Lebensmittelkarten. Bei der Ernte ersetzten ältere Schüler die fehlenden Arbeitskräfte, jüngere Schüler mussten Heilkräuter sammeln. Die Sportvereine setzten ihre Tätigkeit zunächst in gewohnter Weise fort, bis sie mit wachsender Kriegsdauer wegen Abwesenheit ihrer Aktiven den Betrieb nach und nach einstellen mussten. Ähnlich verhielt es sich mit den Gesangsvereinen. Tanzveranstaltungen waren verboten, auch die „Kerb“ durfte nicht mehr stattfinden. Die Kinos blieben jedoch weiterhin geöffnet.

Für Hausen liegt – im Gegensatz zu Obertshausen – eine Reihe von Schriftstücken vor, die die Zwangsbewirtschaftung und die Rationierung von Milch, Speisefett, Speiseöl, Honig, Schokolade, Zucker, Petroleum, Seife, Spinnstoffwaren, Treibstoff usw. sehr gut dokumentieren.[101]

Bezüglich der Heilkräutersammlung und der Ablieferung von Altwaren meldete die „Offenbacher Zeitung“ im Juni 1944: „Unter der Leitung der Lehrerschaft hat die Heilkräutersammlung der Jugend gute Erfolge erzielt (…) Auch die Ablieferung von Altstoffen wird noch einmal den Eltern in Erinnerung gebracht“.[102]

Anträge beispielsweise auf „Familienunterhalt für zum Kriegsdienst eingerückte Dienstpflichtige“[103] sind für Hausen in solcher Fülle vorhanden, dass der Schluss naheliegt, die Bevölkerung des Ortes sei durch den Krieg bzw. den Kriegsdienst der Männer wirtschaftlich ins Mark getroffen worden.

Überzogene Reaktionen der deutschen Flugzeugabwehr (Flak) im Raum Offenbach hätte am 24. September 1939 beinahe schlimme Folgen auch für die Gemeinde Hausen gehabt, wie einem Bericht an die Gauleitung der NSDAP in Frankfurt zu entnehmen ist: „Am Sonntag Abend 19.45 Uhr wurde festgestellt, dass die im Stadtbereich Frankfurt-Offenbach aufgestellten Scheinwerfer ein Flugzeug mit grünen und roten Positionslampen in ihre Lichtkegel nahmen. Kurz darauf erfolgte auch Beschießung durch die Flak. Die bei dem Beschuss herabfallenden Sprengstücke wurden in der Gemeinde Lämmerspiel gefunden. In der Ortsgruppe Hausen ist ein nicht krepiertes Flakgeschoß in östlicher Richtung auf sumpfigen Untergrund an der Rodau eingeschlagen und hat einen Trichter von ca. 112 m Durchmesser ausgeworfen. Inzwischen habe ich erfahren, dass es sich bei dem Flugzeug nicht um ein feindliches Flugzeug gehandelt hat, sondern um ein deutsches Flugzeug, das aber wohlbehalten auf dem Flugplatz in Langendiebach gelandet ist.“[104]

So waren die ersten Kanonen, die man im Zweiten Weltkrieg im Kreis Offenbach zu hören bekam, aus Versehen abgefeuert worden. Der ganze Vorgang erregte Aufsehen. Herabgefallene Flaksplitter waren begehrte Fundobjekte und wurden von den Buben als wertvolle Tauschgegenstände gehandelt. Noch aber griffen keine britischen Flugzeuge das Rhein-Main-Gebiet an, und die ersten, die dann hier aufkreuzten, warfen lediglich Propagandaflugblätter ab.[105]

Obwohl auch das Rhein-Main-Gebiet infolge der feindlichen Luftangriffe zum Kriegsschauplatz wurde, hatte Hausen im Gegensatz zu den Nachbargemeinden wie beispielsweise Mühlheim, Dietesheim und Obertshausen keine direkten Auswirkungen des Bombardements .zu verzeichnen. Die wenigen Bomben, die (versehentlich?) über den Ort abgeworfen wurden, fielen ins Feld, in die Rodau und in den Wald. Lediglich einige Fensterscheiben gingen dabei zu Bruch.[106]

Bei Fliegeralarm mussten allerdings die Nachbargemeinden Obertshausen und Heusenstamm benachrichtigt werden, was häufig die Tochter des Bürgermeisters übernahm.[107] Die Auswirkungen des „totalen Krieges“ mit den immer häufiger eintreffenden Todesmeldungen gefallener Soldaten traf Hausen jedoch nicht minder hart als andere Gemeinden.

Ein Volkssturm wurde auch hier aufgestellt.[108] Der NSDAP-Ortsgruppenleiter Adam Winter II. soll – wie bereits erwähnt – noch kurz vor dem Einmarsch der amerikanischen Truppen aufmunternde Ansprachen vor den rekrutierten Männern gehalten haben. Ob der Volkssturm Hausen je zum „Einsatz“ kam, ist allerdings mehr als fraglich.

In der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg hatten die Nationalsozialisten nur wenig Gelegenheit, ihre wirren Theorien vom deutschen Herrenmenschentum gegenüber den anderen europäischen Völkern zu praktizieren. Zu zahlreichen Begegnungen mit den Angehörigen fremder Völker und Nationen kam es dann während des Krieges, einerseits für die Soldaten an der Front, andererseits in der Heimat durch die Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen.

Polen waren die ersten Ausländer, die in größerer Zahl ins Reichsgebiet kamen. Nach den Eroberungen in Westeuropa folgten im Sommer 1940 Franzosen, Belgier und Holländer. Als die Nachfrage der Industrie und der Landwirtschaft nach Arbeitskräften durch den Einsatz von Kriegsgefangenen nicht mehr gedeckt werden konnte, holte man Zivilisten aus den besetzten Gebieten zum Arbeitseinsatz ins Reichsgebiet. Wie auch sonst üblich, versuchten die Nationalsozialisten dies mit zwei Methoden: Werbung und Zwang. Tatsächlich gelang es ihnen zunächst, durch geschickte Anwerbung eine erhebliche Zahl von Menschen zur Arbeit im Reich zu gewinnen. Konnten die Nationalsozialisten jedoch nicht genügend Freiwillige rekrutieren, so griffen sie zur Gewalt. In Kinos, Cafés und in Bahnhöfen veranstalteten sie Razzien und verschleppten die Festgenommenen nach Deutschland.[109]

Die Nationalsozialisten erwarteten von den Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern, dass sie sich den Anordnungen der deutschen Behörden fügten. In der Regel brachten sie die „Fremdarbeiter“, wie die offizielle Bezeichnung für sie lautete, in Barackenlagern unter. Waren solche nicht vorhanden, so schufen die Behörden Quartiere in Turnhallen und in Sälen von Gasthäusern. Auch Fabrikräume und leerstehende Lager dienten als Unterkünfte. Gemeinschaftsküchen sorgten für die Verpflegung, die bei zunehmender Verknappung der Lebensmittel kaum ausreichend war. Recht erträglich erging es in der Regel den Ausländern, die in der Landwirtschaft eingesetzt waren. Üblicherweise waren sie in Räumen untergebracht, in denen auch das Gesinde zu wohnen pflegte. Dass sie ihre Mahlzeiten gemeinsam am Tisch mit den deutschen Bauersleuten einnahmen, stellte keine Ausnahme dar.

Je länger der Krieg dauerte, desto größer wurde der Bedarf an ausländischen Arbeitskräften. Wegen der Einberufung der meisten deutschen Männer zur Wehrmacht konnten viele Firmen ihren Betrieb nur noch mit Hilfe der Ausländer aufrechterhalten.

An die 6 Millionen sollen zur Arbeitsleistung im Reichsgebiet verpflichtet oder gezwungen worden sein.

Zur leichteren Beherrschung der „Fremdarbeiter“ wurden diese gekennzeichnet. Die Kriegsgefangenen trugen zumeist ihre Militäruniformen ohne Rangabzeichen. Sowjetische Kriegsgefangene befanden sich in Lagern und hatten üblicherweise keinen Kontakt zur deutschen Bevölkerung. Zivilarbeiter aus dem Osten aber mussten ähnlich wie die Juden ein Zeichen ihrer Herkunft tragen: Polen ein „P“ und Deportierte aus der Sowjetunion ein „Ost“.

Die ausländischen Arbeiter waren zudem stark in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Öffentliche Verkehrsmittel durften sie nur mit besonderer polizeilicher Erlaubnis benutzen. Für die Ostarbeiter galten bezüglich des Ausganges noch strengere Bestimmungen. Den Nationalsozialisten war dabei bewusst, dass man sich mit den für die Produktion dringend benötigten Arbeiter aus den unterworfenen Ländern ein Heer von potentiellen Feinden ins Reich geholt hatten, die man daher streng überwachen musste.

Die ersten polnischen Arbeitskräfte trafen spätestens im April 1940 in Hausen ein und wurden verschiedenen Landwirten zugeteilt.[110] Bei den Bauern ging es den Fremdarbeitern in aller Regel gut. Wer hart arbeitete, bekam auch genug zu essen.[111] Einer dieser Männer betrat bei seiner Ankunft in Hausen ängstlich das Haus und schaute sich auf der Suche nach einem „Führerbild“ oder einer ähnlichen NS-„Ikone“ um. Als er stattdessen eine Mutter-Gottes entdeckte, fiel er überglücklich auf die Knie und begann zu beten.[112] Im November 1941 beschwerte sich allerdings einer der in Hausen beschäftigten polnischen Landarbeiter beim Arbeitsamt in Offenbach und führte Klage, Landwirt L. würde ihn misshandeln.[113]

Die seelsorgerische Betreuung der Ausländer gestaltete sich ebenfalls schwierig, da die Behörden nicht zulassen wollten, dass „Fremdvölkische“ oder besiegte Feinde zusammen mit Deutschen den Gottesdienst feierten. Das Landratsamt Offenbach wies daher im Oktober 1940 die Gemeinden an: „Für Sonntag, den 27. Oktober 1940 keine Erlaubnis an Arbeiter und Arbeiterinnen polnischen Volkstums zum Verlassen des Aufenthaltsortes erteilen, besonders nicht zur Teilnahme an einem Gottesdienst in Bieber. Gendarmerie und Gemeindevollzugspolizei wird angewiesen, am Sonntag die Aufenthaltsorte daraufhin zu kontrollieren“[114]

Die Zahl der in Hausen untergebrachten bzw. beschäftigten Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen nahm im Laufe des Krieges stetig zu und erreichte am 1. März, 1944 mit 201 „ausländischen Arbeitern“ den nachweislich höchsten Stand.[115] Beschäftigt wurden sie u.a. in einer „Metallwaren-Fabrik und Metallgießerei“, in einem Betrieb für „Hoch-, Tief-, Beton, Eisenbeton- und Straßenbau“ sowie in einem „Dampfsägewerk und Holzhandlung“.[116]

Untergebracht waren die Arbeitskräfte der Metallwarenfabrik im firmeneigenen Lager („Ostarbeiter“) sowie im „Klubgebäude des Fußballklubs Teutonia“ bzw. im ersten Stock einer Bäckerei („Franzosen“). Die „Hoch- und Tiefbaufirma“ besaß ebenso ein eigenes „Ostarbeiterlager“ (in der Bernardstraße) sowie ein Lager für die französischen Kriegsgefangenen (in der Adolf-Hitler-Straße).[117] Insgesamt sollen sich in Hausen und Obertshausen sechs Lager befunden haben.[118]

Neun bis zehn Stunden am Tag und sechs bis sieben Tage in der Woche mussten die Menschen arbeiten. Die Entlohnung war gering, mit dem Geld konnten sie ohnehin nichts anfangen. Die Verpflegung war ebenfalls ungenügend, im „Russenlager“ wurde gehungert.[119]

Über die Behandlung der Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen durch die Hausener Behörden und Bevölkerung ist nicht viel bekannt. Der Ortsgruppenleiter Adam Winter warnte zwar die Bauern stets, nicht mit den Fremdarbeitern an einem Tisch zu essen, und sie nicht im Haus schlafen zu lassen, offenbar hielt sich aber niemand an diese Mahnung.[120] Zwei Hausener wurden allerdings nach dem Krieg beschuldigt, die „Fremdarbeiter nicht gut behandelt zu haben“.[121]

 

[1] StAOH, XV/2a/-/24; ON 09.05.1931, 12.05.1931, 31.05.1931.

[2] RGBI I, S. 175ff.

[3] StAOH, VIII/8/-/2; StAOH, XV/3/-/8.

[4] HStAD, G 21 A 1914/4; ON 04.06.1933.

[5] StAOH, XV/4/-/9; StAH, XV/57/2.

[6] ON 09.08.1934, 17.08.1934, 03.10.1934, 11.01.1935, 02.02.1935, 25.02.1935, 10.07.1935, 08.10.1935, 22.09.1935, 13.07.1935, 02.10.1935, 25.10.1935, 27.10.1935.

[7] StAOH, XXVl/6/-/10, 11 und 12.

[8] StAOH, XIX/4/-/11.

[9] A. Gimbel, S. 174.

[10] StAOH, X1Xl4/-/4, 18, 30 und 32.

[11] StAOH, XIX/4/-/6, 18 und 30.

[12] Amtliches Adressbuch für Stadt und Kreis Offenbach am Main 1937/1938; StAOH, VIII/1/-/64; StAOH, XIV/4/-/1,2,5,6,8,9 und 10; HStAD, NI/3885; ON 28.06.1933, 05.02.1934; OZ 30.11.1934.

[13] Kopie im Besitz des Verfassers.

[14] Kopie im Besitz des  Verfassers.

[15] Kopie im Besitz des  Verfassers.

[16] A. Kurt/O. Schlander, S. 248.

[17] Erste Anweisung zur Ausführung der Deutschen Gemeindeordnung. Runderlass des Reichs- und Preußischen Ministers des Innern vom 22.03.1935.  Zitiert nach A. Kurt/O. Schlander, S. 249.

[18] StAOH, XV/2a/-/27.

[19] HStAD, Nl/3729; StAOH, XV/2a/-/27;  StAOH, XV/3/-1; StAOH, XIX/4/-/12, 16, 30 und 31; ON 15.08.1934, 11.01.1935.

[20] StAOH, XIX/4/-/31.

[21] StAOH, 11/2/-/7; StAOH, XV/2a/-/13 und 16; StAOH, XV/2a/-/27; StAOH, XV/3/-/3 und 4; StAOH, XIX/4/-/4; ON 31.05.1933; OZ 23.11.1934; HB 28.03.1969.

[22] StAOH, XV/2a/-/19.

[23] W. Hofer, S. 75.

[24] Dazu und  zum Folgenden A. Kurt/O. Schlander, S. 168f und S. 256ff.

[25] Amtliches  Adressbuch für Stadt und Kreis Offenbach am Main 1937.

[26] StAOH, XJXJ4/-/3 und 7. Die Angaben beziehen sich möglicherweise auf das Kriegsende (siehe auch die Ausführungen über Hausen).

[27] ON 11.10.1935.

[28] ON 06.09.1935.

[29] Zitiert nach 75 Jahre Herz-Jesu-Kirche, S. 36.

[30] A. Kurt/O. Schlander, S. 244ff.

[31] ON 18.10.1934, 21.10.1934, 24.10.1934, 05.12.1934, 21.12.1934, 18.01.1935, 28.02.1935, 15.10.1935, 19.11.1935.

[32] Rundschreiben des WHW-Kreisbeauftragten Offenbach vom 24.11.1939. HHStAW 483/3817.

[33] A. Kurt/O. Schlander, S. 239ff.

[34] D. Rebentisch/A. Raab, S. 105f.; A. Kurt/O. Schlander, S. 237.

[35] StAOH, XlX/4/-/7.

[36] W. Hofer, S. 314.

[37] W. Treue, S. XXII.

[38] ON 26.07.1933.

[39] ON 04.10.1933.

[40] StAOH, XV/3/-/1.

[41] StAOH, XIX/4/-/32.

[42] StAOH, XIX/4/-/34.

[43] StAOH, VIIl/8/-/11.

[44] D. Rebentisch, A. Raab, S. 209.

[45] StAH, VIII/20/24.

[46] StAH, VIII/28/4.

[47] ON 05.12.1935.

[48] StAOH, VIII/8/-/10.

[49] ON 18.01.1944; A. Kurt/O. Schlander, S. 347.

[50] E. Lux, S. 106; A. Kurt, O. Schlander, S. 360; K. Nahrgang, Atlas, X9/129.

[51] Gliederungsplan für den Volkssturm des Gaues Hessen-Nassau. HHStAW, 483/10458.

[52] A. Kurt/O. Schlander, S. 366.

[53] A. Kurt/O. Schlander, S. 298.

[54] StAOH, XVIII/4/-/13, 14, 16, 17 und 18.

[55] StAOH, XIX/-/13.

[56] ON 19.03.1933.

[57] StAH, XlX/4/2.

[58] StAH, XV/26/15.

[59] OZ 23.06.1933.

[60] StAH, XlX/3/10; StAH, XlX/4/2; OZ 29.06.1933; Auskünfte durch Joseph Döbert, Peter Döbert, Anton Zirkel, Sebastian Ott und Peter August Roth.

[61] H. Pingel, S. 128f.

[62] HStAD, G 12 A 1914/3.

[63] StAH XIX/5/19.

[64] StAH, XIX/5/10.

[65] 75 Jahre Obst- und Gartenbauverein, S. 17.

[66] OZ 22.07.1933.

[67] StAH, XIX/5/20 und 21.

[68] ON 04.10.1934, 19.03.1935, 23.04.1935, 21.08.1935, 19.06.1935.

[69] ON 23.05.1934.

[70] StAH, X/25/4; StAH, XXV/1/6.

[71] Dazu und zum Folgenden StAH, V/4/9; StAH, XIX/3/1, 2, 8 und 10; StAH, XIX/4/1.

[72] Wilhelm Peterhänsel war Bürgermeister in Bieber.

[73] HStAD, Nl/3738; StAH, V/4/9; StAH, VIII/20/24 und 26; StAH, XIX/3/3; Amtliches Adressbuch für Stadt und Kreis Offenbach a. M. 1937/1938; OZ 25.11.1933.

[74] ON 07.01.1934; StAH, XIX/5/1; A. Kurt/O. Schlander, S. 234.

[75] StAOH, X1X/4/-/32;  StAH, X1X/3/10; ON 20.12.1934.

[76] HHStAW, 483/10432; HStAD, Nl/3729;  StAH, X/5/1;  StAH, XlX/3/9;  StAH,  X1X/4/l.

[77] Dazu und zum Folgenden  StAH, IV/2/1 und 2; StAH, V/4/1 und 4; StAH, XV/56/1 und 2; StAH, XV/57/1 und 2; StAH, XV/206/1; StAH, XlX/4/2; ON 11.04.1935; J. Seuffert, S. 83:ff.

[78] Dazu und zum folgenden StAH, IV/1/6; StAH, XV/21/12; StAH, XV/57/3; StAH, XV/206/1; StAH, X1X/4/l; Auskünfte durch Luise Sprick geb. Messer; Spruchkammerbescheid vom 01.03.1948. Kopie im Besitz des Verfassers.

[79] StAH. V/3/2.

[80] Amtliches Adressbuch für Stadt und Kreis  Offenbach a. M. 1937/1938.

[81] StAH, V/4/9.

[82] ON 23.05.1934.

[83] StAH, XIX/11/4.

[84] StAH. XIX/11/4.

[85] StAH, V/4/5; XIX/5/15.

[86] Auskünfte durch Luise Sprick geb. Messer.

[87] HStAD, Nl/3815. Zitiert nach A. Kurt, O. Schlander, S. 247f.

[88] ON 10.11.1933.

[89] StAH, XIX/4/1.

[90] Auskünfte durch Anton Zirkel.

[91] StAH, XIX/4/1.

[92] StAH, XIX/3/10; StAH, XIX/4/1.

[93] A. Mirkes/K. Schild, Zeugnisse, S. 196.

[94] Auskünfte durch Luise Sprick geb. Messer.

[95] K. Werner, Mühlheim, S.

[96] Auskünfte durch Peter Döbert und Peter August Roth.

[97] StAOF, Akten der Betreuungsstelle Offenbach 259.

[98] StAH, VIIl/20/4.

[99] StAH, VIII/28/4.

[100] ON 29.03.1939

[101] Siehe StAH, Abteilung VIII.

[102] OZ 07.06.1944.

[103] StAH, VIII/5-17 .

[104] HStAD,  Nl/3809.  Zitiert  nach  A. Kurt/O. Schlander, S. 277.

[105] A. Kurt/O. Schlander, S. 277.

[106] Auskünfte durch Johann Vetter.

[107] Auskünfte durch Luise Sprick geb. Messer.

[108] StAH, VIII/19/38; StAH, XIX/3/10.

[109] Dazu und zum Folgenden A. Kurt/O. Schlander, S. 324ff.

[110] StAH, VIII/21/2.

[111] OP 04.06.1988.

[112] Auskünfte durch Johann Vetter.

[113] StAH, VIII/21/5.

[114] StAH, VIII/21/1.

[115] StAH, VIII/21/10, 12, 17, 18, 22, 26; StAH, VIII/22/1, JO und 12; StAH, VIII/28/14.

[116] StAH, VIII/21/17 und 22.

[117] StAH, VIII/21/17.

[118] OP 04.06.1988. 65

[119] OP 04.06.1988.

[120] Auskünfte durch Johann Vetter.

[121] StAH, XlX/3/9 und 10.